Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Krieg der Drachen - Roman

Krieg der Drachen - Roman

Titel: Krieg der Drachen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael A Stackpole
Vom Netzwerk:
er in dem Grab liegt, machen wir nur ’n Loch, durch das ein bisschen kühle Luft runter zu ihm inne Hölle kann.«
    Nathaniels Betonung des Wörtchens ›falls‹ beendete die Diskussion. Sie wussten bereits, dass er nicht in dem Grab lag, also konnte es keine Leichenschändung sein, es zu öffnen.
    Friedensreich gluckste. »Kann nicht tief begraben sein. Ham ihn Anfang März gefunden. Da war der Boden noch gefroren. Seth Pflanz hat noch nie gern tief gebuddelt – nich’ inner Erde und nich’ in seinen Taschen. Den haben wir schnell oben.«
    Weder diese Aussicht noch der Gedanke, dass sie Ilsavont so fern seines Grabes gefunden hatten, war Owen ein Trost. Er aß seinen Eintopf und überlegte sich, wie er den Geschmack hätte beschreiben können. Das Beste, was ihm dazu einfiel, war: eigenartig. Er überlegte lieber nicht allzu lange, was ein Teil des Gemüses, das in der Brühe schwamm, wohl war. Worum es sich bei dem Fleisch handelte, wusste er auch nicht, und schließlich fragte er.
    Nathaniel zuckte die Achseln. »Eichhörnchen oder Waschbär. «
    »Waschbär.« Friedensreich deutete mit dem Kopf zur Theke. »Tor hat ein Lakefaß draußen im Hof. Da schwimmen zwei, drei drin rum. Seine Frau kann richtig gutes Essen draus machen.«
    Das Fleisch war in Ordnung, auch wenn der Geschmack nahezu vollständig herausgekocht war. Es schmeckte anders als Rind, einen Hauch dunkler, näher an Kaninchen. Sehr mager. Aber es hätte eine Prise Pfeffer vertragen. Owen schaute sich um, ob welcher verfügbar war, dann machte er sich klar, dass der so weit westlich noch seltener sein musste als Glas.
    Nathaniel wischte den letzten Rest Brühe mit einem Stück Brot auf. »Hatte Zwiebeln nötig. Fertig?«

    Owen schob die halbleere Schale fort. »Ja.«
    Friedensreich legte ihm die Hand in den Nacken. »Graben macht durstig. Erst noch ’n Bier.«
     
    Die vier Männer kletterten leise über die Mauer auf den kleinen Friedhof. Sie arbeiteten sich ans westliche Ende vor. Der Weg führte sie einen flachen Hang hinab, auf dem Nathaniel und Kamiskwa nach links drifteten, während Friedensreich Bein sich nach rechts bewegte. Nach etwa zwölf Schritten blieben sie stehen und schauten einander an.
    Wald deutete auf eine Eiche. »Ist da drüben. Hab mich an den Baum gestützt, als ich auf sein Grab gepisst hab.«
    Friedensreich stützte sich auf die Schaufel. »Drang un’ ich waren drüben bei dem Stein, als wir das getan ham.«
    »Wann?«
    »Dies Frühjahr.«
    Nathaniel runzelte die Stirn. »Wir voriges Jahr.«
    »Gräber wandern nicht.« Owen ging an ihnen vorbei zu der Eiche. »War es diese hier?«
    Kamiskwa nickte.
    Owen las die Inschrift auf dem Holzkreuz. »Mercy Heide. Geboren 1762, gestorben 1763.«
    Friedensreich grunzte. »Hat an Neujahr Scharlach gekriegt. War erst drei Monate alt.«
    »Vor zwei Jahren lag sie da noch nicht.« Nathaniel ging hinüber zu den Steinen, auf die Friedensreich gezeigt hatte. Jemand hatte ein Kreuz in den Boden gesteckt, auf dem stand: Pierre Ilsavont, gestorben 1761. Gott sei seiner Seele gnädig.
    Owen verschränkte die Arme. »Falls er ruht, dann hier.«
    Nathaniel nahm dem Hünen die Schaufel aus der Hand. »Wie tief?«

    »Drei Fuß. Mehr nicht.«
    Nathaniel nickte und begann zu graben. Die Holzschaufel hatte eine Stahlkante, die das Graben hätte erleichtern sollen. Doch vom ersten Stich an traf er auf Steine. Er kratzte sie beiseite, aber mit dem vierten Stich traf er die Kante eines flachen Steins, der mindestens so groß wie ein Teller war.
    Owen ging in die Hocke. »Dieser Boden ist noch nie umgegraben worden.«
    »Bin versucht, Euch zu glauben.« Wald stützte sich auf die Schaufel. »Also, falls er eingebuddelt wurde, dann bestimmt nicht hier.«
    Owen deutete zurück zur Kirche. »Vielleicht besitzt der Priester Unterlagen. Er muss das Begräbnis doch festgehalten haben.«
    »Reiseprediger.« Friedensreich zuckte die Schultern. »Is’ in zwei Wochen wieder fällig.«
    »Den brauchen wir nicht.« Nathaniel legte sich die Schaufel über die Schulter. »Schätze, morgen früh besuchen wir den Totengräber. Wenn wir ihm ein wenig bei der Arbeit helfen, hat er vielleicht Zeit, uns zu erzählen, wo Pierre geblieben ist.«
     
    Sie kehrten ins Gasthaus zurück. Kamiskwa schlief im Stall, Nathaniel und Owen teilten sich ein Bett. Friedensreich schlief im Nachbarzimmer. Dem kurzen Gerumpel nach, das durch die Wand zu hören war, nahm er sich seinen Teil des Betts von der Mitte, und

Weitere Kostenlose Bücher