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Krieg der Drachen - Roman

Krieg der Drachen - Roman

Titel: Krieg der Drachen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael A Stackpole
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Zimmergenossen, die etwas dagegen hatten, fanden reichlich Platz auf dem Boden.
    Er hoffte inständig, dass Kattun Quitte einer davon war.
    Owen brauchte eine Weile, bis er Schlaf fand, weil ihm Quitte nicht aus dem Kopf ging. Der Mann trug einen mystrianischen Namen, und er trug mystrianische Kleidung, doch sein Auftreten deutete auf eine norillische Schulzeit hin. Ohne jeden
Zweifel hatte die Königin überall in den Kolonien Agenten, aber es ergab keinen Sinn, dass einer von ihnen den Aufstand predigen sollte. Hier draußen im Westen besaßen die Menschen kaum etwas. Sie konnten keine auch nur halbwegs ernstzunehmende Bedrohung für Norisle auf die Beine stellen. Selbst wenn die Königin Truppen in Marsch setzte, um eine Revolte zu zerschlagen, hätte ihr das nichts eingebracht. Hier waren keine Reichtümer zu gewinnen.
    Vielleicht war Quitte ein ryngischer Agent. Trotz Jahrhunderten der Feindschaft zwischen beiden Nationen gab es norillische Edelleute, die auf die Tharyngen neidisch waren. Ihre Revolution, in der sie einen tyrannischen König gestürzt und die Laureaten an seine Stelle gesetzt hatten, versprach die Herrschaft der Vernunft statt eine der Launen. Vielen Norilliern, insbesondere wohlhabenden, missfiel der Einfluss der Kirche bei Hofe. Da die ryngische Revolution die Macht der Kirche in ihrer Nation gebrochen hatte, blühten Sympathien mit den Tharyngen an Orten, die zum Verrat einladen konnten.
    Doch was hätten die Ryngen zu gewinnen, indem sie eine Revolte im Westen entfachten? Ihm die Unabhängigkeit vorzuschlagen, war nicht geeignet, die politische Kontrolle über das Gebiet zu erlangen. Möglicherweise hatten die Ryngen vor, Unruhe zu stiften, damit Norisle Truppen in die Kolonien entsenden musste. Falls eine Revolte Erfolg hatte, könnten die Ryngen sich womöglich sogar als Gönner des jungen Staates anbieten. Falls sie die Überfälle der Ungarakii beenden und andere Vorzüge bieten konnten, die von der Königin nicht zu erwarten waren, bestand sogar die Möglichkeit, dass die westlichsten Kolonien die Seite wechselten.
    Ist es das, was Friedensreich andeuten wollte? Quitte ist hier draußen, um sich ein eigenes Reich aufzubauen? Ganz abgesehen davon,
dass ein derartiger Plan verrückt war und keine Erfolgsaussichten hatte, deutete nichts darauf hin, dass es so war. Ohne Zweifel gab es zahllose Männer, die den mystrianischen Kontinent als den geeigneten Ort sahen, um sich ihre habgierigsten Träume zu erfüllen.
    Genau darin, entschied Owen, lag der Fehler in Nathaniels Sicht Mystrias. Wenn man die Menschen sich selbst überließ, würden sie versuchen, ihre eigene Freiheit auf Kosten anderer auszuweiten. Sicher, Nathaniel hatte darauf hingewiesen, dass sie das ohne Rücksicht darauf taten, in welcher Gesellschaft sie lebten. Die Gesellschaft war voller Heuchelei, das akzeptierte Owen als unangenehme Tatsache, aber zumindest setzte die Gesellschaft ihnen Grenzen. Wenn die Heuchelei aus dem Ruder lief, bestrafte die Gesellschaft sie. Ohne diesen Druck konnte ein Einzelner tun, was immer er wollte, und er würde andere – Schafe – finden, die ihm folgten. Er hatte Soldaten unfähigen Offizieren geradewegs ins feindliche Kanonenfeuer folgen sehen, ohne davonzulaufen oder kehrtzumachen, obwohl sie in den sicheren Tod marschierten und ihr Opfer völlig sinnlos war.
    Welche Macht könnte ein Mann sein Eigen nennen, sollten seine Anhänger glauben, Gott habe sie auserwählt.
    So beunruhigend dieser Gedanke war, Owen hatte nicht die Kraft, sich damit auseinanderzusetzen. Er entschied sich, ihn wieder aufzugreifen, wenn er den nächsten Eintrag in sein Tagebuch verfasste. Das ließ ihn kurz an Bethany denken, und dann länger an seine Frau, mit dem Ergebnis, dass er friedlich und mit einem Lächeln einschlummerte.
     
    Seth Pflanz wohnte zwei Meilen den Fluss hinauf. Sie waren auf dem Weg hinunter nach Hutmacherburg an seinem Hof vorbeigekommen. Die vier brachen vor dem Morgengrauen auf
und erreichten die Hütte ungefähr beim ersten Hahnenschrei. Nathaniel wollte geradewegs hinein, doch Friedensreich überredete ihn zu einer friedlicheren Strategie. Er wanderte auf den Hof und machte sich daran, Holz zu hacken.
    Seth tauchte recht schnell aus seiner Blockhütte auf. Er machte auf Owen den Eindruck eines weder körperlich noch geistig irgendwie bemerkenswerten Gesellen. Weder lächelte er, als er die vier sah, noch wurde er bleich. Er begrüßte sie einfach, als wäre ihre Anwesenheit

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