Krieg der Klone 02 - Geisterbrigaden
einbringen wird, wenn ich General Mattson Bericht erstatte. Aber irgendwie habe ich den Eindruck, dass Sie vermutlich nicht bereit sind, eine eindeutigere Aussage zu machen.«
»Tut mir leid, Jim«, sagte Captain Winters und zeigte auf die Leiche. »Genetisch betrachtet ist das hier Ihr Mann. Dr. Boutin war ein Kolonist, was bedeutet, dass er nie einen militärischen Körper erhalten hat. Und das bedeutet, dass sein Körper noch über seine komplette originale DNS verfügt hat. Ich habe den üblichen genetischen Test durchgeführt. Dieser Körper enthält Boutins DNS – und nur zum Spaß habe ich auch die Mitochondrien-RNS getestet, die ebenfalls zu ihm gehört.«
»Wo liegt also das Problem?«, fragte Robbins.
»Das Problem ist das menschliche Knochenwachstum. Im realen Universum schwankt es in Abhängigkeit von Umweltfaktoren, wie zum Beispiel Ernährung oder sportlicher Betätigung. Wenn man einige Zeit auf einer Welt mit hoher Schwerkraft verbringt und dann auf eine mit niedriger Schwerkraft umzieht, verändert das die Art und Weise, wie die Knochen wachsen. Wenn man sich einen Knochen bricht, hinterlässt auch das Spuren. An den Knochen lässt sich die gesamte Lebensgeschichte eines Menschen ablesen.«
Winters hob einen Teil des linken Beins der Leiche hoch auf, der sich vom Rest des Skeletts gelöst hatte, und zeigte auf den Querschnitt des Oberschenkelknochens, der an der Bruchstelle sichtbar war. »Das Wachstum dieses Knochens ist außergewöhnlich regelmäßig. Es gibt keine Spuren von unterschiedlichen Umwelteinflüssen oder Verletzungen. Das Muster deutet auf ein Knochenwachstum bei idealer Ernährung und ohne Stressfaktoren hin.«
»Boutin stammte von Phoenix«, warf Robbins ein. »Der Planet ist erst seit zweihundert Jahren kolonisiert. Das heißt, er gehört nicht zu einer frühen Kolonistengeneration, die noch ums Überleben kämpfen musste.«
»Das mag sein, aber trotzdem passt es nicht zusammen«, sagte der Pathologe. »Selbst wenn man mitten in einer Hochzivilisation lebt, kann man eine Treppe hinunterfallen oder sich beim Sport einen Bruch zuziehen. Natürlich ist es möglich, dass man während seines ganzen Lebens nicht einmal einen Grünholzbruch erleidet, aber kennen Sie vielleicht jemanden, der das geschafft hat?«
Robbins schüttelte den Kopf.
»Aber dieser Mann hat es geschafft«, fuhr Winters fort. »Was
wiederum nicht stimmen kann, weil in seiner medizinischen Akte steht, dass er sich ein Bein gebrochen hat, und zwar dieses hier …« Winters winkte mit dem abgetrennten Teil des Beins. »Mit sechzehn Jahren. Bei einem Skiunfall. Er ist gegen einen Felsblock gefahren und hat sich diesen Oberschenkelknochen und das Schienbein gebrochen. Aber an diesem Bein ist davon nichts zu erkennen.«
»Wie ich höre, ist die heutige medizinische Technik sehr weit fortgeschritten«, sagte Robbins.
»Sie ist ausgezeichnet, verbindlichsten Dank«, gab Winters zurück. »Aber sie kann nicht zaubern. Man bricht sich keinen Knochen, ohne dass Spuren zurückbleiben. Und selbst ein Leben ohne Knochenbrüche erklärt nicht die durchgängig regelmäßige Knochenentwicklung. Die einzige Möglichkeit, zu solchen Knochen zu kommen, besteht darin, in einer Umgebung aufzuwachsen, in der es nicht die leichteste Belastung gibt. Dazu hätte Boutin sein Leben in einer abgeschlossenen Kiste verbringen müssen.«
»Oder in einem Klontank«, sagte Robbins.
»Oder in einem Klontank«, pflichtete Winters ihm bei. »Die einzige andere Erklärung wäre die, dass sich Ihr Freund irgendwann dieses Bein amputieren und sich ein neu herangezüchtetes transplantieren ließ. Aber auch davon ist in seiner Krankenakte nichts vermerkt. Um ganz sicherzugehen, habe ich Knochenproben aus seinen Rippen, seinem Becken, seinem Arm und seinem Schädel entnommen – zumindest aus dem unbeschädigten Teil. Und alle die Proben weisen ein unnatürlich gleichmäßiges Wachstumsmuster auf. Was Sie hier haben, Jim, ist ein geklonter Körper.«
»Also ist Charles Boutin noch am Leben.«
»Das kann ich nicht sagen«, räumte Winters ein. »Ich weiß
nur, dass er nicht mit dieser Leiche identisch ist. Die einzige gute Nachricht lautet, dass alle physischen Merkmale darauf hinweisen, dass dieser Klon nicht lange vor seinem Tod gezüchtet wurde. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass er jemals wach oder überhaupt bei Bewusstsein war. Stellen Sie sich vor, Sie wachen auf, und ihr erster und letzter Blick auf die Welt wäre der in den Lauf einer
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