Krieg der Klone 02 - Geisterbrigaden
vorläufig.«
»Was soll das bedeuten?«
»Darauf komme ich noch zurück«, sagte Boutin. »Aber zuvor möchte ich dir eine Geschichte erzählen. Sie dürfte dir einiges klarmachen. Vor vielen Jahren gerieten die Obin und eine Spezies namens Ala in einen Konflikt, bei dem es um den Besitz eines Planeten ging. Oberflächlich betrachtet, waren die Ala und die Obin militärisch etwa gleich stark, aber die Armee der Ala bestand aus Klonen. Das bedeutete, dass sie alle genetisch identisch und auf dieselbe Weise angreifbar waren. Deshalb entwarfen die Obin ein Virus, das erst nach einiger Zeit aktiv werden sollte – lange genug, um sich weit genug auszubreiten -, um dann das Körpergewebe des bedauernswerten Ala aufzulösen, in dem es lebte. Die Armee der Ala wurde vollständig ausgelöscht und schließlich auch die Ala als Spezies.«
»Eine reizende Geschichte«, sagte Jared.
»Warte, es kommt noch besser«, sagte Boutin. »Vor nicht allzu langer Zeit dachte ich daran, dasselbe mit der Kolonialen Verteidigungsarmee zu machen. Aber das ist komplizierter, als es klingt. Zum einen sind die militärischen Köper der KVA immun gegen nahezu jede Krankheit – das SmartBlood würde einfach keine Pathogene dulden. Und natürlich gibt es weder in der KVA noch in der Spezialeinheit tatsächlich geklonte Körper. Selbst wenn wir sie infizieren könnten, würden sie gar nicht alle auf die gleiche Weise reagieren. Doch dann erkannte ich, dass es doch etwas gab, das bei allen Soldaten der KVA
exakt gleich ist. Etwas, mit dem ich mich sogar bestens auskannte.«
»Die BrainPals«, sagte Jared.
»Die BrainPals«, bestätigte Boutin. »Und für sie konnte ich ein zeitverzögert wirksames Virus erzeugen, das sich im BrainPal einnistet, das sich jedes Mal repliziert, wenn ein KVA-Angehöriger mit einem anderen kommuniziert, das aber zunächst inaktiv bleibt, bis zu einem bestimmten Zeitpunkt, den ich frei wählen kann. Dann würde das Virus dafür sorgen, dass jedes System, das von einem BrainPal reguliert wird, außer Kontrolle gerät. Jeder, der mit einem BrainPal ausgestattet ist, wäre auf der Stelle tot, und alle Welten der Menschen könnten überrannt werden. Schnell, einfach und schmerzlos. Aber es gab da ein Problem. Ich hatte keine Möglichkeit, das Virus einzuschleusen. Meine Hintertür eignet sich nur zu Diagnosezwecken. Ich konnte bestimmte Systeme auslesen oder herunterfahren, aber die Hintertür war nicht zur Übertragung neuer Programme geeignet. Dazu ist jemand nötig, der bereit ist, sich das Programm überspielen zu lassen und als Überträger tätig zu werden. Also machten sich die Obin auf die Suche nach Freiwilligen.«
»Die Schiffe der Spezialeinheit«, sagte Jared.
»Wir dachten uns, die Soldaten der Spezialeinheit würden empfindlicher reagieren, wenn ihre BrainPals deaktiviert werden. Ihr wart euer ganzes Leben lang nie ohne sie, während reguläre KVA-Soldaten damit zurechtkommen würden. Und das erwies sich als korrekt. Irgendwann erholt ihr euch, aber der anfängliche Schock gibt uns ausreichend Zeit, etwas zu tun. Wir haben die Leute hierher gebracht und sie zu überzeugen versucht, zu Überträgern zu werden. Zuerst haben wir gefragt, dann insistiert. Niemand wurde weich. Das nenne ich Disziplin.«
»Wo sind sie jetzt?«
»Sie sind tot«, sagte Boutin. »Wenn die Obin insistieren, geschieht das auf sehr gewaltsame Weise. Dagegen sollte ich etwas tun. Ein paar überlebten, und ich habe sie dann für meine Bewusstseinsforschung benutzt. Sie leben noch, soweit man das von Gehirnen in Einmachgläsern behaupten kann.«
Jared wurde übel. »Du bist ein mieses Schwein, Boutin.«
»Sie hatten die freie Wahl.«
»Ich bin froh, dass sie dich enttäuscht haben«, sagte Jared. »Weil ich dasselbe tun werde.«
»Das glaube ich nicht. Denn du bist anders, Dirac. Keiner von ihnen hatte mein Gehirn und mein Bewusstsein im Kopf. Aber du!«
»Selbst damit bin ich nicht du«, gab Jared zurück. »Das hast du selbst gesagt.«
»Ich sagte, dass du jetzt noch ein anderer bist«, stellte Boutin richtig. »Ich vermute, dir ist nicht klar, was mit dir geschehen würde, wenn ich das Bewusstsein, das sich hier drin befindet« – Boutin tippte sich gegen die Schläfe – »in deinen Kopf transferiere.«
Jared erinnerte sich an sein Gespräch mit Cainen und Harry Wilson, bei dem sie vorgeschlagen hatten, das aufgezeichnete Boutin-Bewusstsein noch einmal in seinen Kopf zu übertragen. Ihm wurde plötzlich eiskalt. »Damit
Weitere Kostenlose Bücher