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Krieg der Klone 02 - Geisterbrigaden

Titel: Krieg der Klone 02 - Geisterbrigaden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
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Bewusstsein einer anderen Person aufzudrücken. Man hat entschieden, Sie zu einem Kämpfer zu machen. Man hat entschieden, in welche Schlachten Sie ziehen sollen. Man hat entschieden, Sie an uns zu überstellen, als man es für richtig hielt. Und man hat entschieden, dass Sie jemand anderer werden sollen, indem Ihr Gehirn aufgeweicht wird, damit Charles Boutins Bewusstsein es übernehmen kann. Aber ich habe entschieden, dass Sie sich dafür entscheiden sollen.«
    »Warum?«, fragte Jared.
    »Weil ich dazu in der Lage bin. Und weil ich finde, dass Sie es tun sollten. Und weil es sonst offenbar niemanden gibt, der Ihnen diese Freiheit gönnt. Es ist Ihr Leben, Gefreiter. Wenn Sie entscheiden, dass wir weitermachen sollten, schlagen wir Ihnen Möglichkeiten vor, wie wir vielleicht mehr von Boutins Erinnerungen und von seiner Persönlichkeit freisetzen können.«
    »Und wenn ich es nicht will? Was passiert dann?«
    »Dann sagen wir der militärischen Forschungsabteilung, dass wir uns weigern, mit Ihnen weiterzuarbeiten«, sagte Wilson.
    »Man würde sich jemand anderen suchen, der es tut«, sagte Jared.
    »Das wird man mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit tun«, bestätigte Cainen. »Aber Sie haben Ihre Entscheidung getroffen, und auch wir hätten uns dann frei entschieden.«
    Jared erkannte, dass Cainen durchaus recht hatte. Während
seines ganzen Lebens waren die Dinge, die ihn betrafen, immer von anderen entschieden worden. Seine eigenen Entscheidungen waren auf folgenlose Situationen beschränkt gewesen oder auf militärische Konstellationen, die er nicht überlebt hätte, wenn er sich falsch oder gar nicht entschieden hätte. Er sah sich selbst nicht als Sklaven, aber er musste sich eingestehen, dass er nie darüber nachgedacht hatte, ob er vielleicht nicht in der Spezialeinheit dienen wollte. Gabriel Brahe hatte zu seinem Ausbildungstrupp gesagt, dass sie nach ihrer zehnjährigen Dienstzeit zu Kolonisten werden konnten, und niemand hatte jemals infrage gestellt, warum sie überhaupt gezwungen wurden, die zehn Jahre Dienst abzuleisten. Das gesamte Training der Spezialeinheit ordnete individuelle Entscheidungen den Bedürfnissen des Trupps oder der Staffel unter. Selbst die Integration – der größte militärische Trumpf der Spezialeinheit – verwischte das individuelle Bewusstsein zugunsten der Gruppe.
    (Der Gedanke an die Integration versetzte Jared einen heftigen Stich der Einsamkeit. Als er die neuen Befehle erhalten hatte, wurde seine Integration mit der Zweiten Staffel abgeschaltet. Das ständige unterschwellige Summen der Gedanken und Gefühle seiner Kameraden war nun einer gähnenden Leere gewichen. Wäre er nicht in der Lage gewesen, von seinen frühen Erfahrungen als isoliertes Bewusstsein zu zehren, wäre er vielleicht wahnsinnig geworden, sobald der Kontakt zu seiner Staffel unterbunden wurde. So hatte Jared den größten Teil des bisherigen Tages in ernster Depression verbracht. Es war eine blutige und schmerzhafte Amputation, und nur das Wissen, dass sie wahrscheinlich nur vorübergehend war, machte das Ganze überhaupt erträglich.)
    Jared erkannte mit zunehmendem Unbehagen, wie viel ihm
in seinem Leben vorgesetzt, angeordnet und vorgeschrieben wurde. Ihm wurde bewusst, wie schlecht er darauf vorbereitet war, die Entscheidung zu treffen, die Cainen ihm überlassen wollte. Spontan tendierte er dazu, Ja zu sagen, dass er weitermachen wollte, dass er mehr über Charles Boutin erfahren wollte, den Mann, der er eigentlich sein sollte, um zu ihm zu werden, wenigstens auf gewisse Weise. Aber er wusste nicht, ob das etwas war, das er wirklich wollte, oder nur etwas, das von ihm erwartet wurde. Jared ärgerte sich, aber nicht über die Koloniale Union oder die Spezialeinheit, sondern über Cainen – weil er ihn zwang, sich selbst zu hinterfragen und sich bewusst zu machen, wie schwer ihm die Entscheidung fiel.
    »Was würden Sie tun?«, wollte Jared von Cainen wissen.
    »Ich bin anders als Sie. Ich kann nicht für Sie sprechen.« Mehr wollte Cainen nicht dazu sagen.
    Wilson war genauso wenig hilfsbereit. Beide setzten ihre Arbeit im Labor fort, während Jared nachdachte und auf die drei Bewusstseinsabbildungen starrte, die allesamt ihn darstellten, auf die eine oder andere Art.
    »Ich habe eine Entscheidung getroffen«, sagte Jared mehr als zwei Stunden später. »Ich will weitermachen.«
    »Können Sie mir erklären, warum?«, fragte Cainen.
    »Weil ich mehr über all das hier wissen will.«

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