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Krieg der Ordnung

Titel: Krieg der Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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wo die Hufe den Boden trafen.
    Narr! schalt Justen sich. Jetzt hast du ihm Angst eingejagt. Das ist ein Pferd der Weißen. Der Ingenieur runzelte die Stirn. Ob ich mit allen Pferden solche Schwierigkeiten haben werde? Er schüttelte den Kopf. Nicht alle Weißen waren gleichermaßen vom Chaos erfüllt und angesichts der großen Zahl Gefallener und Verwundeter mussten hier etliche herrenlose Pferde herumlaufen. Oder etwa nicht?
    Zwei Straßenbiegungen weiter begegnete er einem weiteren Pferd, aber das Gefühl von Weiß war so stark, dass der Ingenieur nur seufzte und weiterging. Er fragte sich, ob die Weißen Sarron dem Erdboden gleich machen würden, bevor er auch nur fünf Meilen zurücklegen konnte.
    Nach einer Weile blieb Justen stehen und überblickte Sumpfland und Straße. Der Weg, der am Sumpf entlang führte – diesen Weg hatte er am vergangenen Abend genommen –, war kaum mehr als drei Meilen lang gewesen. Die Straße jedoch wand sich wie eine Eidechse und war deshalb beinahe doppelt so lang wie der Weg. Er holte tief Luft, als er wieder ein Pferd vor sich spürte.
    Eine zierliche braune Stute graste neben der Straße am Rand des Sumpfes. Justen runzelte die Stirn, als er den blutüberströmten Sattel sah. Hinter einer kleinen Eiche blieb er stehen und lauschte, aber außer den fernen Geräuschen der Wagen und Truppen konnte er nichts hören. Dann machte er einen Schritt.
    Die Satteldecke war grau. Justen ließ die Sinne hinausgreifen, aber er konnte kein Anzeichen von Chaos aufspüren. Nur einen Hauch von Weiß fing er auf, als hätte sich ein mit Unordnung erfüllter Mensch hier aufgehalten und wäre nach einer Weile weitergezogen. Einen lebenden Menschen konnte er in der Umgebung nicht spüren.
    Langsam schob sich der Ingenieur weiter. Die Stute schaute kurz auf. Justen blieb stehen. Die Stute wieherte, bewegte sich aber nicht. Sie sah Justen nur an.
    Zwischen Straße und Mauer lag ein dunkelgraues Bündel im Gras.
    Justen runzelte die Stirn, ging langsam zur Mauer und setzte sich einen Augenblick.
    »Na, bist du ganz allein?«, fragte er beiläufig, wobei er jedoch das graue Bündel betrachtete, das niemand anders als die Reiterin der Stute war. Er berührte die Gestalt mit seinen Ordnungs-Sinnen, aber die Soldatin war tot … eine ganze Weile schon, wie ihm gleich darauf bewusst wurde. Möglicherweise schon seit der Schlacht des vergangenen Tages.
    Im Gegensatz zu dem anderen Pferd wurde die Stute nicht nervös, als sie die Ausstrahlung seiner Ordnungs-Sinne spürte. Es war ein gutes Zeichen, dass sie nicht in Panik geriet. Er blieb vorerst auf der Mauer sitzen.
    »Du bist aber wirklich eine treue Seele, ganz anders als die anderen Tiere. Du wartest, dass deine Reiterin wieder aufsteht, nicht wahr? Ich fürchte bloß, das wird nicht geschehen.«
    Die Stute wieherte wieder.
    Justen rutschte auf den nächsten Stein, ein Stück weiter in Richtung der Stute und der toten Kämpfern.
    »Ich wünschte, du könntest dich entschließen, mich näher heran zu lassen.« Er schob sich noch einmal zwei Steine weiter. Jetzt konnte er mit den Spitzen der mit Schlamm verschmierten Stiefel beinahe die ausgestreckte Hand der toten Eisernen Gardistin berühren.
    Langsam beugte Justen sich vor und drehte die Tote halb herum. Trotz des im Tode stumpfen Gesichtsausdrucks hatte die Frau mit dem kurzen schwarzen Haar einmal recht gut ausgesehen. Und jung war sie gewesen. Irgendwie erinnerten ihn die breiten, kräftigen Schultern und das dunkle Haar an Altara. Die tote Eiserne Gardistin hätte die Schwester der Leitenden Ingenieurin sein können. In der linken Hand hielt sie einen Pfeil mit einer Spitze aus Schwarzem Eisen, die rechte Schulter und der Brustkorb waren mit Blut verkrustet.
    Justen musste sich zwingen, die Hände ruhig zu halten, als er sie auf den Rücken drehte. Er schloss einen Augenblick die Augen, als er an seine Pfeilspitzen aus Schwarzem Eisen dachte. Wie stolz er doch auf ihre Wirkung und seine Geschicklichkeit gewesen war.
    Die Stute schnaubte und stupste seine Schulter an.
    »Also gut, ich werde tun, was ich kann. Aber ich werde dich festbinden, damit du mir nicht wegläufst.«
    Er band die Stute an einen kleinen Baum, der schräg aus der Mauer wuchs, und durchsuchte den Tornister und die Satteltaschen. Doch er konnte nichts finden, was er als Schaufel hätte benutzen können.
    Du bist ein verdammter Narr. Er zog die Tote herum und schleppte sie zu einer Vertiefung auf der anderen Seite der Mauer. Dort

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