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Krieg der Ordnung

Titel: Krieg der Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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sich ein wenig und eine weitere Serie von Erdstößen lief durch den Boden nach Sarron.
    Die Stadtmauern schwankten hin und her und immer mehr hellrosafarbene Steine brachen heraus.
    Jehan schluckte wieder, Eldiren lächelte grimmig. Beltars Gesicht blieb ausdruckslos, nur auf der Stirn über den fest geschlossenen Augen sammelten sich Schweißperlen.
    Wieder fiel ein loser Stein aus dem Wachturm. Als Jehan den Blick von der neu entstandenen Lücke in der Brustwehr abwandte und noch einmal nach Sarron schaute, brach ein ganzer Abschnitt der Stadtmauer in einer Kaskade aus Steinen in sich zusammen. Gleichzeitig stieg eine riesige Staubwolke auf.
    Die Rauchwolken über Sarron wurden dichter und versperrten schließlich den Blick auf die geschundenen Mauern, während die Gestalten auf der Hauptstraße wie Ameisen aus einem zerstörten Bau zum Fluss rannten. Die fernen Schreie und Rufe und das Grollen der einstürzenden Mauern verschmolzen zu einem allgegenwärtigen qualvollen Summen.
    Die Sonne stand schon ein gutes Stück über dem Horizont, als Beltar die Augen öffnete und sich den fernen, rauchenden Schutthaufen ansah. Immer noch liefen Nachbeben durch die Erde und hier und dort brannten Häuser. Schmieriger schwarzer Rauch mischte sich mit weißem Qualm und besudelte den Himmel. Die Flammen schienen am Horizont selbst zu lecken.
    »Habt Ihr jemanden am Leben gelassen?«, flüsterte Eldiren.
    Beltar drehte sich zu ihm um. »Möglicherweise haben einige überlebt, die sich nicht in der Nähe von Gebäuden oder Mauern aufhielten.«
    »Warum habt Ihr das nicht schon während der Schlacht gemacht?«, fragte Jehan.
    Beltar drehte sich zu ihm um und deutete mit einer ausholenden Geste auf die mit Asche bedeckte aufgewühlte Erde südlich des Turms. »Es ist fast unmöglich, Schanzen zu zerstören.«
    »Aber Ihr hättet Euch doch durch den Wald anschleichen und die Stadt zerstören können«, widersprach Eldiren. »Das Heer hätte sich dann sicher ergeben.«
    »Dann hätten wir uns tausenden von wütenden bewaffneten Männern und Frauen gegenüber gesehen, die nichts mehr zu verlieren gehabt hätten … Da die Sarronnesen unsere Bedingungen ablehnten, durften wir ihre Stadt zerstören. So etwas wird von den Menschen akzeptiert – eine Stadt zu zerstören, ohne eine Schlacht geschlagen zu haben, jedoch nicht. Es ist nötig, zuerst zu kämpfen.«
    »Aber das ist doch verrückt.« Eldiren schüttelte den Kopf.
    »Nein, so ist der Krieg.« Beltar starrte die Treppe hinunter, während sich schwere Wolken über Sarrons rauchenden Trümmern sammelten.
    Ein leichtes Lächeln spielte um seine Lippen. Jehan nickte, bevor er den anderen beiden die schmale Treppe des Wachturms hinunter folgte.

 
XLVI
     
    D irekt hinter einer Kurve, neben einem Hain verwachsener Weiden, war etwas Lebendiges. Justen griff mit den Sinnen hinaus und lächelte erfreut, als er ein Pferd spürte. Stirnrunzelnd versuchte er festzustellen, ob auch ein Reiter in der Nähe wäre, aber er konnte niemanden ausfindig machen.
    Vorsichtig legte er die Hülle aus Licht um sich und ging so leise wie möglich weiter … blieb stehen und lauschte, schob sich weiter … blieb stehen und lauschte und schob sich noch ein Stückchen weiter, bis er an den Weiden vorbei war.
    Als er sich überzeugt hatte, dass dort wirklich nur ein Pferd stand, ließ er den Schild fallen und sah sich um. Ein kastanienbrauner Wallach stand neben der Straße und rupfte das kurze Gras ab, das am Rand des Sumpfes wuchs. Justen grinste, dachte an seine wund gelaufenen Füße und näherte sich langsam dem Pferd. Als er die dunklen Flecken auf dem Sattel, der Decke und der Mähne sah, blieb er stehen.
    Der Wallach wieherte. Justen machte noch einen Schritt und blieb stehen. Der Wallach schnaubte, machte einen Schritt von der Straße herunter ins Stoppelfeld und zog sich von der Hecke zurück, die unter den verkrüppelten Weiden begann.
    »Ruhig, mein Junge. Ganz ruhig …« Der Ingenieur machte wieder einen Schritt.
    Der Wallach beobachtete ihn. Dann hob er den Kopf und wich weiter aus.
    »Ruhig …« Justen machte einen kleinen Schritt. Der Wallach wich aus. Justen versuchte es noch einmal, und das vorsichtige. Tier wich weiter zurück.
    Schließlich flößte Justen dem nervösen Pferd eine Spur Ordnung ein, um es zu beruhigen.
    Der Wallach wieherte laut, als hätte Justen ihm eine Brandwunde zugefügt, warf sich herum und galoppierte über das Stoppelfeld davon. Dicke Staubwolken stiegen auf,

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