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Krieg der Ordnung

Titel: Krieg der Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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paar Bissen Käse und ein Happen vom alten Brot im Reiten hatten die Kopfschmerzen halbwegs vertrieben, aber die Müdigkeit war geblieben.
    Schließlich bog der Weg ein wenig nach Westen ab – oder Justen hatte wenigstens das Gefühl, es sei diese Richtung – und führte den ersten von mehreren Hügeln hinauf. Hauptsächlich damit beschäftigt, nicht im Sattel einzuschlafen und daher nicht sehr aufmerksam, hatte Justen die Hügel nicht mitgezählt, aber irgendwann machte der Pfad eine weitere Biegung und lief durch einen Einschnitt zwischen zwei Hügeln fast schnurgerade nach Süden.
    Eine Spur von Ordnung, eine unsichtbare Aura der Ordnung, schien an Justen zu zerren. Er zügelte das Pferd und sah kopfschüttelnd den Hügel hinunter, aber die Augen wollten ihm einfach kein scharfes Bild übermitteln. Er konnte dort unten einen Bach hören, der anscheinend neben einem kleinen Kiefernhain gurgelte. Er kniff die Augen zusammen und versuchte, mit den Sinnen zu forschen. Soweit er es fühlen konnte, gab es dort zwischen den Bäumen eine Lichtung, aber es waren keine Tiere oder Menschen in der Nähe. Der baumlose Teil des kleinen Tals, das zwischen den Hügeln lag, schien eine tiefe Ruhe auszustrahlen.
    Justen betrachtete den Hügel. Unterhalb seines Standortes war das Gelände fast frei von Büschen und Bäumen. Von den wenigen Bäumen, die es gab, schienen seine Augen immer wieder abzuirren. Hauptsächlich mit Hilfe seiner Sinne lenkte er die Stute durch die Lücken zwischen den hohen Bäumen hindurch. Als er abstieg und mit den Füßen den Boden berührte, auf dem eine dicke Schicht Kiefernnadeln lag, gaben fast die Knie unter ihm nach.
    »Oooh …«
    Die Stute schnaufte.
    »Vielen Dank für die Aufmunterung, Mädchen.«
    Die Stute wollte Justen zum Bach zerren, der zwischen Findlingen und größeren Felsblöcken über Kieselsteine plätscherte.
    »Nicht dort entlang, Dummchen. Da wirst du dir nur die Hufe aufschlagen. Hier entlang.«
    Während die Stute trank, sah Justen sich aufmerksam um. Es waren nicht mehr als ein halbes Dutzend hohe Kiefern, die beinahe kreisförmig angeordnet waren und den zwischen ihnen frei gebliebenen Raum mit ihrem Astwerk überdachten. Der Bach tauchte aus einem Gewirr von Dornenbüschen und Rotbeeren auf, lief über die Lichtung und verschwand auf der anderen Seite in ebenso dichtem Bewuchs.
    Justen schürzte die Lippen und forschte noch einmal mit den Sinnen. Schließlich schüttelte er den Kopf. Abgesehen von einer Ausstrahlung von Ordnung, die sogar die Felsen und Bäume zu durchdringen schien, konnte er nichts feststellen. Offenbar war die Lichtung vor Jahren zu einem Zweck geschaffen worden, der mit der Ordnung zu tun hatte, aber jetzt war keine Spur mehr davon zu erkennen. Oder besser, er konnte nichts auffangen.
    Nachdem die Stute getränkt war, lief er eine Weile auf der Lichtung herum, konnte aber keine Anzeichen dafür finden, dass hier in der letzten Zeit jemand angehalten oder gelagert hätte. Schließlich sattelte er die Stute ab und band sie an eine Kiefer. Er ließ ihr genug Spielraum, damit sie das dichte Gras hinter den Bäumen und auf dem schmalen Streifen vor den dichteren Büschen abrupfen konnte.
    Inzwischen war es beinahe stockdunkel und er musste sich ganz auf seine Sinne verlassen, um seine Vorräte zu finden und auszupacken. Gegen einen Kiefernstamm gelehnt, lauschte er dem sanften Gurgeln des Bachs und dem Rauschen der Kiefernäste in der abendlichen Brise.
    Sein Nachtmahl, das in Sarronnyn wohl Abendessen hieß, bestand aus einem Birnapfel, etwas Käse und einem Stück Brot. Dazu gab es reichlich kühles Wasser aus dem Bach. Das Wasser schien zwar klar und sauber zu sein, aber er hatte es trotzdem vorsichtshalber mit einem Ordnungs-Spruch gereinigt. Wer wusste schon, durch welche Schafweiden es vorher geflossen war?
    Die Kiefernnadeln ergaben zusammen mit der Decke ein weiches Bett, wie er es seit Tagen – oder waren es Jahre? – nicht mehr hatte genießen können. Im Kiefernhain fühlte er sich zwar einigermaßen sicher, aber er baute trotzdem einen einfachen Schutz auf – den einzigen, den er kannte –, um gewarnt zu werden, falls irgendetwas Großes sich nähern sollte. Dann wickelte er sich in die Decke und ließ sich erschöpft niedersinken.
    Das Erwachen war schwer, er fühlte sich benommen. Anscheinend befand er sich nicht mehr im Wald. Er war der Stute nachgelaufen, die ihm tänzelnd immer wieder auswich und knapp außerhalb seiner Reichweite blieb.

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