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Krieg der Ordnung

Titel: Krieg der Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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Satteltasche los und ging wieder ins Lagerhaus. Er beugte sich mit dem Oberkörper tief ins Fass, wobei er darauf achtete, den beiden gebrochenen Fassdauben auszuweichen, und klaubte die feuchten Oliven auf. Vorsichtig, um sich nicht an den Kernen die Zähne auszubeißen, aß er zwischendurch einige der Früchte.
    Als er sich schließlich wieder aufrichtete, war die Satteltasche mehr als halbvoll. Er wollte schon hinausgehen, doch dann schüttelte er den Kopf. Auch wenn die Oliven, hätte er sie einfach dort gelassen, in kurzer Zeit verdorben wären, konnte er sie nicht einfach mitnehmen. Er legte zwei Kupferstücke aufs Regal.
    Als er wieder auf den Hof trat, wieherte die Stute, wanderte zu einem Grasbüschel und begann zu fressen. Justen setzte die Satteltasche auf die Brunnenmauer und ließ noch einmal den Eimer hinunter, um sich die Salzlake von den Händen zu spülen. Anschließend trocknete er sich die Hände an den Hosen ab.
    Dann warf er wieder einen Blick zur Satteltasche. Er hatte nicht alle Oliven mitnehmen können, weil einige bereits schimmelten. Er zuckte mit den Achseln und konzentrierte sich, um den Früchten ein wenig Ordnung einzugeben, damit sie nicht zu schnell verdarben.
    Ihm wurde etwas schwindlig und er musste sich neben die Satteltasche auf die Steine setzen, um sich auszuruhen.
    »Dafür, dass du nur ein Ingenieur bist, machst du dich gar nicht so schlecht.«
    Der Schrei eines Vogels ließ ihn auffahren.
    Die Aaskrähe hockte auf einem toten Ast eines Olivenbaums und hatte den Kopf schräg gelegt, als wolle sie den Ingenieur gründlich mustern.
    Die Stute wieherte leise.
    »Ich weiß, ich weiß. Wir stecken in Schwierigkeiten, Mädchen.« Er sah zur Straße, aber dort war niemand. Dann stand er auf, nahm die Satteltasche, ging zum Pferd und befestigte sie wieder an ihrem alten Platz. Er holte noch ein paar Oliven heraus und schob sich eine in den Mund, bevor er aufstieg.
    Wieder schrie die Aaskrähe im Olivenbaum.
    Justen ruckte an den Zügeln und das Pferd trug ihn gehorsam auf die Straße hinaus. Die Luft war immer noch heiß und still.
    Weniger als zwei Meilen weiter bog die Straße wieder nach Süden ab. Justen hatte seine Jacke inzwischen so weit wie möglich geöffnet. Er schwitzte am ganzen Körper, dabei hatte die Sonne am blaugrünen Himmel noch nicht einmal den Zenit erreicht.
    Das Gras, das neben der Straße wuchs, war hier kürzer, brauner und spärlicher. Zwischen den Büscheln waren immer wieder Flecken von Sand oder nacktem Fels zu sehen. Hier gab es keine Mauern mehr, die Obstgärten einfriedeten, und keine Wasserläufe durchzogen die Ebene, über die er jetzt ritt. Nur die Spuren von Wagen und von Schafen bewiesen, dass die Straße vor einiger Zeit noch benutzt worden war.
    Er öffnete die Wasserflasche und trank einen großen Schluck.
    Wieder eine Meile weiter sah er ein paar niedrige Büsche in einer Reihe stehen, die fast im rechten Winkel zur Straße verlief, auf der er ritt. Über den Büschen schien die Luft zu flimmern, dass es beinahe aussah wie die Luftspiegelung eines Sees. Justen blickte nach Westen, aber die Ebene blieb unverändert, als er sich der Illusion näherte, die zurückzuweichen schien, während die Büsche verharrten, wo sie waren.
    Die Büsche markierten die Kreuzung mit einer anderen Straße, die breiter und in regelmäßigen Abständen mit Wegsteinen ausgestattet war. Auf dieser Straße gab es auch zahlreiche Spuren von Tieren und Wagen, die, wie Justen hoffte, alle nach Clynya führten.
    »Vielleicht kommen wir jetzt endlich doch ans Ziel.«
    Justen trank noch etwas Wasser und berührte den Hals der Stute, um zu fühlen, wie es ihr in der Wärme erging. Bisher zeigte sie keine Anzeichen von Schwäche.
    Obwohl die Sonne hoch am nach wie vor wolkenlosen Himmel stand, wehte ein etwas kühlerer Wind von Westen, als Justen in die Uferstraße einbog. Die wenigen verstreuten Katen waren, genau wie alle anderen, die er gesehen hatte, verlassen.
    Justen runzelte die Stirn. Warum hatten die Sarronnesen nur solche Angst vor den Weißen? Trotz ihrer Abneigung gegen jeden, der sich der Legende verschrieben hatte, machten die Weißen gewöhnlich nur die Städte dem Erdboden gleich, die ihnen Widerstand leisteten. Dann lachte Justen trocken. Da sie an die Legende glaubten, blieb den meisten Sarronnesen wohl nichts anderes übrig, als sich gegen die Weißen aufzulehnen.
    Aber gab es überhaupt eine Möglichkeit, die Weißen aufzuhalten? Er schüttelte den Kopf,

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