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Krieg der Ordnung

Titel: Krieg der Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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langsamer reiten.«
    Eldiren ignorierte den verwirrten Gesichtsausdruck des Unteroffiziers und fuhr fort: »Weißt du, wenn wir diesen Ingenieur wirklich fassen wollen, müssen wir womöglich einen Angriff auf Clynya durchführen. Ich bin ziemlich sicher, dass die Brücke dort stark befestigt ist. Vielleicht zerstören die Einwohner sie sogar.«
    Der Unteroffizier schluckte.
    »Wenn diese Hetzjagd aber zuviel Zeit verschlingt und die Pferde zu sehr beansprucht, müssen wir vielleicht auch umkehren und nach Rohrn oder bis zu der sarronnesischen Straße zurückreiten.«
    »Aber der Magier Zerchas wird …«
    »Allerdings. Der Magier Zerchas wird …« Eldiren schürzte die Lippen und lächelte leicht.

 
LIV
     
    J usten blinzelte im Zwielicht und versuchte, im Dunst und im trüben Licht die Straße nach Clynya zu finden, die sich nun schon so lange vor ihm zu verbergen schien.
    Das Pferd schnaubte, als hätte es genug von Fußwegen und schmalen Straßen, die ins Nichts führten.
    Justen atmete tief durch und wünschte, er könnte die Wahrnehmung mit dem Wind fliegen lassen, wie Gunnar es tat. Leider lag seine Begabung aber nicht auf diesem Gebiet: Ohne seine Augen konnte er höchstens ein paar hundert Ellen weit sehen.
    Irgendwo im feuchten Zwielicht war ein metallisches Klingen zu hören. Justen zog die Zügel an und brachte die Stute unter einer Eiche, die bereits die Hälfte ihrer Blätter verloren hatte, zum Stehen. Während er angestrengt lauschte, fiel ein gelbes Blatt vom Baum und landete auf seinem Handrücken. Er schüttelte es ab.
    Vor ihm befand sich eine fast acht Ellen hohe Steinwand, die sich mindestens zweihundert Ellen weit über die Hügelkuppe erstreckte. Im Wachturm an der Ecke saßen zwei Mann, einer war mit einer Armbrust bewaffnet. Justen lauschte weiter und versuchte, das Murmeln aufzufangen.
    »… ein paar Deserteure aus den Truppen der Tyrannin in der Gegend von Rohrn aufgetaucht … versucht, den Fluss zu überqueren.«
    »… wünsche ich ihnen alles Gute.«
    »… glaubt, die Weißen kämen hierher … Lanzenreiter vielleicht.«
    So ein Pech aber auch! Justen war auf ein Anwesen oder die Fluchtburg eines Würdenträgers aus der Umgebung gestoßen, der eine eigene bewaffnete Truppe unterhielt. Wieder fiel ein gelbes Blatt vom Baum, das knapp am rechten Auge der Stute vorbeiflog. Ihre Ohren zuckten und sie schüttelte den Kopf. Justen klopfte ihr auf den Hals. »Ruhig … ganz ruhig, Mädchen«, flüsterte er.
    »… glaube, sie werden angreifen …«
    »Früher oder später gewiss. Aber nicht jetzt gleich.
    Sind nur acht bis zehn Dutzend … nicht genug, um uns gefährlich zu werden …«
    »… aber ein Magier dabei …«
    »… Mauern … sind wir hier sicher …«
    »Na, hoffentlich …«
    »Wünschte, Bildar wäre endlich da …«
    Justen tätschelte noch einmal den Hals des Pferdes und lenkte es zurück, bis er die letzte Abzweigung erreichte. Er war zwar sicher, dass die Uferstraße nicht weit von der Festung entfernt war, aber er hatte keine Lust, an einem Anwesen vorbei zu schleichen, das hundert Weißen Lanzenreitern widerstehen konnte, zumal der Nebel sich jederzeit lichten konnte und es noch nicht einmal dunkel war.
    Er wagte kaum zu atmen, bis er sich fast eine halbe Meile entfernt und die letzte Abzweigung erreicht hatte. Als er dort anhielt, musste er gähnen. Warum war er nur so müde?
    Grinsend schüttelte er den Kopf. Abgesehen von Nahrungsknappheit, Schlafmangel, ständiger Angst und dem Versuch, eine alte Frau zu heilen – ganz zu schweigen von den körperlichen Strapazen der Schlacht um Sarron – hatte er doch wirklich keinen Grund, müde zu sein.
    Achselzuckend lenkte er die Stute den Weg auf der linken Seite hinunter. Der schmale Fußweg schien parallel zur unsichtbaren Straße zu verlaufen, statt sich mit ihr zu vereinigen. Als er durch die zunehmende Dunkelheit ritt, beobachtete er das Gelände auf der rechten Seite: die ordentlichen, aus Steinquadern gebauten Mauern, die gestrichenen Zäune, die viel besser unterhalten waren als das meiste, was er bisher in diesem Land gesehen hatte. Wahrscheinlich gehörte das ganze Land in der Umgebung dem Besitzer des umfriedeten Anwesens, dem er ausgewichen war.
    Erst als der gewundene Pfad ihn und die Stute wieder zu buckeligen, felsigen Schafweiden mit verfallenen Mauern und Zäunen geführt hatte, dachte Justen daran, sein Nachtlager aufzuschlagen, obwohl er die ganze Zeit gegähnt hatte und alle Muskeln weh taten. Ein

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