Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Krieg der Ordnung

Titel: Krieg der Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
Vom Netzwerk:
den Horizont berührte. Ohnmächtig musste er mit ansehen, wie die Weißen Truppen an der Kreuzung ein Lager aufschlugen.
    Über ihm kreiste die Aaskrähe und schrie.
    Justen schluckte. Falls er noch irgendwelche Zweifel gehabt hatte …
    Er betrachtete die ebene Straße, auf der er gekommen war. Wohin sollte er jetzt reiten? Konnte er einfach abwarten? Wenn er auf dem gleichen Weg zurückkehrte, würde er der Streitmacht des Weißen Magiers begegnen. Aber gegen ein Dutzend Weiße Lanzenreiter konnte er nichts ausrichten und der sanfte Hang vor der Kreuzung war viel zu gut zu überblicken, als dass er hätte hoffen können, ihn unbemerkt zu überqueren. Seine Sinne waren nicht scharf genug, als dass er hätte über einen Acker reiten können, den er nicht kannte. Ein Loch, und die Stute würde sich ein Bein brechen. Außerdem waren die Weißen bereits gewarnt und würden in die Luft oberhalb der Staubwolken feuern. Er schluckte und fragte sich, ob er warten sollte, bis es tiefe Nacht war.
    Wieder schrie die Aaskrähe über ihm.
    Er drehte sich um und blickte die Straße zurück, die er gekommen war.
    Hinter dem zweiten Hügel stieg eine Staubwolke auf.
    »Bei der Dunkelheit!«
    Die Krähe schrie erneut.
    Justen stieg müde auf seine Stute und entfernte sich von der Kreuzung. Ein Stück zurück hatte er eine Seitenstraße gesehen. Da die Weißen aber diese Stelle früher als er erreichen würden – er nahm die Staubwolke jedenfalls als Zeichen dafür, dass Weiße Truppen ihn verfolgten, und zwar allem Anschein nach sogar eine größere Gruppe –, blieb ihm nichts anders übrig, als querfeldein zu reiten.
    Er widerstand dem Impuls, die Stute traben oder im Galopp laufen zu lassen, und ritt den sanften Hang hinunter, den er kurz vorher erklommen hatte. Dabei musterte er genau das Gelände auf der rechten Seite, im Süden, und versuchte, sich alle Einzelheiten einzuprägen.
    Am Fuß des Hügels legte er den Licht-Schild um sich und die Stute, wandte sich quer über das offene Weideland nach Süden und hoffte, sein Gedächtnis würde ihn nicht im Stich lassen.

 
LVI
     
    E ldiren runzelte die Stirn.
    »Was ist geschehen, werter Magier?«
    »Er ist verschwunden. Es war einer dieser feigen Schwarzen Tricks. Aber das wird ihm jetzt nicht mehr helfen. Wir haben ihn geortet.«
    »Ich bitte um Verzeihung, Ser?«
    Eldiren schüttelte unwillig den Kopf.
    Der Offizier zuckte entschuldigend und etwas ängstlich mit den Achseln.
    Eldiren seufzte. »Es ist ganz einfach. Er weiß, dass die anderen die Kreuzung halten und er ist Ingenieur, kein Magier. Also wird er entweder versuchen, unsere Leute zu umgehen und hinter ihnen auf die Uferstraße zu kommen, oder er wird versuchen, da vorn auf die Seitenstraße zu gelangen.«
    »Aber … aber nach allem, was Ihr gesagt habt, ist er mehr als eine Meile von der Straße entfernt, wir jedoch nur ein paar hundert Ellen.«
    »Er wird querfeldein reiten, aber er muss es halb blind tun und dadurch wird er langsamer. Nimm ein Dutzend Leute, die Vierte zum Beispiel. Reite an der Kreuzung vorbei, bis du die Gabelung auf dieser Seite des Flusses erreichst. Du wirst die Stelle erkennen. Von dem Punkt an, wo die Straßen sich vereinigen, sind es nur noch ein paar hundert Ellen bis zu der großen Zugbrücke, die den Sarron überquert und nach Clynya hinein führt. Die Brücke ist natürlich hochgezogen. Besetze einfach die Kreuzung so nahe wie möglich an der Brücke, wie es sicher ist, und warte auf uns. Wenn nötig kannst du Häuser plündern und Vorräte mitnehmen.«
    »Was ist mit dem Ingenieur?«
    »Wenn ihr die Abzweigung haltet, kann er nicht den Fluss überqueren. Er muss sich mindestens noch einen Tag lang, wenn nicht länger, durch die Wildnis schlagen. Sobald ihr an ihm vorbei seid und auf der Uferstraße wartet, kann er diesen Weg nicht mehr nehmen. Wir werden uns direkt hinter ihn setzen. Falls ihr Staubwolken seht, wisst ihr ja, wohin ihr zielen müsst.« Eldiren lächelte.
    Der Offizier schauderte.

 
LVII
     
    J usten tupfte sich den Schweiß vom Gesicht und fragte sich, wie weit er und die Stute noch würden reiten können. Er war genau so müde wie das Pferd. Wann immer er versuchte, sich dem Fluss zu nähern, hatte es den Anschein, als wären neue Weiße Truppen dort eingetroffen. Er hatte nicht mehr die Kraft, sich vor der verdammten Aaskrähe abzuschirmen, und die Sonne hatte den ganzen Tag unbarmherzig am Himmel gelodert. Seine ungeschützte Haut war verbrannt, vor allem im

Weitere Kostenlose Bücher