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Krieg der Ordnung

Titel: Krieg der Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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danach einsetzte.
    »Ich glaube, das war alles für heute Abend«, erklärte Claris. »Ich werde in einigen Tagen mit Altara und Nirrod über die Pfeile sprechen.«
    Ryltar stand auf, nickte und zog sich schweigend zurück.
    Jenna sammelte einige Dokumente ein und steckte sie in eine Ledermappe.
    »Ihr seid hart mit Ryltar umgesprungen.« Claris sah vom Fenster zu der jüngeren Frau.
    »Er ist auch ein harter Brocken. Warum versteht er es denn nicht?« Jenna schüttelte den Kopf. »Manchmal denke ich, wir hätten nicht damit aufhören sollen, junge Leute ins Exil zu schicken. Die Idee, sie müssten eine Probezeit durchlaufen und in der Gefahrenbrigade dienen, war durchaus sinnvoll. Manche Leute begreifen einfach nicht, was wir hier haben, wenn sie die Alternativen nicht kennen gelernt haben.«
    »Es würde aber viel größere Gefahren brauchen als jene, denen wir uns stellen mussten, um die Leute davon zu überzeugen.«
    »Genau deshalb gibt es ja den Rat«, antwortete Jenna aufgebracht. »Um ungeliebte Entscheidungen zu treffen, die nun einmal getroffen werden müssen.«
    »Jenna …«
    Aber die jüngste Ratsherrin hatte schon ihre Mappe geschnappt und war hinausgestürmt.

 
LXVII
     
    N achdem er die Decke festgeklemmt hatte, kroch Justen in den Schatten und scharrte den heißen Sand weg, bis er den kühleren Fels und Lehm freigelegt hatte. Er sah sich um, ob Insekten oder Stachelratten in der Nähe wären, löste den Gürtel und legte die Klinge zur Seite. Dann zog er sich die Stiefel aus, wobei er versuchte, nicht noch mehr Blasen an den Füßen aufzureißen. Es war kein Problem, das Chaos aus den offenen Wunden herauszuhalten, aber er hatte nicht mehr die Kraft, die Verletzungen wirklich zu heilen.
    Schließlich drehte er sich um, lehnte sich an den Stein und öffnete die noch zu einem Viertel gefüllte Wasserflasche. Er trank davon die Hälfte und hob sich den Rest für den nächsten Abschnitt der Wanderung auf, mit dem er in der Dämmerung beginnen wollte. Dann verschloss er die Flasche sorgfältig.
    Er hatte kaum die Augen zugemacht, als er den Baum sah. Wieder legte Justen den Arm um den Lorkenbaum, aber dieses Mal war der Stamm mit der dunklen Rinde nicht von einem Teppich aus kurzem, grünem Gras umgeben, sondern von Sand, der in der Sonne zu glühen schien. Er wollte einen Schritt machen, aber der Sand brannte sich durch die Sohlen seiner Stiefel.
    »Versuche, diesen Baum zu finden, und ich werde dich finden.« Die schlanke junge Frau mit dem Silberhaar war auch dieses Mal mit braunen Sachen bekleidet und barfuss. Sie erschien neben dem dunklen, massiven Stamm, der Kühle und Ordnung ausstrahlte.
    Er wollte etwas sagen, aber seine Zunge war so trocken, dass er kein Wort herausbekam.
    »Der Weg, um den Baum und dich selbst zu finden, wird noch schwieriger werden.« Wie im letzten Traum klang ihre Stimme silberhell und traurig zugleich.
    »Noch schwieriger?«, murmelte Justen mit aufgequollenen Lippen. »Noch schwieriger?«
    »Die Ordnung, in der die Wahrheit liegt, ist kälter als das Dach der Welt im Winter, trockener als die Steinhügel und unzugänglicher als Naclos für einen Weißen Magier.«
    Baum und Frau verblassten, aber die Sonne brannte weiter, und Justen fuhr erschrocken auf. Irgendetwas hatte eine Ecke seiner Decke gelöst und die Sonne traf auf den bloßen Unterarm mit der Hitze eines rot glühenden Eisenstücks.
    Er stand auf und kroch hinaus, um das notdürftige Dach neu auszurichten und den Stein, der eine Ecke der Decke halten sollte, wieder an seinen Platz zu legen. Die nackten Füße brannten und er verschwand eilends wieder in seiner Deckung. Während er unruhig vor sich hin döste, fühlten sich die Füße immer noch heiß an und in den Augen spürte er stechende Körner, aber er schaute keine weiteren Bilder mehr von Bäumen oder der Frau mit dem Silberhaar.
    Als in der Abenddämmerung die etwas kühlere Luft die Decke, die ihm tagsüber als Sonnenschutz diente, flattern ließ, beugte Justen sich vor und versuchte, mit der viel zu trockenen Zunge seine Lippen zu befeuchten. Er hatte nicht genug Wasser finden können und seine Augen waren geschwollen und brannten, wenn er sie öffnete.
    Er tastete nach der Wasserflasche und konzentrierte sich darauf, die Hände ruhig zu halten, während er den Rest austrank.
    Nachdem er den Sand aus den Stiefeln geschüttelt hatte, zog er sie an und stand auf. Er blickte nach Westen. Der orangefarbene Schein verriet ihm, dass die Sonne bald

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