Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Krieg der Ordnung

Titel: Krieg der Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
Vom Netzwerk:
verbessern. Aber beeilen müssen wir uns nicht, wir legen erst in einer Weile ab.« Gunnar wich einer vierschrötigen Frau aus, die einen leeren Handkarren zurück zum Anfang der Pier lenkte.
    »Die Hafenmeisterin muss die Piere räumen, weil zwei weitere Dampfer anlegen wollen. Sie haben alle Schiffe angewiesen, so schnell wie möglich zu laden.« Altara ging weiter zum Ende der Pier, ohne sich umzusehen, ob Gunnar ihr folgte.
    »Anscheinend haben sich die Leute hier aufgegeben.«
    »Was würdest du an ihrer Stelle tun? Die Tyrannin ist tot, die Thronerbin ist gerade mal fünfzehn Jahre alt und ein Heer gibt es nicht mehr. Sarron ist ein Schutthaufen und die Weißen sind noch drei Tagesmärsche von Rulyarth entfernt.« Altara schnaubte. »Wie dir sicher schon aufgefallen ist, werden auch wir nicht länger hier bleiben.«
    »Eine schöne Hilfe waren wir ihnen.« Gunnar blieb kurz vor dem Laufsteg der Stolz von Brysta stehen, als eine kräftige Packerin einen leeren Handkarren herunterrollte.
    »Ganz erfolglos waren wir nicht. Du und Justen, ihr habt allein eine ganze Truppe ausgelöscht. Was hättest du noch tun können?«
    Gunnar zuckte hilflos mit den Achseln.
    »Ihr zwei Schwarzen da, kommt jetzt an Bord. Wir nehmen die Laufplanke hoch«, rief der Zweite Maat herunter.
    Altara und Gunnar wechselten einen Blick. Altara nickte Gunnar zu und der hellblonde Mann ging die Laufplanke hinauf. Die Ingenieurin folgte ihm.

 
LXV
     
    M it einem letzten tiefen Atemzug blieb Justen auf der felsigen Anhöhe stehen. Er kaute langsam ein Stück grünen Kaktus, wischte sich vorsichtig einen trockenen Hautfetzen aus dem Gesicht und ließ sich auf einen hellen Stein sinken, der einladend flach war. Die viel zu große Klinge in der zu kleinen Scheide knallte gegen den Felsblock und dann gegen sein aufgeschlagenes Bein.
    »Ooooh …« Sogar jetzt schon, am frühen Morgen, hatte der Stein genug Sonnenlicht aufgenommen, um unangenehm heiß zu sein. Justen drehte sich um und sah zurück nach Norden. Über dem grauen Stein der Hügel, die sich einer wie der andere bis zum Horizont erstreckten, flimmerte die Hitze. War die dünne Linie am Horizont der Große Wald von Naclos? Oder war es doch wieder nur ein Trugbild?
    Er blinzelte und wischte sich die Stirn ab. Der Boden schien zu beben, während er auf dem heißen Stein saß und die Wasserflasche vom Gürtel löste. Er trank etwa die Hälfte des Rests und betrachtete nachdenklich die Flasche. Wie lange würde er noch durchhalten, wenn er kein neues Wasser fand?
    Seine Benommenheit ließ etwas nach. Nach einer Weile stand er auf und ging langsam bergab. Im lockeren Geröll setzte er vorsichtig einen Fuß vor den anderen und suchte nach einem Überhang oder einem schattigen Platz, wo er während der größten Mittagshitze rasten konnte. Vielleicht fand er auch eine der kleinen grünen Röhrenkakteen, die immer etwas Feuchtigkeit enthielten, oder einen Wasserspeicher im Fels oder wenigstens ein kleines Wasserloch.
    Seinen mehr als groben Berechnungen und seinem Richtungssinn zufolge war der Große Wald von Naclos noch mehrere Tagesmärsche entfernt. Alles, was hinter oder auch vor ihm lag, war Stein – der endlose, graue Stein der Steinhügel, ein staubtrockenes Felsenmeer.
    »Felsenmeer oder Ozean aus Stein … trinken kann ich beides nicht.« Er lachte heiser und schleppte sich durch trockene Wasserläufe, die wenigstens halb im Schatten lagen, mehr oder weniger nach Süden, während er ständig nach Wasser oder den wenigen genießbaren Kaktusfrüchten Ausschau hielt.
    Ein Fuß … dann der andere Fuß … ein Fuß … dann wieder der andere … und droben loderte die weißorangefarbene Sonne im wolkenlosen blaugrünen Himmel. Ein Fuß … dann der andere Fuß …

 
LXVI
     
    » D ie Weißen haben Rulyarth und den Hafen eingenommen. Suthya ist damit vollständig eingekreist.« Claris rieb sich kurz die Stirn, ehe sie aus dem schwarzen Kelch trank, der vor ihr auf dem Tisch im Ratssaal stand.
    Das Tosen der Brandung unten am Strand vor der Schwarzen Residenz bildete das Hintergrundgeräusch für das Prasseln des kalten Regens an den geschlossenen Fenstern. Nur zwei der Öllampen in den Wandhaltern waren entzündet worden.
    »Jetzt versteht Ihr hoffentlich, warum ich es für unüberlegt hielt, der Tyrannin ein größeres Truppenkontingent zur Verfügung zu stellen.« Ryltar wischte sich eine Locke des schütteren braunen Haars aus der Stirn.
    »Ryltar …« Die dritte Ratsherrin

Weitere Kostenlose Bücher