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Krieg der Ordnung

Titel: Krieg der Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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frühen Morgens schon recht warm war. Er setzte sich, schloss die Augen und ließ sie den Knoten lösen, der den Verband auf seinem Kopf festgehalten hatte.
    Als seine Augen sich ans grelle Licht gewöhnt hatten, blinzelte er einmal, zweimal und starrte zuerst den Sand vor seinen Füßen an. Die Stiefel schienen wie neu, die Hosen ebenso.
    Dayala stand neben ihm, aber vorerst schaute er nicht in ihre Richtung. Erst als er das Licht einigermaßen ertragen konnte, wandte er ihr den Kopf zu.
    Das Gesicht der Frau schien in einem Kranz aus Licht zu schweben. Sie trug, so weit er es sehen konnte, ein hellbraunes Hemd und ebensolche Hosen, dazu einen geflochtenen dunklen Gürtel.
    Justen blinzelte und schielte sie an. »Kann dich nicht richtig sehen …« Dann aber bemerkte er das glänzende, schulterlange silberne Haar. Er blinzelte heftiger und schluckte schwer. Dann schloss er einen Moment die Augen, rieb sich verlegen die Hände und ließ seine Wahrnehmung vorsichtig zu ihr wandern.
    Er schüttelte den Kopf. Sie schien eine Säule aus tiefster Schwärze zu sein – und doch spürte er wieder etwas anderes, das ihm beinahe vorkam wie ein an der Kette gehaltenes Chaos, das hinter der Dunkelheit, so tief und undurchdringlich sie auch war, zu lauern schien. Endlich öffnete er die Augen einen Spalt weit und sah sie an. Er holte tief Luft.
    »Dann war es wohl doch kein Traum, was?«
    Dayala schüttelte langsam den Kopf. »Wieso fällt es dir so schwer zu glauben, dass ich wirklich bin?«
    »Ich bin nicht daran gewöhnt, dass Träume mit einem Mal zum Leben erwachen.«
    Sie schüttelte lächelnd den Kopf, als fände sie seine Bemerkung amüsant, wie die eines Kindes. Justen presste die Lippen zusammen. Sein Magen knurrte.
    »Du musst etwas essen.«
    Der Ingenieur nickte hilflos. »Und du?«
    »Ich habe schon gegessen.« Sie kramte in ihrem Gepäck herum, bis sie ein Stück Käse und einen halben Brotlaib gefunden hatte. Er nahm beides entgegen und wollte zuerst den Käse durchschneiden, stellte aber fest, dass sein Messer nicht mehr am Gürtel hing. Mit einiger Mühe brach er ein Stück Käse ab. Dayala hatte inzwischen die Wasserflasche geholt und ohne ein weiteres Wort vor seine Füße gestellt. Er aß abwechselnd Käse und Brot, aber nach ein paar Bissen war sein Magen schon voll.
    »Du hast lange nichts gegessen.«
    Justen warf einen Blick auf den eng gestellten Gürtel. »Das ist richtig.«
    »Ich muss jetzt packen. Wir sollten aufbrechen, so lange es noch kühl ist.«
    Justen bemerkte Dayalas nackte Füße. »Keine Stiefel?«
    »O nein. Sie würden mich zu sehr trennen.«
    Sie ging zum Zelt und ließ Justen zurück, der langsam aus der Wasserflasche trank. Als Erstes löste sie die Schnüre, mit denen die seitlichen Zeltstangen festgezurrt waren. Mit raschen, geübten Bewegungen hatte sie das Zelt niedergelegt, bevor er zu Ende getrunken und die Flasche wieder verschlossen hatte.
    »Warte mal«, sagte er.
    Dayala, die gerade niedergekniet war, hielt inne und sah ihn an.
    »Du hast mich gerettet. Du hast mir die Träume geschickt. Du hast genau gewusst, wo ich bin. Nicht, dass ich die Rettung nicht zu schätzen weiß, und …« Er schluckte. »Und hübsch bist du auch, aber ich wüsste wirklich gern …« Er zuckte mit den Achseln.
    Dayala drehte sich um und setzte sich mit überkreuzten Beinen auf das zusammengefaltete Zelt. »Die Ehrwürdige hat dich in den Träumen der Engel gefunden. Dies geschieht nicht sehr oft und eine Aussendung muss einer … bestimmten Person entsprechen. Deshalb rief die Ehrwürdige jene, die … die sich möglicherweise dafür eigneten.« Die Druidin leckte sich die Lippen. »Sie hat mir bei den Traumbotschaften geholfen. Wir wussten nicht, ob du wirklich nach Naclos kommen würdest.«
    »Und wenn ich nicht gekommen wäre?«
    Dayala schlug die Augen nieder. »Dann hätte ich in einigen Jahreszeiten zu dir kommen müssen.«
    Justen dachte nach. Schließlich fragte er: »Hast du mich dazu gebracht, in die Steinhügel zu gehen?«
    »Nein! Wir üben niemals Zwang aus … niemals.«
    »Aber wie hast du mich gefunden?«
    »Eine der … eine der Ehrwürdigen hat mir geholfen.«
    »Aber warum?«
    »Das Gleichgewicht hält eine Aufgabe für dich bereit. Ich weiß nicht, worin sie besteht, ich weiß nur, dass du … dass du etwas Besonderes bist.«
    »Das klingt nach einem Opfergang.«
    Sie erbleichte, als hätte er sie geschlagen.
    »Es tut mir Leid.« Jetzt fühlte er sich, als hätte man ihn

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