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Krieg der Ordnung

Titel: Krieg der Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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dass es hier nicht ganz so schlimm ist.«
    »Wie kämpft ihr dann?«
    »Du wirst es noch sehen. Es geht dabei um … um Zurückhaltung und Gleichgewicht.«
    Justen kaute und schluckte noch einen Happen Käse und Brot. Er fragte sich, ob in Naclos alle Leute so geheimnisvoll waren wie diese Frau. Aber statt weitere Fragen zu stellen, aß er sich satt. Heute bekam er schon etwas mehr herunter als am vergangenen Tag.
    »Das Gleichgewicht ist uns wichtig, viel wichtiger als … als den anderen«, erklärte Dayala. Sie nahm einen Schluck aus ihrer eigenen Wasserflasche. »Das Gleichgewicht kann man nicht erzwingen und nicht mit Gewalt über längere Zeit bewahren.«
    »Warum habt ihr mich gerufen? So nennt ihr es doch, oder? Du wolltest, dass ich nach Naclos komme. Hattest du irgendetwas mit dem Weißen Magier zu tun, der mich gehetzt hat?«
    »Nein.« Dayala schauderte. »Du bist … du bist nicht im Gleichgewicht, aber sie … sie sind …« Wieder schauderte sie.
    »Böse?«, half Justen ihr aus.
    »Das ist dein Wort dafür, und es ist … es ist nicht völlig falsch.«
    »Wie würde man es völlig richtig ausdrücken?«
    »Unfähig, ins Gleichgewicht zu kommen …« Dayala schwieg, als wäre sie mit ihrer Erklärung unzufrieden, wüsste aber auch keinen besseren Weg, es ihm zu verdeutlichen.
    Justen blickte seufzend auf seine Stiefel. »Wenn die Menschen dafür gemacht sind, so weit zu wandern, warum haben uns die Engel dann keine Hufe gegeben?« Er rieb den Spann und den Ballen des rechten Fußes. »Das tut gut …« Er wiederholte die Berührung am linken Fuß und schüttelte die Stiefel aus, um Sand und womöglich auch Insekten, die sich dort versammelt hatten, zu entfernen.
    »Möchtest du wirklich Hufe haben?« Dayala hob die Augenbrauen. »Angeblich hatten die Lichtdämonen Hufe.« Sie dachte einen Moment nach. »Du schläfst ohne deine Stiefel. Das ist ein gutes Zeichen.«
    »Warum?«
    »Ein guter Naclaner muss immer mit der Erde in Berührung sein.«
    »Aber ich bin kein Naclaner.«
    »Du wirst es sein, bis du uns verlässt.« Sie grinste, aber der Ausdruck verwandelte sich rasch in ein trauriges Lächeln.
    Justen hätte beinahe unwirsch den Kopf geschüttelt. Welche Fragen er auch stellte, jede Antwort warf immer nur neue Fragen auf und er war müde, viel zu müde, um allen auf den Grund zu gehen. Er zog den zweiten Stiefel an, stand auf und bückte sich, um die dicke, gewebte Schlafmatte hochzuheben und auszuschütteln, damit sie mit den geflochtenen Bändern verschnürt werden konnte.

 
LXXIII
     
    J usten setzte einen Fuß vor den anderen. Die Füße fühlten sich in den Stiefeln an wie Klumpen aus Gusseisen oder Blei, dabei war es noch nicht einmal Mittag. Sein Blick wanderte über die Hügel. Hier und dort schienen ein paar vereinzelte braune Grasbüschel zu stehen. Er runzelte die Stirn. Waren die Hügel hier flacher? Kamen sie endlich aus den verdammten Steinhügeln heraus?
    Sie folgten einer weiteren Kurve in einem der endlosen Täler zwischen den Hügeln. Das dumpfe Tappen der unbeschlagenen Pferdehufe war das einzige Geräusch in der Hitze. Der Hügel vor Justen sah aus wie alle anderen, vielleicht sogar steiler. Hitzewellen flimmerten über den dunkelbraunen Felsen.
    »Wir müssen klettern. Das Tal läuft von hier aus zu weit nach Norden.«
    Justen konnte sich gerade noch ein Stöhnen verkneifen.
    »Brauchst du eine Pause?«
    »Noch nicht.«
    Sie hatten in den letzten drei Tagen jeweils gegen Mittag das Zelt aufgebaut und gerastet, weil er noch zu schwach gewesen war, um sich den ganzen Tag auf den Beinen zu halten. Dayala konnte, obwohl sie barfüßig ging, länger und schneller wandern als er. Wahrscheinlich war sie dazu sogar dann noch in der Lage, wenn er wieder ganz bei Kräften war.
    »Bist du sicher?«
    »Ich bin sicher.«
    Dayalas lange Beine streckten sich anmutig, als sie den Hügel hinaufstieg. Justen trampelte mit seinen Stiefeln grimmig über den sandigen Boden.
    Der Hengst wieherte und trottete an Justen vorbei, als wolle er ihn wegen seiner Langsamkeit verspotten.
    »… habe nur zwei Beine, danke für das Mitgefühl …«, murmelte er.
    Der Hengst drehte kurz den Kopf zu ihm herum, ehe er sich zu Dayala gesellte. Auch die braune Stute überholte Justen.
    Er sah sich zur zweiten Stute um, aber das rotbraune Tier lief mit vorsichtigen Schritten und blieb hinter ihm.
    »Wenigstens sind nicht alle Pferde Angeber …«
    Er schleppte sich weiter den Hügel hinauf.
    Dayala und die beiden

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