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Krieg der Ordnung

Titel: Krieg der Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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Pferde warteten oben. Sie deutete nach Süden, wo hinter höchstens einem Dutzend Wellenkämmen des grauen Steinmeers eine dünne, dunkle Linie zu sehen war. »Wir haben es nicht mehr weit bis zum Grasland. Heute Abend oder morgen werden wir dort sein.«
    Justen schätzte die Entfernung ab. »Morgen, spät am Tag.«
    »Vielleicht. Fühlst du dich immer noch nicht gut?«
    »Mir geht es prächtig«, keuchte Justen. Er öffnete die Wasserflasche und trank einen großen Schluck. Das Wasser half ihm. Dann nahm er den leichten Hut vom Kopf und fächelte sich Luft zu.
    Als er sich abgekühlt hatte und wieder normal atmen konnte, goss Dayala Wasser aus einem der Krüge in die flache Schale und bot sie dem Hengst an, dann tränkte sie die Stuten auf die gleiche Weise und verstaute die Schale im Gepäck.
    »Wir werden diesem Tal dort folgen. Es führt ein wenig weiter nach Westen und dort gibt es kurz vor dem Grasland eine Quelle.«
    Justen setzte müde einen bleiernen Fuß vor den anderen. Halb ging er und halb rutschte er den Hang hinunter, der fernen grünen Landschaft entgegen.
    Dayala ging neben ihm, ihr Atem war ruhig.

 
LXXIV
     
    A us der Nähe betrachtet, war das Grasland doch nicht so üppig, wie es vom Hügel aus erschienen war. Eigentlich waren es nur einzelne Büschel von hartem, kurzem Gras.
    Justen trat nach einem der Büschel, dann blieb er stehen und wandte sich an Dayala. »Das stört dich, nicht wahr?«
    Sie nickte.
    »Weil es keinem Zweck dient?«
    Sie antwortete nicht, aber er wusste, dass dies der Grund war. Was er nicht wusste, war, wie er hatte spüren können, dass sein impulsiver Tritt in ihr diese Reaktion ausgelöst hatte. Er hatte sie ja nicht einmal angesehen.
    Die Hügel waren jetzt leichter zu bezwingen – oder seine Beine waren stärker geworden. Vielleicht auch beides. Gegen Mittag waren sie tief im Grasland und die Steinhügel verschwanden hinter ihnen am nördlichen Horizont. Selbst wenn Justen auf einer Anhöhe stehen blieb und sich umsah, konnte er sie nicht mehr entdecken. Dayala hatte sich kein einziges Mal umgedreht, sie blickte nach vorn.
    Auf dem Gipfel einer der vielen kleinen Hügel hielt er an, trank aus der Wasserflasche und kaute ein Stück vom anscheinend unerschöpflichen Vorrat an Brot. »Wie viel hast du eigentlich mitgenommen?«
    »Drei Dutzend Laibe. Wir könnten allein davon leben, aber der Käse bietet etwas Abwechslung.« Die Naclanerin wischte sich eine Strähne des feinen Silberhaars aus der Stirn. »Die meisten Männer lieben die Abwechslung.« Ihre Stimme klang harmlos.
    Justen nickte und verschloss die Wasserflasche. »Lebt hier jemand?«
    »Es gibt ein paar Leute, die das Grasland lieben. Sie haben Wagen und folgen dem Gras. Auf meinem Weg zu dir habe ich aber keinen von ihnen gesehen.«
    Justen schürzte die Lippen. »Du hast mir noch nicht erklärt, wie du mich gefunden hast und warum du mich überhaupt gesucht hast. Eigentlich hast du bisher so gut wie nichts erklärt … nur, dass die Ehrwürdigen dir geholfen hätten.«
    »Du hast mir auch geholfen«, gab sie lächelnd zurück. »Du hast eine starke … Ausstrahlung, selbst wenn du geschwächt bist.«
    »Ihr Druiden müsst aber eine sehr feine Wahrnehmung besitzen.«
    »Das ist noch gar nichts im Vergleich zu den Ehrwürdigen.«
    »Die Ehrwürdigen … du sprichst immer von den Ehrwürdigen. Wer sind sie? Sind sie Druiden?«
    »Druiden? Du redest über Druiden, obwohl ich kaum etwas gesagt habe. Du nimmst wohl an, es wäre ein anderes Wort für die Leute aus Naclos. Aber …« Sie zuckte unsicher mit den Achseln und ging weiter den sanften Hügel hinauf.
    Abwesend bemerkte Justen, dass die Grasbüschel jetzt dichter beisammen standen und sich beinahe berührten. »Druiden sind Leute, die Bäume lieben. Angeblich sind alle Druiden anmutige Frauen, von denen jede einen, äh, einen ganz besonderen Baum hat.«
    »Und warum ist dieser Baum etwas Besonderes?«
    »Wenn er stirbt, dann …« Justen fiel es schwer, den Satz zu beenden.
    »Wenn er stirbt, dann stirbt auch die Druidin.« Dayala blieb stehen und sah sich um, wo der Hengst und die Stute blieben. Die Pferde hielten sich nicht mehr in ihrer unmittelbaren Nähe, seit sie die Steinhügel hinter sich gelassen hatten. »Du wirst Ehrwürdige und andere Menschen in Naclos treffen und für uns alle sind die Bäume von großem Wert, vor allem als Teil des Großen Waldes. Sogar in Sarronnyn finden sich noch einige Teile des Großen Waldes, auch wenn nur wenige sie

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