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Krieg der Ordnung

Titel: Krieg der Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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unbeholfen im Wasser paddelte. Er nickte nur, ignorierte die Wärme und Schwärze neben sich und konzentrierte sich auf den Sumpf.
    Das Schilf bestand aus dünnen, zierlichen Schwarzen Speeren. Rings um sie herum saßen Flecken von Weißem Chaos im Sumpf. Winzige Schwarze Flocken trieben zwischen den Gräsern durchs Wasser. Ein Wesen mit einem Panzer zupfte am Chaos – ein totes Tier, das als unförmiger Brocken am Boden lag –, aber irgendwie schienen alle Teile miteinander verbunden zu sein. Schwarz und Weiß waren zu einem grünen Netz verflochten.
    Justen vergaß zu schwimmen und ging sofort unter. Er schluckte etwas Wasser und suchte im Sand unter sich einen festen Stand. Er drückte sich wieder hoch und spuckte das Wasser aus.
    Dayala hätte beinahe ebenfalls Wasser geschluckt, so sehr musste sie lachen. »Du hast so komisch ausgesehen … du kannst doch nicht zu schwimmen aufhören, wenn du oben bleiben willst …«
    Justen spuckte noch etwas vom sauberen Wasser aus und schwamm weiter. »Ich bin nicht ans Schwimmen gewöhnt.«
    »Du machst dich aber ganz gut.« Ihr Lächeln war warm. Sie tauchte und glitt pfeilschnell unter Wasser dahin.
    Justen schwamm langsam zurück, bis er wieder stehen konnte. Er ließ sich vom Wasser einweichen und genoss das kühle Gefühl auf der Haut, als könnte dies die Hitze der vergangenen Tage wettmachen.
    Nach einer Weile holte er seine Sachen, ließ aber den Gürtel und die Börse bei den Stiefeln liegen. Als er die Sachen hob, drückte ihm die tropfnasse Dayala etwas Grünes in die Hand.
    »Wurzelseife.«
    Sie wuschen die Kleidung, schlugen das Zelt auf und hängten die Sachen auf die Leinen, die sie zwischen den Zeltpfosten aufgespannt hatten. Justen versuchte, nicht in Dayalas Richtung zu sehen, aber er konnte hin und wieder ihre Blicke spüren.
    Die Pferde blieben in der Nähe der sumpfigen Stelle, wo ihr leises Wiehern, das Schnaufen und Schnauben über dem Wasser widerhallten. Als es dunkelte, wurden auch die Geräusche am Sumpf leiser. Gelegentlich ließ sich ein Frosch hören.
    Justen und Dayala saßen in der kühlen Abendluft im Gras und aßen, in seidenweiche Decken gehüllt, ihr Abendessen. Dazu tranken sie klares Wasser aus dem Teich.
    »Du bist schön …«, sagte er leise.
    »Nein«, antwortete sie belustigt. »Du findest meinen Körper schön.«
    Er wurde rot und war froh, dass ihm die Verlegenheit im Licht der Sterne nicht anzusehen war.
    »Und ich finde deinen Körper schön. Das lässt hoffen.«
    Er versuchte, nicht an sie zu denken, wie sie getaucht war und sich im Teich bewegt hatte, schlank und anmutig, als wäre sie ein Geschöpf des Wassers. Schließlich trank er noch einen großen Schluck und lehnte sich zurück. Verträumt blickte er zum tiefen, glänzenden Baldachin mit den kleinen weißen Lichtpunkten hinauf. »Ich frage mich, wo der Himmel ist …«
    »Man sagt, wir können den Himmel von hier aus nicht sehen. Er sei für immer verloren.«
    »Vielleicht können wir ihn eines Tages wieder finden.«
    »Es heißt, die Lichtdämonen hätten ihn zerstört.«
    »Dann müssen wir uns einen neuen bauen.«
    »Sind alle Ingenieure auch Baumeister?«
    »Die meisten. Ich bin allerdings kein guter Ingenieur …« Er unterbrach sich. »Ich bin … ich bin nur gut, wenn es darum geht, etwas zu zerstören.« Die Worte blieben ihm fast im Hals stecken. »Bis jetzt wusste ich noch gar nicht, wie sehr mich das belastet hat.«
    Sie berührte ihn kurz und die Wärme lief seinen ganzen Arm hinauf. Er saß da, betrachtete den silbern schimmernden Teich und lauschte den nächtlichen Geräuschen. Als im Sumpf ein leichtes Summen zu hören war, runzelte Justen die Stirn. Er staunte, dass es keine Mücken gab.
    »Sie spüren, dass du sie abwehren könntest.«
    »Was?«
    »Die Mücken. Sie spüren deine Kraft.«
    »Das müssen aber eigenartige Mücken sein. Oder Naclos ist ganz anders als alles, was ich kenne.«
    »Naclos ist anders.«
    Justen stimmte ihr innerlich zu.
    Sie schwiegen eine Weile. Justens Augenlider wurden schwer. Schließlich stand er auf, ging ins Zelt, wickelte sich in die Decke und schlief rasch ein.
    Dayala schlief eine Armeslänge entfernt, aber irgendwie konnte er sie spüren, als wäre sie ganz dicht bei ihm. Einmal streckte er im Schlaf die Hand nach ihr aus – und fand sie nicht.

 
LXXV
     
    D ie Atmosphäre der Landschaft veränderte sich, als hätten sie eine unsichtbare Grenze überschritten.
    Sie stiegen einen Hügel hinauf, bis sie einen Weg

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