Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Krieg der Ordnung

Titel: Krieg der Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
Vom Netzwerk:
erreichten, der sich durchs Gras schlängelte. Eigentlich war es nur ein schmaler Pfad, der auf der rechten Seite dem Umriss des Hügels folgte.
    »Auf diesem Weg werden wir morgen nach Rybatta wandern.« Dayala nickte zum Weg hin.
    Justen sah nach Westen zu den grasbewachsenen Hügeln, wo die Sonne beinahe schon den Horizont berührte. Er schwieg nachdenklich. Es musste inzwischen beinahe tiefer Winter sein, aber die Bäume waren grün. Lag der Große Wald denn so weit im Süden?
    »Am ersten Tag wird es langsamer gehen, bis wir das Zelt und die Krüge in Merthe lassen können.«
    »Und die Pferde?«
    »O nein, das wäre nicht richtig, nicht hier. Wir haben den Saum des Großen Waldes beinahe erreicht. Spürst du es nicht?« Sie fasste seine Hand und zog ihn mit sich, hüpfte beinahe die letzten Schritte zur Hügelkuppe hinauf und wich einigen Schösslingen und Büschen aus, die Justen nicht kannte.
    Vor zwei langen flachen Findlingen blieben sie stehen. Ob die glatten Oberflächen von Generationen von Beobachtern abgewetzt worden waren?
    Justen bemerkte eine Vertiefung im Gras – fast ein Weg –, die direkt zum Großen Wald zu laufen schien. »Wäre es nicht einfacher, diesen Pfad zu nehmen?«
    »Dieser Pfad ist für später bestimmt. Im Augenblick führt er dich nirgendwo hin.«
    »Er sieht aber aus, als würde er nach Merthe führen.«
    Dayala zuckte die Achseln. »Wenn du möchtest, können wir ihm morgen folgen, aber er endet nicht weit nach dem Waldesrand. Mit jeder Generation reicht er ein Stück weiter.«
    »Oh.« Justen betrachtete kopfschüttelnd den Pfad, der noch keiner war.
    Dayala setzte sich und betrachtete den grünen Wald, dem die untergehende Sonne einen goldenen Schein verlieh. Justen überblickte das dichte grüne Dach, das sich unter dem Hügel ausbreitete und, so weit er schauen konnte, eine fast ebene Fläche bildete.
    »Manchmal komme ich hierher und betrachte einige Tage lang den Großen Wald.«
    Justen öffnete den Mund und schloss ihn sogleich wieder. Tage? Aber Dayala war nicht der Typ, bei so etwas zu übertreiben.
    »Nicht Tage, vielleicht nicht einmal einen ganzen Tag«, fuhr Dayala lachend fort. »Aber der Wald lässt einen jedes Zeitgefühl verlieren. Das ist eine der Prüfungen, aber es passiert nichts, wenn man ihn einfach nur anschaut.«
    Prüfungen? Justen hatte das Gefühl, direkt vor einem unsichtbaren Abgrund zu stehen. Wieder schüttelte er den Kopf.
    »Wir können hier eine kurze Rast einlegen. Später werden wir drüben auf der Wiese das Zelt aufbauen. Dort unter der Hügelkuppe wird es auf der Seite des Graslandes stehen. Die Pferde werden erst später kommen.« Dayala rutschte ein wenig auf dem Felsblock herum. »Die Steinhügel sind interessant und es ist immer angenehm, durchs Grasland zu wandern, denn das Gleichgewicht ist dort so einfach, aber es ist schön, wieder hier zu sitzen.«
    Jedes Mal, wenn er das Gefühl hatte, er könne Dayala verstehen, bezog sie sich auf irgendetwas, das er nicht kannte, und machte Andeutungen, die er sich nicht zu erklären wusste.
    Warum war das Gleichgewicht im Grasland einfacher als im Großen Wald? Justen ließ die Sinne über das grüne Gewirr gleiten, das hundert Ellen vor dem Felsblock begann, auf dem sie im Sonnenuntergang saßen. Nach dem Tagesmarsch taten ihm die Füße weh. Aus den Augenwinkeln sah er, dass Dayala die nackten Füße neben seinen Stiefeln baumeln ließ. Wieder schüttelte er den Kopf.
    Er verstand es nicht … ein einfacheres Gleichgewicht? Er runzelte die Stirn und erforschte mit seiner Wahrnehmung das goldene Grün des Großen Waldes.
    Eine Mischung aus Ordnung und Chaos, die miteinander verwoben waren, erregte seine Aufmerksamkeit, und er ließ sich hineinfallen. Dort … ein Ausbruch von reinem Schwarz, das zugleich auch strahlend grün war, wand sich um eine weiße Fontäne, die grün durchsetzt war … und dort … ein sanftes Pulsieren zweier Quellen der Ordnung vor einem flacheren, runderen Chaos, nur – wie konnte das Chaos überhaupt irgendeine Form oder Gestalt annehmen?
    Hatte er jemals eine solche Mischung und Verflechtung von Ordnung und Chaos gesehen? Justen folgte den Linien der Kraft bis zu einer kleinen Quelle der Schwärze, die wie eine Art Geysir den Felsen tief unter Naclos zu entspringen schien. Es kam ihm beinahe vor wie ein rasch wachsender Baum, dessen Wurzeln alles durchdrangen.
    Dort drunten brodelte aber auch eine weiße Eruption um den Ursprung einer schwarzen Strömung.
    Ein

Weitere Kostenlose Bücher