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Krieg der Ordnung

Titel: Krieg der Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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bemerkte, dass die Blasen in ihrem Gesicht die zornige rote Farbe verloren hatten. Wieder knurrte sein Magen.
    »Du solltest jetzt wirklich essen«, meinte Dayala. »So eine Prüfung macht hungrig.«
    »Müssen das alle Druiden über sich ergehen lassen? Wird die ganze Reise durch den Großen Wald so werden?«
    »O nein.« Dayala nuschelte, weil sie den Mund voller Krumen hatte. »Wenn du nicht die Ordnung oder das Chaos suchst, wird überhaupt nichts passieren. Es ist das Suchen, das wie eine Einladung wirkt. Wenn du bei dir selbst bleibst …«
    Justen nickte. Offenbar wäre es mit großen Gefahren verbunden, wenn er die Ordnung – oder das Chaos – als Hilfe gebrauchte, um etwas wahrzunehmen oder sich die Reise leichter zu machen. Er runzelte die Stirn. »Aber was ist, wenn eine Dschungelkatze …«
    »Wenn sie dich angreift, so ist das eine Form von Chaos und du darfst entsprechend reagieren. Wenn du angreifst, nimmt der Wald dich als Chaos wahr.«
    »Also werden wir wohl kaum zum Jagen kommen, oder?«
    »Nein.«
    Justen aß ein paar Bissen, ehe er wieder das Wort ergriff. »Aber Katzen müssen doch auch fressen. Was können sie dann noch jagen?«
    »Alles, was kleiner ist oder nicht fliehen kann. Die Pfeifschweine oder die Hasen, manchmal auch ein Reh.«
    »Das scheint aber sehr unordentlich. Hier regiert wohl die überlegene Kraft und nicht die Ordnung.«
    Dayala leckte sich über die Lippen und trank aus dem Becher.
    »Ich bin immer noch verwirrt«, erklärte Justen ihr. »Du hast mir gesagt, dass jeder, der als Erster etwas tut, ob mit Hilfe von Ordnung oder Chaos, eine Reaktion hervorruft, dass aber diejenigen, die stark genug sind, unbeschadet davonkommen können.«
    Dayala nickte.
    »Warum greift der Wald nun seinerseits nicht die Katze an?«
    »Er gebraucht keine reine Ordnung und kein reines Chaos.«
    »Oh. Aber wenn ich auf einen körperlichen Angriff reagiere, dann, so sagst du, verwandelt meine Reaktion die rein physische Handlung in eine Frage von Ordnung und Chaos?«
    »Nein. Du … jeder Druide verwandelt das Körperliche in eine Frage des Gleichgewichts zwischen Ordnung und Chaos.«
    Justen schluckte.
    »Deshalb hat der Große Wald dich angegriffen. Die Natur widersetzt sich jedem Versuch, ihr … ihr Gleichgewicht in zwei Seinsebenen aufzuspalten. Was du siehst und wahrnimmst und was du jenseits von alledem fühlst …«
    Justen verdrückte nachdenklich zwei weitere Bissen vom nussigen, sättigenden Brot.
    »Also … die Ordnung von der Welt zu trennen, die sie geschaffen hat, ist eine Form von Gewalt?«
    Dayala nickte. »Auch das Chaos von ihr zu trennen ist gewalttätig und böse … wenngleich es leichter ist.«
    »Warte mal. Du sagst gerade, dass es böse wäre, das Chaos oder die Ordnung von der … von der Alltagswelt zu trennen?«
    Die Druidin ließ sich Zeit und trank noch einen Schluck Wasser, ehe sie antwortete.
    »Es ist schwer zu erklären. Wenn du die Ordnung in einem Baum stärkst, dann ist das nicht böse, weil ein Baum wächst, um die Ordnung zu stärken. Es ist auch nicht böse, das Chaos existieren zu lassen, aber der Versuch, eine Ordnung zu schaffen, die vom Baum getrennt ist, oder Chaos herzustellen, wo es normalerweise nicht vorkommen würde …«
    Justen legte sich die Hände an den Kopf, ließ sie aber sofort wieder sinken, als er die Blasen berührte. »Dann … was sollte dann die Prüfung? Ich meine, wenn es einem sowieso verboten ist …«
    »So einfach ist das nicht.« Dayala blickte nach Westen zum letzten grauen Schimmer der Abenddämmerung. »Wir haben in der Wüste nach Wasser gegraben. Damit haben wir dem Boden Gewalt angetan, aber zu sterben, obwohl das Wasser dort war, hätte noch mehr Chaos erzeugt, als den Boden aufzureißen. Ganz richtig ist es nicht … aber …«
    Justen holte tief Luft. »Die Prüfung besteht also darin, dass man lernt …«
    »Du sollst lernen, dass du stark genug bist, die Ordnung klug einzusetzen. Wenn du dem Wald nicht widerstehen kannst, so …« Sie zuckte mit den Achseln und Justen spürte ihre Trauer und Sorge.
    Nachdem er eine Weile ins Zwielicht gestarrt hatte, sagte er: »Wie kann man dem Wald Widerstand leisten? Wie hast du es gemacht?«
    »Es war schwer. Ich habe das Chaos in die Ordnung gebunden und bin durch die Quellen von beidem gegangen. Jeder geht einen anderen Weg … jeder, der zurückkehrt.« Sie schlug die Augen nieder. »Ich bin müde. Morgen müssen wir viel schleppen und es ist ein weiter Weg bis

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