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Krieg der Ordnung

Titel: Krieg der Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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Merthe.«
    Später, als er sich die seidenweiche Decke bis zum Kinn hochgezogen hatte, starrte Justen die Zeltplane über sich an. »Hast du dies gemeint, als du gesagt hast, Magie sei im Großen Wald gefährlich?«
    »Jede Anwendung von Ordnung oder Weißer Kraft ist gefährlich, wenn sie nicht im Gleichgewicht geschieht. Innerhalb des Großen Waldes ist es sogar noch gefährlicher.« Dayala drehte sich herum. Justen konnte beinahe körperlich spüren, wie sehr ihr die Arme weh taten.
    »Ich verstehe immer noch nicht, warum du dir die Verbrennungen und Schnitte zugezogen hast. Du sagtest, es sei nicht gefährlich. Hast du denn deine Prüfung noch nicht hinter dich gebracht?«
    Dayala schwieg und sie war auf eine Weise still, die Justen aufmerken ließ. Er zuckte zusammen, weil die Arme schmerzten, als er sich aufrichtete, um sie anzusehen.
    Sie hatte sich nicht bewegt, aber er wusste, dass sie lautlos weinte. Silbern erschienen die Tränen in seiner Wahrnehmung.
    »Bei der Dunkelheit.« Mit brennenden Augen betrachtete er die Narbe auf seinem Handgelenk, die Narbe, die genau so aussah wie ihre. Beide schienen mit der gleichen Schwärze zu brennen. »Bei der Dunkelheit …« Und ganz sachte legte er die Finger auf ihre Hand.
    Ihre Tränen strömten noch lange, nachdem Justen dicht an sie gerückt war, damit sie ihre Hände halten konnten.
    Von draußen drangen die leisen Geräusche des Großen Waldes ins Zelt.

 
LXXVI
     
    E ldiren konzentrierte sich auf das Spähglas, bis sich Schweißperlen auf seiner Stirn bildeten, aber er konnte den weißen, wirbelnden Nebel im Spiegel nicht durchdringen.
    »Einer dieser Orte …«, murmelte er, als er es aufgab. Das Glas nahm sogleich das Aussehen eines gewöhnlichen Spiegels an. Er räusperte sich.
    »Es liegt wohl an all diesen Bäumen«, erklärte Beltar, indem er zum alten Wald unterhalb des Weißen Lagers deutete. »Sind sie nicht der Grund dafür, dass niemand nach Naclos hineinspähen kann?«
    »So sagt man.« Eldiren tupfte sich die feuchte Stirn mit dem Zipfel eines zusammengefalteten Tuches ab. »Wann sollen wir uns mit Zerchas treffen?«
    »Nachdem wir Berlitos eingenommen haben.«
    »Wie wollen wir das anfangen?«, fragte Eldiren. »Ich kann wegen der Ordnung in den Bäumen nicht einmal die feindlichen Truppenbewegungen verfolgen. Der Angriff würde uns die letzten Kämpfer kosten, die wir noch haben. Könnt Ihr die Stadt nicht einfach zertrümmern?«
    Beltar schüttelte den Kopf.
    »Ebenfalls wegen der Bäume?«, fragte Eldiren.
    »Ich bin nicht sicher, aber ich kann nicht genügend Chaos-Ströme im Boden anzapfen. Ich kann nicht mehr erzeugen als kleine Erschütterungen. Hier gibt es sehr viel alte Ordnung.«
    »Aber so schlecht macht Ihr Euch doch gar nicht. Wir halten nach wie vor Clynya und Bornt. Nur dieser kleine Ort am Hauptarm des Sarron, wie heißt er noch gleich …«
    »Rohrn«, half Beltar aus. »Vergesst es. Rohrn muss warten. Wir müssen durchkommen, ohne noch mehr Truppen zu verlieren. Clynya war nicht gerade ein rauschender Erfolg. Wenn Ihr es nicht geschafft hättet, die Stadt durch die Hügel zu umgehen und die Brände zu legen …«
    Ein Bote betrat das Zelt mit den weißen Wänden.
    Beltar schaute auf. »Ja?«
    »Die Sarronnesen haben alle Bedingungen abgelehnt, Ser.«
    »Oh?«
    »Sie gaben sich höchst überheblich, Ser.« Schweiß lief dem Mann über das Gesicht und sogar die blaue Kappe, die er mit beiden Händen vor dem Gürtel hielt, hatte dunkle feuchte Flecken. »Sie … sie haben gesagt, Berlitos habe sich noch nie ergeben, nicht einmal dem größten Tyrannen der Geschichte, und sie würden sich auch jetzt nicht ergeben.«
    »Diese Narren!«, fauchte Beltar.
    Der Bote wartete.
    »Nein, sie werden sich nicht ergeben. Natürlich nicht. Eine Frage der Ehre und all dieser Mist!« Beltar schritt ungestüm im Zelt hin und her.
    Der Bote blickte fragend zu Eldiren.
    »Und was jetzt?«, fragte Beltar.
    Eldiren deutete zum Boten.
    »Ach so.« Beltar nickte. »Du kannst gehen.«
    »Danke. Danke, Ser.« Der Bote floh.
    »Ihr scheint sie alle in Angst und Schrecken versetzt zu haben, Beltar.«
    »Mir wäre es lieber, die von der Ordnung verdammten Sarronnesen wären in Angst und Schrecken versetzt. Aber nein. Es ist, als wollten sie mich zwingen, meine Kräfte einzusetzen.«
    »Ihr habt doch gerade gesagt, dass Ihr dies hier nicht tun könnt«, widersprach Eldiren.
    »Ich sagte, dass ich nicht die ganze Stadt zertrümmern kann, und das wissen sie

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