Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Krieg der Ordnung

Titel: Krieg der Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
Vom Netzwerk:
macht.
     
    Bitte nicht das Lied, gesungen zu werden,
    noch die Glocke, geläutet zu werden,
    oder dass meine Geschichte zu Ende sei.
    Die Antwort ist alles – und nichts.
    Die Antwort ist alles – und nichts.
     
    Sie saßen noch lange, nachdem der Sänger mit dem silbernen Haar gegangen war, auf der Bank, hielten ihre Hände und suchten mit Körper und Seele die Nähe des anderen.

 
LXXXIII
     
    J usten legte die aus Eisen geschmiedete Blüte auf den Tisch und drehte sie, damit das Licht bei Sonnenaufgang sie treffen konnte.
    Dann legte er die anderen Gegenstände auf den Esstisch: zwei Nussknacker, den Zündstern, einige Lampenhalter aus Gusseisen und zwei Reiselaternen, in die man entweder Öllämpchen oder Kerzen stecken konnte.
    Selbst mit Yuals Hilfe und mit dem weichen Eisen hatte er den größten Teil des Frühlings und Frühsommers gebraucht, um die Teile herzustellen. Nebenbei hatte er allerdings auch an dem Wasserrad gearbeitet, für das Yual sich sehr interessierte.
    Justen spähte in den Garten hinaus, wo Dayala zwischen den niedrigen Büschen, die eigentlich eher schon Bäume waren, umherging. Er berührte kurz sein sauber rasiertes Kinn. Nicht, dass Dayala auf den Unterschied großen Wert zu legen schien, aber er fühlte sich besser, wenn er gut rasiert war. Sie hatte ihm eine kleine Flasche mit einer Art seifigem Öl geschenkt, mit dessen Hilfe er die Anzahl der Schnittwunden, die er sich dank seines eigenen Ungeschicks zufügte, deutlich hatte verringern können.
    Nachdem er eine Weile unruhig im Raum hin und her geschritten war und die Früchte seiner Anstrengungen mehrmals neu arrangiert hatte, ging er leise in den Garten hinaus. Am ersten Baum blieb er kurz stehen und betrachtete die faustgroße, geschlossene Schote. Sie schien etwas größer zu sein als vor ein paar Tagen, als er sie das letzte Mal betrachtet hatte.
    Dayala stand weit hinten im Garten, hielt die Zweige eines Busches oder Baumes zwischen den Fingern und bemerkte Justen nicht, als er sich ihr näherte.
    Er beobachtete sie mit Sinnen und mit Augen und schluckte, als er die langsame Übertragung der Ordnung von der Druidin auf den Baum bemerkte. Dann zog er sich kopfschüttelnd wieder in den vorderen Teil des Gartens zurück. Warum hatte er es nicht schon längst gesehen? Wenn man Bäume bewegen konnte, zu Häusern zu wachsen, dann konnten sie doch gewiss auch zu Schachteln und wer weiß was noch allem wachsen.
    Anscheinend musste er in Naclos ständig damit rechnen, dass er die Dinge auf die eine Art verstand, während sie ganz anders gemeint waren. Wie oft mochte es schon vorgekommen sein, dass Dayala meinte, er hätte etwas verstanden, obwohl er in Wirklichkeit überhaupt nichts verstanden hatte?
    Aufgewühlt schritt er auf dem kleinen, freien Platz vor dem Haus hin und her, während die Dämmerung sich über Haus und Garten senkte.
    »Justen … du hast mir gar nicht gesagt, dass du wieder da bist.« Dayala stand an der Eiche, die einen Eckpfosten des Hauses bildete. Sie hielt etwas in der Hand. »Ich wollte dir etwas zeigen.«
    Sie lächelte, aber Justen konnte spüren, wie erschöpft sie war.
    »Du bist müde. Du versuchst, im Garten zu viel auf einmal zu erreichen.« Und dieses Mal wusste er genau, wovon er sprach. Wenn sie stark genug war, um ihn aus den Steinhügeln zu retten, und dennoch nach der Arbeit mit den Bäumen zu müde war, um etwas zu essen, dann verwendete sie eindeutig zu viel Energie auf ihre Arbeit.
    »Siehst du?« Sie hielt eine Schachtel hoch.
    Er ging ihr entgegen und sie reichte ihm die längliche Schachtel.
    Er berührte sie und schauderte, als er die Glätte, die Ordnung und die schlichte Anmut der Schachtel spürte. Dann betrachtete er die feine Maserung und das Abbild von Hammer und Amboss auf dem Deckel. »Sie … sie ist wunderschön.« Mehr als wunderschön …
    »Ich habe sie für dich gemacht.«
    Seine Augen brannten und er starrte den Boden an.
    »Justen.«
    Er hob den Kopf und erwiderte ihren Blick.
    »Du kannst nicht alles auf einmal lernen. Und jetzt brauchen wir, glaube ich, beide etwas zu essen.«
    Er nickte und folgte ihr nach drinnen, immer noch über die Schachtel, über die Politur, die Maserung und die Form staunend. Wie hatte sie es nur geschafft, die Umrisse von Hammer und Amboss wachsen zu lassen?
    »Oh …«, platzte er heraus. »Da liegt etwas für dich auf dem Tisch.«
    Dayala hatte sich schon über die eiserne Trilia gebeugt. »Justen, das ist einfach wundervoll! Sie sieht

Weitere Kostenlose Bücher