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Krieg der Ordnung

Titel: Krieg der Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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und seine Lieder können dich viele Dinge lehren.«
    »Junge Liebende … ich kann sehen, wie ihr euch da auf der Bank versteckt.«
    Justen runzelte die Stirn, denn die Stimme klang jugendlich und kräftig. Der Mann mit dem silbernen Haar, der, eine Gitarre in Händen haltend, vor einer kleinen Fontäne saß, die scheinbar aus dem Nichts entsprang, schien kaum älter zu sein als Justen.
    Justen spürte vorsichtig mit seinen Ordnungs-Sinnen, während er Dayala nicht aus den Augen ließ. Er bemerkte, wie sie ihn für seine Behutsamkeit wortlos lobte.
    »Ich war auch einmal jung. Genießt es.« Das Lachen war freundlich und warm und mit ihm empfing Justen ein Gefühl von Ordnung, in der jedoch … in die noch etwas anderes eingebunden war.
    Dayala berührte Justen am Arm, als der Sänger die Saiten anschlug. Sie saßen auf einer Bank, die aus einem dunklen Lorkenbaum gewachsen war, und lauschten. Die Finger des Mannes tanzten über die Saiten und goldene Töne schwebten ins Zwielicht empor, beruhigend und zugleich ein wenig erschreckend, wärmend und doch kühl.
    Die Druidin ließ die Hand in Justens Händen liegen und sie lauschten und weinten.
     
    … unten am Gestade, wo weiße Wellen sich kräuseln,
    dort setz dich hin und lausche der Winde Säuseln.
    Der Ostwind liebt der Sonnen Licht,
    dem Westwind ist lieber des Mondes Gesicht.
    Der Nordwind des Nachts einsam stürmt, mein Lieb.
    Und ich fürchte das Licht.
    Erobert hast du mein Herz, mein Lieb,
    des Nachts im Wind, wie ein Dieb.
    Die Feuer, die du entfacht,
    bringen Licht, vertreiben die Nacht.
    … vertreiben die Nacht, mein Lieb,
    unten am Gestade, wo weiße Wellen sich kräuseln,
    dort setz dich hin und lausche der Winde Säuseln.
    Die Feuer, die du entfacht,
    überdauern auch meine Nacht.
    Bald werd ich sterben, mein Lieb,
    in der Berge eisiger Pracht.
    Der Stahlwind bringt Wahrheit, mein Lieb,
    mehr als meiner Klinge Macht.
    … mehr als meiner Klinge Macht, mein Lieb.
    Unten am Gestade, wo weiße Wellen sich kräuseln,
    dort setz dich hin und lausche der Winde Säuseln.
     
    Stets hab ich dir, mein Lieb, die Wahrheit gesagt.
    Deine Liebe zu erobern, mein Lieb, hab alles ich gewagt.
    Zuweilen hast weh getan du mir, mein Lieb,
    zuweilen wir kämpften sogar,
    doch nun, da ich dich habe nicht mehr,
    ist mein Leben öde und leer.
    Mein Leben ist öde und leer, mein Lieb.
    Unten am Gestade, wo weiße Wellen sich kräuseln,
    dort setz dich hin und lausche der Winde Säuseln.
     
    Justen senkte den Kopf. Tränen drangen ihm in die Augen, als er die unendliche Sehnsucht hörte, die in dem Lied zum Ausdruck kam.
    »Vielleicht könnt ihr euch an dieses Lied erinnern. Ich entschuldige mich, wenn die Aussprache nicht ganz stimmt, aber es ist lange her«, erklärte der Sänger.
    Dayala räusperte sich leise.
    »Du erinnerst mich ein wenig an sie, meine junge Dame. Wie ist dein Name?«
    »Dayala.«
    »Ein schöner Name.« Der Sänger richtete die kalten grünen Augen auf Justen. »Vergiss nicht, was du hier gehört hast, wenn du Naclos wieder verlässt, Bursche. Es ist schwer zu gehen, aber verlassen zu werden ist noch schwerer. Ich weiß es, ich habe beides erlebt.«
    »Wer … wer bist du? Ich habe das Gefühl, ich muss es unbedingt wissen.« Justen zuckte hilflos mit den Achseln. »Ich taste blind herum, als könnte ich nicht richtig sehen, was um mich herum geschieht.«
    »Namen haben nicht viel zu bedeuten, nicht mehr nach so langer Zeit. Einst wurde ich Werlynn genannt und einst hatte ich Kinder.« Der Mann hob die Gitarre. »Der Abschied war schwer. Alle dachten, ich wäre auf der Reise gestorben. So war es besser. Jedenfalls für sie.«
    Dayala nickte.
    »Erinnerst du dich an dieses Lied?« Wieder schlugen seine langen Finger die Saiten an.
     
    Bitte nicht das Lied, gesungen zu werden,
    noch die Glocke, geläutet zu werden,
    oder dass meine Geschichte zu Ende sei.
    Die Antwort ist alles – und nichts.
    Die Antwort ist alles – und nichts.
     
    Oh, weiß war die Farbe meiner Liebe,
    so hell und weiß, einer Taube gleich,
    und weiß war er, so hell wie auch sie,
    der mir mein Lieb entführt …
     
    Frag nicht nach dem Ende der Geschichte,
    ob der Reim weiter erklinge.
    Frag nicht, ob die Sonne sie sang.
    Die Antwort ist alles – und nichts.
    Die Antwort ist alles – und nichts.
     
    Oh, schwarz war die Farbe meiner Gedanken,
    so schwarz und dunkel wie tiefste Nacht
    und dunkel war ich, wie droben der Himmel,
    dessen Blitz die Lügen uns sichtbar

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