Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Krieg der Ordnung

Titel: Krieg der Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
Vom Netzwerk:
Firbeks Stirn, als er wild um sich schlug und seine Brust ungeschützt ließ. Justen musste lächeln, als er es sah, doch er beschränkte sich darauf, den Marineinfanteristen auf Distanz zu halten und die Schläge und Hiebe abzuwehren. Firbeks Angriffe wurden immer wütender und heftiger, bis es schien, als würde er rasend vor Wut auf Justen einhacken.
    Der Ingenieur tänzelte zur Seite, wehrte die Schläge des größeren und stärkeren Gegners mit der eigenen Waffe ab oder wich ihnen einfach aus.
    »Du bist … du bist ziemlich gut … für einen Ingenieur … der mit altmodischen Sachen herumspielt …«
    Wieder schlug Firbek zu.
    Dieses Mal schob Justen sein Übungsschwert hinter den Griff von Firbeks Schwert und drehte es herum. Der Soldat taumelte, stolperte und stürzte zu Boden.
    »Das tut mir aber leid, Firbek«, erklärte Justen grinsend. »Ich muss jetzt gehen, aber vielleicht können wir gelegentlich mal wieder eine Runde üben. Natürlich einfach nur so zum Spaß.« Er drehte sich um und gab Altara das Übungsschwert zurück. »Vielen Dank für die Leihgabe, Meister-Ingenieurin.«
    »Es war mir ein Vergnügen, Justen«, erwiderte Altara leise, während sie stirnrunzelnd das Holzschwert in Empfang nahm. »Aber du musst trotzdem morgen in die Werkstatt kommen. Wir wollen an den neuen Wärmetauschern arbeiten, die Gunnar und Blyss entworfen haben.«
    Justen zwang sich zu einem Lächeln. Sogar in der Waffenkammer suchte sein älterer Bruder ihn heim, obwohl Gunnar sich nie herabließ, eine Klinge oder einen Stab in die Hand zu nehmen. »Ich werde kommen.«
    Er drehte sich um, aber Firbek war schon verschwunden.
    »Das war … das war wirklich interessant, aber ich denke, Estil wartet bereits auf mich.« Warin gab Justen den verkratzten Stab aus Roteiche zurück.
    »Ich begleite dich.«
    Draußen hatten sich die Wolken über dem Golf aufgelöst, und ein leichter Nieselregen ging auf Nylan nieder. Justen blieb auf halbem Weg zur Straße auf dem Pflaster stehen und wischte sich die nasse Stirn am Ärmel ab.
    »Das war gefährlich, Justen«, bemerkte Warin mit einem vielsagenden Blick zur Waffenkammer. »Er ist immerhin der Cousin des Ratsherrn Ryltar.«
    »Was soll er schon machen?«, gab Justen achselzuckend zurück. »Es war doch nur ein Übungskampf. Er hat es selbst gesagt.«
    »Nimmst du eigentlich überhaupt mal irgendetwas ernst?«
    »Kaum. Wir werden das Leben letzten Endes sowieso nicht überleben.« Justen ließ den Stab auf dem Pflaster springen und fing ihn wieder auf. »Und daher können wir auch gleich dafür sorgen, dass wir wenigstens unseren Spaß haben.«
    »Du hast eigenartige Vorstellungen von Spaß.« Warin hielt inne. »Estil wartet sicher schon. Wir sehen uns morgen. Und dann werde ich dich mit meinem Stab verprügeln.«
    »Aber nur, wenn ich unaufmerksam bin, weil ich ein hübsches Mädchen beobachte.«
    »Dann werde ich dafür sorgen, dass eines kommt.«
    »Wer denn?«
    »Ich könnte Estil fragen, ob sie vorbeischaut.«
    »Das ist unfair.«
    »Ach, wirklich?« Warin winkte kurz und trabte bergauf zu den Häusern, die südlich der Mauer aus schwarzem Stein, der Grenze Nylans, auf der Hügelkuppe standen.
    Justen wirbelte noch einmal den Stab herum und trottete bergab.

 
X
     
    D ie scharfkantigen Zacken aus rotem Sandstein bildeten zwischen den grauen Steinhügeln im Norden und Westen und den welligen Dünen im Süden ein natürliches, kreisrundes Amphitheater.
    Eine schmale, verdorrte Grasnarbe zog sich vom roten Sandstein aus nach Osten und wurde allmählich, während sie sich dem Großen Wald näherte, saftiger und grüner.
    Mitten in dem kleinen Amphitheater befanden sich drei Frauen. Sie saßen auf kniehohen Steinen, die von der Witterung oder von Menschenhand geglättet worden waren, bis sie eine angenehme Sitzfläche bekommen hatten. Die grauhaarige Frau in der Mitte wiegte sich mit geschlossenen Augen leicht hin und her. Die roten Sandkörner in dem Quadrat, das zwischen den fünf Ellen großen Sandsteinblöcken frei geblieben war, verlagerten ihre Position und fanden sich zögernd zu neuen Formen zusammen.
    Nach einiger Zeit schälte sich eine Landkarte heraus, und die Sandkörner sammelten sich zu naturgetreuen, winzigen Nachbildungen der Westhörner. Eine weiße Linie zog sich schnurgerade durch die Gipfel, doch das Weiß war besudelt vom stumpfen Rot getrockneten Blutes.
    Langsam besprenkelten weiße Sandkörner die winzigen Gipfel und Täler und breiteten sich immer weiter

Weitere Kostenlose Bücher