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Krieg der Ordnung

Titel: Krieg der Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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dampfte im trüben Licht des Spätnachmittags. Die kalte Luft half ihm, das Gleichgewicht wieder zu finden. In der Werkstatt hatte er inzwischen manchmal das Gefühl, er würde in der Gegenwart von so viel geordnetem Metall beinahe ersticken, aber seltsamerweise gelang ihm das Ordnen von Eisen viel leichter als früher.
    Er holte tief Luft. Draußen in der frischen Luft kühlte er rasch ab, aber er blieb noch eine Weile stehen und blickte zur Sonne, die niedrig und schwach über dem Golf von Candar hing.
    Dayala … schaust du jetzt auch ins Dämmerlicht? Oder bist du in die Arbeit mit Schachteln und Bäumen vertieft? Wie lange wird es noch dauern?
    Er fing einen Anflug von Wärme auf … irgendetwas. Oder war es nur seine eigene Sehnsucht, waren es nur die Spiegelungen seiner eigenen Wünsche und Begierden?
    Nachdem er noch einmal tief Luft geholt und einen Schluck Wasser aus dem Krug getrunken hatte, kehrte er in die Werkstatt zurück – nicht an sein Schmiedefeuer, sondern zur erhöhten Plattform im hinteren Teil des Raumes, wo Altara an einem Zeichenbrett saß.
    Er wartete, bis sie endlich von den Zeichnungen aufblickte. »Ja, Justen?«
    »Ich muss länger arbeiten. Macht es dir etwas aus?«
    Altara hob die Augenbrauen. »Du bist doch schon deinem Soll voraus. Du musst in Naclos offenbar einiges gelernt haben. Deine Arbeit ist besser als vor deinem Aufbruch nach Candar. Ich habe sogar schon daran gedacht, dich etwas von Fitzls Arbeit übernehmen zu lassen. Er spielt mit dem Gedanken, zur Stellmacherei in Alberth zu wechseln.«
    »Ich muss noch an einigen Dingen arbeiten.«
    »Als da wäre?«
    »Ein Modell für einen Dampfwagen.«
    »Turmin meint, es sei nicht möglich, ein dampfgetriebenes Landfahrzeug zu bauen. Zu viel Chaos ohne die stabilisierende Ordnungs-Kraft des Meeres.«
    »Ich habe da eine Idee.«
    Altara tat so, als zuckte sie zusammen. »Das sind die gefährlichsten Worte, die ein Ingenieur überhaupt aussprechen kann: ›Ich habe da eine Idee.‹ Dorrin hatte auch eine Idee und jetzt schau dir an, was für ein Durcheinander daraus entstanden ist.«
    »Ich bin nicht Dorrin. Etwas wie Die Basis der Ordnung könnte ich mir keinesfalls ausdenken. Aber welcher Schaden kann denn schon entstehen, wenn ich ein Modell baue?«
    »Wenn ich mich recht entsinne«, meinte die Leitende Ingenieurin grinsend, »hat auch Dorrin mit harmlosen Modellen begonnen.«
    Justen spreizte die Finger.
    »Ich könnte vielleicht in Erwägung ziehen, es zu erlauben. Aber nur vielleicht«, lenkte sie ein.
    »Oh?«
    »Wenn du dafür in Betracht ziehen könntest, gelegentlich mit uns anderen zu trainieren, die wir in den Kriegskünsten so unerfahren sind wie du.«
    »Das ist glatte Erpressung.«
    »Und ob.«
    »Also gut. Dann betrachte mich als erpresst.«
    »Wir sehen uns morgen nach der Arbeit. Heute Abend«, beschloss Altara die Verhandlungen mit einem breiten Lächeln, »heute Abend kannst du mit der Arbeit an deinem Modell beginnen. Vorher musst du natürlich die Arbeit an den Rückholpumpen beenden.«
    »Aber selbstverständlich, hochverehrte Leitende Ingenieurin.«
    »Ob eine Veränderung des Schaufelrads das Problem lösen könnte?«
    »Wir werden sehen. Ich habe einen neuen Entwurf gemacht, der vielleicht funktioniert.«
    Altara nickte und Justen verstand, dass das Gespräch damit beendet war. Er verabschiedete sich mit einem Nicken und kehrte an sein Schmiedefeuer zurück. Automatisch sah er sich nach Clerve um und sein Herz krampfte sich zusammen.
    Clerve – obwohl du ein ganzes Jahr über für mich gearbeitet hast, habe ich erst am Ende erfahren, dass du singen konntest. Wie sehr ich es genossen habe, deine Lieder zu hören … War das Leben immer so? Hob man sich die Dinge, die man hätte sagen sollen, stets auf, bis es zu spät war?
    Justen rieb sich mit der linken Hand das Kinn und blickte zum Schmiedeofen. Das Problem mit den Rückholpumpen für die neue Hyel war im Grunde nicht sehr verzwickt. Die Arbeitsgeschwindigkeit von Kondensator und Dampfsammler stimmte nicht überein und die Rückholpumpen gingen rasch entzwei, wenn sie statt Luft auf einmal Schaum oder sogar flüssiges Kondensat befördern sollten.
    Der beste Weg, die Sache in Ordnung zu bringen, wäre es wahrscheinlich, das gesamte Kondensations-System zu überholen, aber man hatte ihm gesagt, er solle sich nur um die Pumpen kümmern. Seufzend betrachtete er die groben Risszeichnungen für die neuen Schaufelräder.
    Auch eine Pumpe, die mit wechselnder

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