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Krieg der Ordnung

Titel: Krieg der Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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Geschwindigkeit laufen konnte, wäre eine Lösung, aber sie würde das System komplizierter machen und das war sicher keine gute Idee, weil viele Teile sowieso schon an der Grenze zwischen Ordnung und Chaos betrieben wurden.
    Er runzelte die Stirn, dachte kurz an den Dampfwagen und überlegte sich, ob ein kühlender Wassermantel rings um den Kondensator den Fluss in der Pumpe stabilisieren könnte.
    Schließlich schüttelte er den Kopf und ging zum Schmiedefeuer. Eins nach dem Anderen, sagte er sich. Im Augenblick musste er zunächst einmal den neuen Entwurf für die Schaufelräder umsetzen, um zu sehen, wie gut sie liefen. Dann musste er die Teile schleifen und polieren, bevor sie zu weit abgekühlt waren, und das Metall ordnen, ehe er sie in den Ring aus Schwarzem Eisen einsetzen konnte, der das Herz der Pumpe bildete.
    Er legte das Eisen ins Schmiedefeuer, sah sich in der geschäftigen Werkstatt um und lauschte der Kakophonie aus Hämmern, Schleifsteinen, Mühlen und Schneidegeräten, die das leisere Summen der menschlichen Stimmen übertönten.

 
CVIII
     
    J usten wischte den Staub vom verkratzten Stab, der nach mehr als einem Jahr immer noch wohlbehalten in seinem Spind in der Großen Werkstatt stand. Damals hatte er ihn zurücklassen müssen, als er Recluce verlassen und sich auf die ach so heldenhafte Expedition begeben hatte, um Sarronnyn zu retten. Er schnaubte, als er den Lederschurz aufhängte.
    »Kaum zu glauben, du willst wirklich mit uns trainieren? Mit diesen altmodischen Waffen?« Warins Stimme war tiefer geworden, fast schon ein Bass. Er nahm sich einen neuen, mit Schwarzem Eisen gefassten Stab.
    »Allerdings, das werde ich.« Justen war sichtlich verlegen. »Es tut mir leid, dass ich deinen Stab verloren habe. Wirklich. Aber er ist verschüttet worden, als die Weißen mit ihren Kanonen auf uns geschossen haben. Ich weiß ja, wie sehr du an ihm gehangen hast. Ich wollte ihn dir eigentlich zurückbringen.«
    »Mach dir deswegen keine Sorgen.« Der ältere Ingenieur mit dem schütteren Haar berührte Justen an der Schulter. »Ich weiß doch, dass du ihn geborgen hättest, wenn es dir möglich gewesen wäre. Hat er dir wenigstens geholfen?«
    Justen nickte, dachte dabei aber nicht an die Schlachten oder die im Stab verkörperte Ordnung, sondern an die Aufmerksamkeit, mit der er hergestellt worden war. »Manchmal schon … sogar sehr.«
    »Das ist gut. Dann wollen wir mal sehen, ob du inzwischen so außer Form bist, dass du keine Chance mehr hast.« Warin tippte mit seinem Stab auf den Steinboden. »Jetzt komm.«
    »Ich komme und wahrscheinlich habe ich wirklich keine Chance. Ich hatte keinen Stab mehr in der Hand, seit ich deinen auf dem Schlachtfeld verloren habe.«
    Justen folgte dem älteren Ingenieur hinaus auf die fast leere Straße, die zur alten Waffenkammer führte.
    Warin blickte den langen Hang hinauf, aber die Straße lag verlassen im herbstlichen Zwielicht. Die akkurat gesetzten Pflastersteine lagen auch nach Jahrhunderten des Gebrauchs noch fest an ihrem Platz. »Altara übt wahrscheinlich schon dort drüben.«
    Justen schüttelte den Kopf. Warum bestand Altara darauf, dass er wie in früheren Zeiten die Kampftechniken trainierte? Wollte sie überprüfen, ob die schnellen, energischen Bewegungen seine frühere tollkühne Haltung wieder zum Vorschein brachten? Glaubte sie, sie könnte durch Wiederholung altvertrauter Worte und Bewegungen die Vergangenheit wieder beleben? Er wirbelte den Stab herum, ließ ihn auf den Stein prallen und fing ihn auf, als er wieder hochsprang. Aber er musste einen schnellen Schritt machen, um den Stab einzufangen, und hätte ihn beinahe fallen lassen.
    »Du bist aus der Übung.«
    »Sieht ganz so aus.«
    Warin blieb vor der halb geöffneten Tür der Waffenkammer stehen und sah sich um, ob jemand ihnen gefolgt war. Dann betrat er das Gebäude aus schwarzem Stein, das trotz der Jahrhunderte, die verstrichen waren, seit die früheren Ingenieure es gebaut hatten, nicht gealtert schien.
    Justen überblickte die Trainingshalle. Er stellte den alten Stab an die Wand und streckte sich, spürte die Spannungen im Körper und war sich des Ungleichgewichts zwischen Ordnung und Chaos immer noch bewusst. Er konnte jetzt besser damit umgehen, aber das Ungleichgewicht war noch da. Er streckte sich weiter und war froh, dass seine Muskeln nicht ganz so verkrampft waren, wie er befürchtet hatte. Ob Dayalas Neuordnung seines Körpers ihn sehr verändert hatte? Er schwenkte die

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