Krieg der Ordnung
man sich zwischen zwei Übeln entscheiden.« Justen sah zu, wie die Llyse sich an die Pier schob.
Die Hafenarbeiter wichen dem Dampfwagen aus, aber Justen konnte spüren, wie neugierig sie waren. Auch die Matrosen der Llyse unterbrachen immer wieder kurz die Arbeit und schauten herüber.
Als die Laufplanke heruntergelassen war, kam Martan zu Justen. »Es wäre besser, wenn ich zuerst mit Hyntal rede, Ser.«
»Ihr kennt ihn besser als ich, Martan. Tut, was Ihr könnt.«
»Danke, Ser.«
Martan sprang die Laufplanke hinauf und schien die Leiter zur Brücke beinahe hinauf zu fliegen. Oben angekommen, legte er dem Kapitän, einem Mann mit gebräuntem, kantigem Gesicht, eine Hand auf die Schulter. Er deutete zu Justen und dann zum Dampfwagen.
»Was er auch sagt«, bemerkte Gunnar, »er ist jedenfalls voller Begeisterung bei der Sache.«
Der Wortwechsel dauerte an, bis die Matrosen und die Hafenarbeiter die Llyse vertäut hatten. Martan nickte dem jungen Ingenieur zu und der Kapitän der Llyse kam die Laufplanke herunter gepoltert. Das Gesicht war unbewegt wie ein Stein.
Justen richtete sich auf.
»Also gut, junger Herr Justen«, begann Hyntal. »Martan hat mir erklärt, dass Ihr versucht, hier eine Sache abzuziehen, und dass ich mitspielen soll.«
»So ist es«, erklärte Justen dem Kapitän. »Ich habe diesen Dampfwagen hier gebaut und muss ihn jetzt nach Candar bringen, vorzugsweise irgendwo in Lydiar oder Hydlen und in der Nähe einer großen Straße. Ich habe die Absicht, damit nach Fairhaven zu fahren und die Weißen Magier anzugreifen.«
»Ich dachte mir schon, dass es ein tollkühnes Unternehmen werden würde.« Hyntal rieb sich das Kinn. Die Hand bedeckte fast den ganzen Mund. »Meine Mannschaft sollte eigentlich Landurlaub bekommen.«
Justen schaffte es gerade noch, ein verzweifeltes Seufzen zu unterdrücken.
»Ich sehe schon, das bereitet Euch einige Sorgen. Was soll ich nun tun?«
»Ihr müsst tun, was Ihr für richtig haltet, Ser«, antwortete Justen langsam. »Genau wie ich.«
»Nun gut …«, grübelte der Kapitän. »Ihr steht unter Zeitdruck, nicht wahr?« Er runzelte die Stirn und sah Justen scharf an. »Hat der Rat es untersagt?«
»Nein, Ser, noch …«
»Sie haben es also bis zu diesem Augenblick noch nicht untersagt, da seid Ihr sicher?«, unterbrach Hyntal ihn mit einem leichten Lächeln.
»Nein, Ser.«
Hyntal deutete zum Dampfwagen und dann zu Altara. »Warum ist die Leitende Ingenieurin hier?«
»Sie macht sich Sorgen. Letzte Nacht hat jemand versucht, die Große Werkstatt niederzubrennen, um den Dampfwagen zu zerstören.«
»Wirklich?« Hyntal ging zu Altara hinüber. »Leitende Ingenieurin?«
»Ja, Kapitän?«
»Ist es wahr, dass letzte Nacht jemand versucht hat, die Große Werkstatt anzuzünden?«
»Es war mehr als ein Versuch. Der Schaden ist beträchtlich.«
»Nur um die Maschine dieses jungen Burschen zu zerstören?«
»So scheint es.« Altaras Stimme war nichts anzumerken.
»Hat der Rat bisher zu der Maschine irgendeine Stellungnahme abgegeben?«
»Uns ist keine offizielle Stellungnahme des gesamten Rates bekannt.«
Hyntal nickte, dann drehte er sich zur Llyse um. »Belden, bereite den schweren Kran vor. Die Schauerleute sollen sich in Bewegung setzen und dann ladet so schnell wie möglich ab. Wir müssen am Mittag wieder auslaufen. Doppelter Freigang bei der Rückkehr.«
»Aye, Kapitän.«
»Wenn Ihr mich jetzt entschuldigen wollt, Kapitän«, sagte Altara. Sie blinzelte Justen zu, bevor Hyntal sich wieder zu ihr umdrehte. »Ich muss dem Rat die Sorgen der Bruderschaft darlegen und darum bitten, dass die Brandstiftung sofort untersucht wird. Das könnte einige Zeit in Anspruch nehmen. Ich weiß Justen und seine Maschine bei Euch in guten Händen.«
»An Bord der Llyse wird er sicher sein. Und ob, das wird er.« Hyntal verabschiedete sich mit einem Nicken von der Ingenieurin, ehe er sich wieder an Justen wandte. »Macht Euer Spielzeug zum Laden bereit, junger Mann. Es wird höchste Zeit, dass mal jemand diesen Weißen Teufeln zeigt, wo es lang geht. Höchste Zeit wird es …«
Gunnar zog hinter dem Rücken des Kapitäns die Augenbrauen hoch. Justen zuckte nur mit den Achseln. Er konnte zwar nicht verstehen, warum Hyntal so hilfsbereit war, zumal der Seemann sich damit eine Menge Ärger einhandeln würde, aber andererseits war er froh, dass seinem Plan nun keine größeren Hindernisse mehr im Weg standen. Allerdings hatte er böse Kopfschmerzen bekommen, weil
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