Krieg der Ordnung
Fußtruppen der Eisernen Garde und dahinter die weißen Banner der Magier. Fast ein Dutzend Weiße Magier ritten auf weißen Pferden, dahinter kamen zwei weiß-goldene Kutschen mit weißen, golden eingefassten Bannern. Über den anrückenden Soldaten und Magiern hing eine rotweiße Wolke, die nur für einen Magier sichtbar war. Die Wolke kündete von Macht und Chaos und prophezeite die Vernichtung eines jeden, der sich dem hinter ihr stehenden Willen widersetzen wollte.
Justen schauderte. Dann nickte er und rief: »Martan! Ich muss jetzt hoch!«
Als der Marineinfanterist zu ihm gelaufen kam, schaufelte Justen heiße Kohlen in die Kohlenpfanne des Ballons. Er überprüfte die Trossen und löste die feuersicheren Röhren, die vom Ofen zum Ballon führten.
»Sie sind schon recht nahe. Ich muss den Ballon in die Luft bringen.« Justen blickte zum gespannten Stoff hinauf, dann zu den beiden Seilen, die den Ballon am Boden hielten. Jedes der Seile war an einen dicken Pfosten gebunden. »Martan?«
»Ja, Ser?«
»Sobald ich dort im Korb bin, löst Ihr die Knoten der Seile und lasst die Seile aus. Einen Knoten löst Ihr ganz, der zweite sollte sich von selbst lockern. Wenn das Seil voll ausgelassen ist, bindet Ihr es wieder fest und kehrt zu Eurem Wall zurück, um Gunnar zu beschützen. Ich sagte Euch ja schon, dass ein Magier, der den Geist durch den Himmel fliegen lässt, seinen Körper nicht schützen kann. Ich verlasse mich auf Euch.«
»Ja, Ser.« Martan nickte ernst.
Justen runzelte einen Augenblick die Stirn. »Wie viele Raketen sind noch im Dampfwagen?«
»Weniger als zwanzig.«
»Benutzt sie zuerst, so lange die Weißen noch dicht beisammen stehen und ein gutes Ziel abgeben.«
»Ich werde mein Bestes geben.«
Justen sah dem stolzen jungen Mann in die Augen. »Ich danke Euch.«
»Ich habe Euch zu danken. Dies hier hätte ich um nichts in der Welt verpassen mögen.«
»Ich hoffe, Ihr fühlt Euch noch genau so, wenn alles vorbei ist.« Justen wandte sich an seinen Bruder und umarmte ihn kurz. »Halte den Himmel so klar, wie es dir möglich ist. Um mehr bitte ich dich nicht, mehr brauche ich nicht. Und bleib in eurer Deckung! Wir haben die Panzerplatten nicht umsonst hier herauf geschleppt.«
Martan und Gunnar wechselten einen Blick, bevor Gunnar sich zur improvisierten Barriere aus Steinen umdrehte, auf der zwei Bleche aus Schwarzem Eisen vom Dampfwagen steckten.
»Ich meine es ernst. Du könntest blind werden … oder sogar noch Schlimmeres.«
Ein dumpfer Trommelwirbel hallte von der weißen Pflasterstraße, die im Süden aus Fairhaven heraus führte, den Hügel herauf. Ein zweiter Trommelwirbel folgte direkt danach. Die Standartenträger senkten die weißen und die rot eingefassten Banner, um zu melden, dass sie den Trommelwirbel vernommen und verstanden hatten. Die Luft roch nach feuchtem Herbstlaub, obwohl die Bäume noch grün waren.
Justen kletterte in den Weidenkorb. Er musste aufpassen, um nicht, an das Gestell mit den Linsen und die Klammern zu stoßen, in welche die Linsen eingepasst werden sollten, sobald der Ballon weit genug vom Boden abgehoben hatte.
Gib mir die Kraft, Dayala … und sei hier bei mir.
Ich bin bei dir … immer …
Der Graue Magier – denn jetzt wusste er, dass er ein Grauer Magier war – lächelte. Dieses Mal hatte er sich die liebevollen Gedanken ganz sicher nicht eingebildet. »Löst die Verankerungen.«
Martan löste erst das eine und dann das andere Seil und achtete darauf, dass das Haltetau mit gleichmäßiger Geschwindigkeit ausgelassen wurde.
Als der Ballon stieg, hielt Justen sich an den Rändern des Korbes fest. Die leichte Bauweise, die sich bei den Versuchen immer wieder als besondere Qualität erwiesen hatte, erschien ihm nun wie eine gefährliche Zerbrechlichkeit, je höher der Ballon stieg. Die Kate im braunen Gras an der Hügelflanke schrumpfte zu einem Schuppen und dann zu einem Puppenhaus. So kam es ihm jedenfalls vor, obwohl der Ballon kaum mehr als hundert Ellen über dem Hügel schwebte.
Wieder war ein Trommelwirbel zu hören. Justen kippte ein wenig zur Seite, als er das Gewicht verlagerte und der Korb seiner Bewegung sofort folgte.
»Oooh …« Eine sengende Linie zog über seine Stirn und der Geruch von verbranntem Haar stieg ihm in die Nase. Er zog hastig den Kopf von der kleinen Kohlenpfanne zurück, die hier den Ofen ersetzte.
Er holte tief Luft und versuchte, Ordnung und Chaos im verbrannten Flecken seines Haupthaars wieder ins
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