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Krieg der Ordnung

Titel: Krieg der Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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über dem Fluss und dem westlichen Horizont stand. »Vielleicht bekommen wir dort sogar unser Nachtmahl.«
    »Das heißt hier Abendessen.« Berols Stimme erhob sich mühelos über die gedämpften Hufschläge auf dem feuchten Lehmboden.
    Weniger als fünfzig Ellen vor der Brücke stand ein Meilenstein, der nur einen Namen trug: L ORNTH . Merwha zügelte das Pferd, bis die Truppe aus Recluce sie eingeholt hatte. Dann trieb sie ihr rotbraunes Pferd weiter.
    Auch die Doppelbogenbrücke, die den an dieser Stelle höchstens hundert Ellen breiten Sarron überspannte, war aus den harten, rosafarbenen Steinen gebaut, die sie schon in der Hafenstadt gesehen hatten. Die Pflastersteine auf der Brücke waren abgenutzt vom langen Gebrauch. Ein alter Mann mit einem Besen sah vom anderen Ende herüber, als die sarronnesische Offizierin ihre Schutzbefohlenen hinüberführte.
    Justen sah sich über die Schulter um, nachdem sie die Brücke überquert hatten. Der Straßenkehrer hatte die Arbeit wieder aufgenommen. »Ich frage mich, ob jede Brücke einen eigenen Straßenkehrer hat.«
    »Wahrscheinlich«, erwiderte Nicos. »Dann bleiben sie alle schön sauber und das ist eine angenehme Abwechslung gegenüber dem, was ich im letzten Jahr in Lydiar gesehen habe. Dort waren die meisten Brücken schmutzig und schmierig.«
    Zu beiden Seiten der Straße standen einstöckige Gebäude. Die Wände der Häuser waren glatt, als hätte man sie verputzt, und von so hellem Rosa, dass sie fast weiß schienen.
    Justen ließ die Sinne wandern und stellte fest, dass die Mauern tatsächlich mit einer harten Oberfläche versehen worden waren. »Womit haben sie hier nur die Wände behandelt?«, wollte er von Nicos wissen.
    Der Ingenieur zuckte mit den Achseln.
    »Ich glaube, das ist eine Art Zement, der hier in der Gegend hergestellt wird«, warf Berol mit ihrer kräftigen Stimme ein. »Lehm und gebrannter Kalkstein werden zu Pulver gemahlen. Mit einer Schicht rotem Lehm darüber kann es sogar unter Wasser trocken. Wahrscheinlich haben sie das Material auch für die Fundamente der Brücke verwendet.«
    Nicos zuckte die Achseln, Justen nickte befriedigt.
    Das Stimmengemurmel auf dem Hauptplatz des Ortes erstarb sofort, als Merwha ihr Gefolge quer hinüber nach rechts führte. Kein Gras und kein Standbild schmückten den Platz. Es war nichts weiter als eine offene, mit Steinen gepflasterte Fläche, die von zwei- und dreistöckigen Gebäuden umgeben war. Justen sah einen Schiffsausrüster, einen Küfer und einen Kurzwarenladen, in dessen Schaufenster ein typischer sarronnesischer Teppich, braun und mit vierzackigen, spiralig gedrehten Sternen, ausgestellt war. Mitten auf dem Platz waren ein paar Karren mehr oder weniger im Rechteck aufgebaut. Weniger als ein Dutzend Sarronnesen – fliegende Händler und ihre Kunden – trieben sich dort herum. Alle sahen schweigend zu, wie Merwha die Doppelreihe der Reiter über den Platz und auf der anderen Seite in eine gepflasterte Straße führte.
    »… Schwarze Hunde …«
    »… halt den Mund … vielleicht helfen sie uns …«
    »… weiß man nicht, was schlimmer ist …«
    Sobald sie den Platz verlassen hatten, wurde das Gemurmel hinter ihnen lauter.
    »Und die wollen noch mehr von unserer Sorte haben?«, rief Quentel, der ganz hinten ritt.
    Ein kleiner Junge kam aus einer Gasse geschossen, sah die Pferde und die sieben schwarz gekleideten Reiter und verschwand sofort wieder im Schatten.
    Merwha zügelte das Pferd vor einem lang gestreckten Fachwerkhaus. »Dort könnt Ihr Eure Pferde einstellen.« Sie deutete auf die andere Straßenseite zu einem zweistöckigen Gebäude, vor dem ein Schild hing. Es zeigte eine gekippte Schale, aus der eine Flüssigkeit lief. Unter dem verblichenen Bild war ein Schriftzug in der Tempelschrift zu sehen: Z UM ÜBERFLIESSENDEN T OPF . »Ihr könnt dort übernachten. Die Tyrannin bezahlt die Unterbringung, für das Essen müsst Ihr selbst aufkommen.«
    Justen quittierte die fast rituellen Sätze, die Merwha jeden Abend sprach, mit einem abwesenden Nicken.
    »Wir brechen beim zweiten Morgenläuten auf. Wenn wir etwas Glück haben, kommen wir morgen Abend in Sarron an.«
    Justen stieg vorsichtig ab. Die Beine trugen ihn, aber die Muskeln seiner Oberschenkel verkrampften sich.
    »Nehmt die Boxen am Ende«, fügte Merwha hinzu, indem sie auf die Ställe deutete, die am weitesten von der Gaststube entfernt waren.
    Justen ruckte an den Zügeln und ging müde zum Stall. Die graue Stute trottete

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