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Krieg der Ordnung

Titel: Krieg der Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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standen nahe am Bug, als die Schaufelräder der Clartham das Handelsschiff in den Hafen von Rulyarth trieben.
    Wieder spürte Justen die enge Sicherheitsmarge zwischen Chaos und Ordnung in der schweren, eisernen Maschine unter Deck. Er fürchtete, das Schiff werde höchstens noch eine Handvoll Fahrten machen können, bevor die Zylinder, die Dampfleitungen oder etwas anderes in die Luft flogen. Justen wischte sich in der stehenden Luft über die Stirn.
    »Der Hafen ist größer als der von Nylan oder Landende. Viel größer.« Clerve deutete auf die vier langen Piere, die weit in das Hafenbecken reichten. »Seht euch nur die Schiffe an. Was ist denn das große dort für eines?«
    »Das ist ein hamorisches Handelsschiff«, erklärte die Frau, die den Posten des Dritten Maats bekleidete. Sie blieb bei der Gruppe aus Recluce stehen und lächelte breit. »Groß und dreckig.«
    Die Luft über Rulyarth war klar, die rosafarbenen Steinbauten hoben sich vor dem blaugrünen Himmel ab.
    »Hübsch ist es hier«, meinte Berol. »Man baut hier meist mit Stein, nicht wahr?«
    Justen schniefte einmal, zweimal. Der Hafen roch leicht nach fauligem Fisch und Tang.
    »Alles, was wichtig ist, wird aus Stein gebaut und der Stein ist wie Sarronnyn und die Sarronnesen«, warf der Dritte Maat ein. »Schön anzusehen, hart und altmodisch. Sie halten hier nicht viel von Dampfmaschinen. Wahrscheinlich werden sie genau deshalb den Kampf gegen Fairhaven verlieren.« Sie trat dicht neben Justen und stieß ihn mit dem Ellenbogen an. »Was hat ein hübscher Bursche wie du überhaupt hier zu suchen? Willst du dein Leben wegwerfen, um gegen die Weißen Teufel zu kämpfen?«
    »Unbesiegbar sind die Weißen gewiss nicht«, erwiderte Justen lächelnd. Dann musterte er wieder die schweren Balken der Piere. Die Schaufelräder des Schiffs drehten sich jetzt in die Gegenrichtung, um die Fahrt abzubremsen. Die Worte aus dem Traum – »nach deinem Aufenthalt in Sarronnyn« – gingen ihm wieder durch den Kopf. Was würde in Sarronnyn geschehen? Konnten sie den Sarronnesen helfen, die Weißen zurückzuschlagen, oder würden sich all ihre Anstrengungen als vergeblich erweisen?
    »Das mag ja sein, aber wie wollt ihr paar jungen Leute sie aufhalten, wenn nicht einmal die besten Truppen Candars Erfolg hatten? Was für eine Verschwendung.« Die Frau blickte zum Bugspriet, dann wandte sie sich an einen Matrosen. »Bring das in Ordnung.« Sie deutete auf ein entrolltes Tau. Der Matrose zuckte resigniert mit den Achseln.
    »Sie war aber wirklich nett zu dir.« Krytella trat an die Reling und blickte ins graue Hafenwasser, das von den Schaufelrädern aufgewühlt wurde.
    »Ihre Zunge ist schärfer als eine Schwertklinge.«
    Ein schwacher Geruch von Schwefel und Asche mischte sich in den Fischgestank, als eine Windbö über das Deck fuhr. Die Schaufelräder bewegten sich langsamer und die Clartham glitt sachte gegen die mit Tauen versehenen Fender der Pier. Ein lautes Knarren mischte sich ins Heulen des Windes und das Platschen der Schaufelräder.
    »Zieht die Taue an! Jetzt!« Der Dritte Maat überbrüllte mühelos die Hintergrundgeräusche. Ihre Stimme klang wie eine Feile auf kaltem Eisen.
    »Ihre Stimme ist rau wie eine Feile«, bemerkte Altara, die hinter Justen stand.
    »Justen ist wirklich sehr charmant«, meinte Krytella mit leisem, nicht unfreundlichem Lachen. »Besonders, wenn er mit wilden Bestien zu tun hat.«
    »Vielen Dank auch.« Justen verneigte sich ironisch, musste sich aber sofort wieder an der Reling festhalten, als das Schiff von der Pier abprallte und von den gespannten Tauen aufgehalten wurde.
    »Und jetzt macht sie fest!«
    »Holt eure Sachen an Deck.« Altara ging zum Niedergang, ohne auf eine Antwort zu warten.
    Die anderen folgten ihr.
    Nicht lange, und die Truppe aus Recluce marschierte die Laufplanke hinunter. Justens Rucksack hing an breiten Riemen auf seinem Rücken. Warins Schwarzen Stab hielt er in der linken Hand. Obwohl Justen ihn erst kurze Zeit besaß, fühlte der Stab sich an, als würde er ihm schon lange gehören. Als er unten auf der Pier stand, schüttelte er den Kopf über diesen Gedanken. Ein altmodischer Stab sollte ihm schon lange gehören?
    Eine Offizierin mit goldbetresster Jacke und zwei sarronnesische Soldatinnen – alle in den traditionellen blauen und cremefarbenen Uniformen des Landes erwarteten sie auf der Pier. Die Offizierin blickte zwischen Justens Schwarzem Stab und Altara hin und her. »Abschnittskommandantin

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