Krieg der Sänger
, donnerte
Ofterdingen. »Und wie es dein Krieg ist, du kotgewälzter Sohn einer Hündin! Ich
bin dein Herr, verdammt noch mal! Deinen letzten Tropfen Blut wirst du für mich
vergießen, und wenn ich sage: Komm mit in die Hölle ,
hast du zu fragen: Wie tief? , hörst du?«
Als Konrad den Kopf schüttelte, packte ihn Ofterdingen am Kragen und
zog ihn zu sich: »Du verfluchter Hurensohn! Nimm dir ein Beispiel an Wolframs
Männern, die dich Feigling beschämen, besinne dich und leiste Abbitte, sonst
reib ich dir die Nähte, du elendiger Saupelz!«
»Lass mich los!«
»Der falsche Mann wurde von den Knechten zerstückelt und von den
Raben gefressen!«, geiferte Ofterdingen, stieß den Singerknaben von sich, dass
er zu Boden fiel, und setzte einen Fußtritt nach. »So dankst du mir alles, was
ich für dich getan habe, du treulose Natter, du Kröte, du Wurm von einem
Galgenstrick?«
»Was soll ich dir danken?«, kreischte Konrad zurück, ohne
aufzustehen. »Dass du meinen Lohn versoffen hast, wann immer es dir passte?
Dass ich wie ein Kuttenpisser auf dem Esel reiten muss, seit du mein Pferd
verwürfelt hast? Dass du mir alle naselang die Weiber ausgespannt hast, nur um
mich zu übertrumpfen? Dass du mich bei jeder Gelegenheit zum Affen gemacht
hast, um die Lacher auf deiner Seite zu haben? Dass du mir, Gottes Leich, in
Bozen in die Stiefel gekotzt hast?«
»Die ewigalte Stiefelgeschichte! Ich war betrunken, mein Gott!«
»Aber nüchtern genug, die gleiche Menge auf beide Stiefel zu
verteilen! Und Ichtershausen! In Ichtershausen hast du ihnen erzählt, ich hätte
den Aussatz , obwohl du es eigentlich warst! Und dabei
war es nicht einmal der Aussatz, wie sich später herausgestellt hat, sondern
nur ein harmloser Grind! Die Leute hätten mich beinahe ausgeräuchert!«
Weil Ofterdingen die Rechtfertigung darauf schuldig blieb, begann
Konrad, seine Habseligkeiten zu sammeln.
»Du bleibst«, sagte Ofterdingen. »Tot oder lebendig, du bleibst
hier.« Dann hob er das nächstbeste Schwert vom Boden auf und ging damit auf
Konrad zu. Wolfram stellte sich ihm rechtzeitig in den Weg.
»Zur Seite«, bat Ofterdingen.
»Lass ihn gehen.«
»Du würdest deine Knappen auch niedermachen, wenn sie derart wenig
Ehre am Leib hätten.«
Ofterdingen unternahm einen Versuch, Wolfram zu umgehen, dann einen
weiteren auf der anderen Seite, aber Wolfram hielt den Weg mit ausgebreiteten
Armen blockiert. Konrad hatte derweil hinter Biterolf Schutz gesucht.
Ofterdingen rempelte Wolfram an. Wolfram versuchte, ihm das Schwert zu
entwenden. Ofterdingen widerstand. Als die Klinge schließlich zu Boden fiel,
brach abermals eine Rauferei zwischen den beiden aus. Abgesehen von einem Schlag
in die Zähne behielt diesmal Ofterdingen die Oberhand, weil er nicht durch eine
so schwere Rüstung behindert wurde wie Wolfram. Am Ende saß er breitbeinig über
Wolfram und trommelte mit stumpfen Fäusten auf ihn ein.
Das Gebalge nutzte Konrad, um ohne ein Wort davonzurennen.
Ofterdingen wurde die Flucht seines Singerknaben erst bewusst, als dieser
längst im Treppenhaus war. Er ließ von Wolfram ab und eilte zum Bogengang,
gerade noch rechtzeitig, um zu sehen, wie Konrad auf dem Burghof von den
thüringischen Soldaten empfangen wurde.
»Du bist ein miserabler Fiedler!«, brüllte Ofterdingen ihm nach.
Konrad sah ein letztes Mal auf zu seinem ehemaligen Dienstherrn.
»Ich bin einer der Besten, und das weißt du auch!«
»Ein guter Handwerker vielleicht! Aber keine Seele! Kein Feuer! Die
Gicht in deine Finger, du Afterbrut! Wenn du mein Pferd nimmst, find ich dich
und bring dich um!«
Weiter kam Ofterdingen nicht, denn sobald er zwischen den Arkaden
erschienen war, hatten alle Armbrustschützen im Hof nach ihren Waffen gegriffen.
Als der erste Bolzen an seinem Kopf vorbeipfiff, kehrte er fluchend in den
Festsaal zurück. Konrad sahen sie nicht wieder.
Hermann von Thüringen machte sein Versprechen wahr, den nächsten
Angriff nicht lange hinauszuzögern, nur hatte die Schlacht am Morgen ihm
gezeigt, dass es zu verlustreich sein würde, es erneut auf direktem Weg zu
versuchen. Stattdessen wurden zwei Männer mit Seilen vom benachbarten Bergfried
auf das Dach des Landgrafenhauses herabgelassen. Die Gruppe im Saal war gerade
dabei, die eigenen Kleider und Kettenpanzer wieder anzulegen und von den
gefallenen Thüringern das, was an Rüstung und Helmen zu gebrauchen war, als
leise das Knirschen von Schnee und Schindeln an ihre Ohren drang. Sie sahen
aufwärts
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