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Krieg der Seelen: Roman (German Edition)

Krieg der Seelen: Roman (German Edition)

Titel: Krieg der Seelen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Banks
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auf dem Programm: jeweils zwei Schiffe gegen alle anderen. Den Sieg errang, wer es als Erster schaffte, vier Gegner zu versenken. Die erste Aufgabe der sechs Zweiergruppen bestand darin, die anderen zu finden. Jedes Schiff brach allein von einem der ein Dutzend schwimmenden Bootshäuser auf, die am Rand des Kanalsystems verstreut waren.
    Die kleine Seeschlacht zu beobachten– Schiff gegen Schiff oder Flotte gegen Flotte, blitzende, donnernde Kanonen, dahintreibende Rauchwolken, Treffer, bei denen Teile von Schiffen abgerissen wurden, plötzlich emporgeschleudertes Wasser, wenn ein Torpedo explodierte–, war nur ein Teil des Vergnügens, fand Veppers. Er hatte vor allem Spaß an der gottartigen Perspektive, dem ungehinderten Überblick, der ihm gestattete, viel mehr zu sehen als die einzelnen Kapitäne.
    Die meisten Inseln und Kanalufer waren so hoch, dass man nicht über sie hinwegsehen konnte, wenn man den Kopf in einem Kommandoturm hatte, doch von den Viadukten weiter oben ließ sich alles bestens beobachten. Es war fast unerträglich aufregend zu sehen, wie sich Schiffe aus unterschiedlichen Richtungen demselben Teich näherten, oder wie ein beschädigtes Schiff heimzukehren versuchte und kurz vor dem Ziel von einem auf der Lauer liegenden Gegner angegriffen wurde.
    » Sie hätten für Rauch sorgen sollen, Veppers«, sagte Fuleow, als sich die Schiffe von ihren Ausgangspostionen entfernten und durch die Kanäle fuhren. Ihre Geschwindigkeiten waren unterschiedlich. Manche Kapitäne traten mit aller Kraft in die Pedale, um vor den anderen einen taktisch wichtigen Teich zu erreichen; andere gingen vorsichtiger zu Werke. Wo es die Geografie erlaubte, konnte man einiges in Erfahrung bringen, indem man selbst so wenige Wellen wie möglich verursachte und nach Anzeichen von Kielwasser in den nahen Kanälen Ausschau hielt. » Sie wissen schon, aus den Schornsteinen. Dann sähe alles realistischer aus, finden Sie nicht?«
    » Rauch«, sagte Veppers und hob wieder den Feldstecher vor die Augen. » Ja. Manchmal haben wir Rauch, und die Schiffe können Rauchvorhänge legen.« Er ließ den Feldstecher sinken, sah Fuleow an, der zum ersten Mal bei einem solchen Spektakel zusah, und lächelte. » Das Problem damit ist: Er behindert für uns hier oben die Sicht.«
    Fuleow nickte. » Ah, natürlich.«
    » Wäre es nicht schön, wenn die Inseln durch hübsche kleine Brücken miteinander verbunden wären?«, fragte Auer.
    Veppers sah sie an. » Hübsche kleine Brücken?«
    » Zwischen den Inseln«, sagte die Frau. » Hübsche Bogenbrücken. Das sähe bestimmt gut aus.«
    » Es wäre ein bisschen zu unrealistisch«, sagte Veppers und lächelte unaufrichtig. » Außerdem wären sie den Geschossen im Weg. Es gäbe zu viele Abpraller. Es existieren Wat-Wege zwischen den Inseln, für den Fall, dass Bedienstete von einer Insel aus die nächste erreichen müssen. Es sind gewissermaßen Pfade unter Wasser.«
    » Ah, ich verstehe. War nur so ein Gedanke.«
    Veppers richtete den Blick wieder auf seine eigenen beiden Schiffe. Sie waren so weit voneinander entfernt aufgebrochen, dass alles nach Zufall aussah, aber beide Kapitäne wussten voneinander, und deshalb waren sie den anderen fünf Zweiergruppen gegenüber im Vorteil. Ihre Wimpel waren silbern und blau, die Familienfarben der Veppers.
    Eins der beiden Schiffe stieß auf eins der Rot-Gruppe, es fuhr durch einen Kanal, der den senkrechten Balken eines Ts formte, und das andere Schiff kam am anderen Ende vorbei, machte sich damit zur Zielscheibe einer Salve aus den Geschütztürmen A und B. Veppers bevorzugte Schiffe mit zwei nach vorn gerichteten Türmen und einem im Heck; es erschien ihm offensiver, abenteuerlicher. Es bedeutete auch, dass eine Breitseite aus neun Geschossen bestand, nicht aus acht.
    Es war das erste richtige Gefecht des Nachmittags. Jubel erklang, als sich das getroffene Schiff unter der Aufprallwucht der Geschosse zur Seite neigte. Teile der Aufbauten wirbelten fort, und das Kriegsschiff verlor seine Signallampen. Mittschiffs erschienen zwei Löcher dicht über der Wasserlinie. Zur Feier des Sieges ließ Veppers Cocktails für alle kommen. Beim nächsten Turm präsentierte der ihn umgebende Wasserkreis drei verschiedene Viadukte, und die drei Kähne entschieden sich für unterschiedliche Richtungen.
    Veppers kontrollierte den ersten Kahn, steuerte ihn mithilfe von Pedalen zu seinen Füßen und achtete nicht auf die Bitten seiner Passagiere, die jene Schiffe

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