Krieg der Seelen: Roman (German Edition)
auf zwei Händen Platz fand: ein cremefarbener, fast glatter Apparat, der nach etwas aussah, das man auf der Arbeitsplatte einer beeindruckend gut ausgestatteten Küche finden konnte und bei dessen Anblick man sich fragte, welchen Zweck es wohl erfüllte.
Ein vager, dunstiger Ring umgab die Drohne, in verschiedenen Schattierungen von Gelb, Grün und Blau, je nach Blickwinkel. Das musste das Aurafeld sein, das Gegenstück der Drohne zu Gesichtsausdruck und Körpersprache; sie brachte damit Emotionen zum Ausdruck.
Lededje nickte. » Freut mich, Sie kennenzulernen«, sagte sie. » Sie sind also meine Nörgeldrohne.«
Kallier-Falpise wich wie von einem Schlag getroffen in der Luft zurück. » Bitte. Das klingt ein bisschen zu abwertend, wenn Sie gestatten, Ms. Y’breq. Ich begleite Sie vor allem, um Ihnen zu Diensten zu sein und Sie zu schützen.«
» Ich…«, begann Lededje, doch der neben ihr stehende junge Mann unterbrach sie.
» Meine liebe Led«, sagte er, » es tut mir leid, dass ich mich nicht richtig von dir verabschieden kann, aber ich muss jetzt gehen. Wenn ich darf…« Er nahm ihre Hand, küsste sie, schüttelte mit einem breiten Lächeln den Kopf, hielt ihre Hand mit beiden Händen und küsste ihr Gesicht an verschiedenen Stellen.
Er hieß Shokas und war zwar ein aufmerksamer und feinfühliger Liebhaber gewesen, hatte sich am Morgen jedoch nicht wegschicken lassen. Er hatte darauf hingewiesen, sich an diesem Tag um andere Dinge kümmern zu müssen, aber trotzdem darauf bestanden, sie hierher zu begleiten.
» Mhm«, erwiderte Lededje unverbindlich, als Shokas sie küsste. Sie löste seine Hände von ihrem Gesicht. » Es war mir ein Vergnügen, Shokas«, teilte sie ihm mit. » Ich nehme an, wir sehen uns nie wieder.«
» Pst!« Er hob einen Finger an ihre Lippen, drückte sich die andere Hand an die Brust, schloss halb die Augen und schüttelte den Kopf. » Doch ich muss jetzt wirklich los.« Er wich zurück und hielt dabei ihre Hand bis zum letzten Augenblick. » Du wundervolle Frau.« Er sah in die Runde und zwinkerte. » Eine wundervolle Frau«, sagte er, seufzte tief, drehte sich um und ging mit langen Schritten zur Reiseröhre.
Einer weniger, immerhin. Lededje hatte nicht mit so vielen Leuten gerechnet. Auch Jolicci war da und lächelte sie an.
Sie befand sich in einem Mittelhangar des Allgemeinen Systemschiffs, auf einem breiten Gerüst fünfzig Meter über dem Deck, mit einem guten Blick auf den rosaroten Rumpf des Schnellen Vorpostens Das übliche, aber etymologisch Unbefriedigende. Die etwa dreihundert relativ schmalen alten Kriegsschiffmeter wurden jetzt für friedlichere Pflichten eingesetzt, den Transport von Passagieren durch die Galaxis, wenn sie Ziele erreichen wollten, die nicht von den gewöhnlichen Transportarrangements der Kultur abgedeckt wurden.
Das Schiff sollte tausendfünfhundert Jahre alt sein, wirkte aber funkelnagelneu und sah– für Lededje– noch immer wie ein auf der Seite liegender Wolkenkratzer aus. Die hinteren drei Fünftel bildeten einen großen Zylinder, das helle Rosarot von Brauntönen durchsetzt. Offenbar das Triebwerk. Ein weiteres großes Segment enthielt vor allem Sensorsysteme, und ein konischer Teil vorn hatte Waffen enthalten, als das Schiff eine Schnelle Angriffseinheit der Psychopath-Klasse gewesen war. Die Mannschaftssektion, ein dickes Band an der zentralen Spindel, steckte wie eingezwängt zwischen Triebwerk und Systemsegment und schien recht klein zu sein für die dreißig Besatzungsmitglieder, die einst an Bord gewesen waren; einer Person hingegen bot sie zweifellos reichlich Platz. Ein zwanzig Meter langer Verbindungsstutzen hatte sich gebildet und dem Gerüst entgegengeneigt, eine Art Gangway zum Schiff. Der Avatar der Das übliche aber etymologisch Unbefriedigende war eine weitere Drohne, etwas größer, kastenförmiger und aus mehr Einzelteilen bestehend als Kallier-Falpise.
» Können wir?«, fragte Lededje den Avatar.
» Gewiss.« Die Drohne schwebte zur Seite und nahm die beiden kleinen Koffer, die Sensia Lededje gegeben hatte und sowohl Kleidung als auch Toilettenartikel enthielten.
» Leben Sie wohl, Lededje«, sagte Sensia.
Lededje schenkte ihr ein Lächeln, bedankte sich, ließ sich umarmen und deutete Jolicci gegenüber eine förmlichere Verbeugung an. Dann wandte sie sich dem Schiff zu.
» Gerade noch rechtzeitig«, erklang eine Stimme hinter ihr. » Lassen Sie mich der Letzte sein, der Ihnen Bon voyage wünscht.«
Lededje
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