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Krieg der Seelen: Roman (German Edition)

Krieg der Seelen: Roman (German Edition)

Titel: Krieg der Seelen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Banks
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Kämpfer und Maschinen innerhalb eines Sekundenbruchteils zermalmt hätte, waren sie absolut tödlich. Es gehörten gleich mehrere Offiziere zu der Gruppe– er war als Major hier, obwohl er an einem anderen Schauplatz General gewesen wäre–, aber das unterstrich nur die Bedeutung der Mission.
    Er spürte die Nähe der anderen; chemische Gradienten und elektrochemische Signale wurden ausgetauscht und sorgten dafür, dass er mit den dreißig Marines unter seinem Kommando in Verbindung blieb. Hier war Korporal Byozuel auf der rechten Seite, rutschte durch einen besonders breiten Kanal, vor den anderen. Hier war Hauptmann Meavaje, weit draußen auf der linken Seite und drehwärts, und führte die mit Lösemitteln ausgestatteten Spezialisten durch einen schwierigen Bereich mit Spalten, einem dreidimensionalen Labyrinth ähnlich. Zuerst Byozuel und dann nacheinander die Marines zwischen ihnen meldeten ein starkes Beben. Einen Augenblick später fühlte es auch Vatueil.
    Das Eis schien zu knacken und zu heulen, und die Lücke, die den größten Teil von Vatueil enthielt, schrumpfte um einen halben Millimeter. Ein anderer Teil von ihm befand sich etwas weiter vorn in einem Hohlraum, der sich ein wenig ausdehnte und versuchte, ihn nach oben zu ziehen. Er musste fester zugreifen und mit mehr Kraft ziehen, um den langsamen Weg nach unten fortzusetzen, in Richtung Kern.
    …Alles in Ordnung, Sir?…, fragte Leutnant Lyske, der Nächste in der Reihe.
    …Alles bestens, Leutnant…, antwortete er.
    Vatueil hatte gespürt, wie sie alle verharrten, als die Druckwelle des Bebens über sie hinweg und auch durch sie hindurchgegangen war. So etwas hatte eigentlich nur dann einen Sinn, wenn man sich von einem breiten Riss aus anschickte, in einen schmalen zu kriechen, aber es passierte eben. Dass man unter solchen Umständen verharrte, entsprach der menschlichen oder animalischen Natur, wie auch immer man es nennen wollte. Man hielt an und wartete, hoffte und fürchtete– man hoffte, am Leben zu bleiben, und man fürchtete, dass sich das Gefühl des Eises um einen herum veränderte; man fürchtete auch den biochemischen Schrei, der durchs lebende Netz pulsierte und darauf hinwies, dass jemand von sich schließenden Rissen zu einzelnen, voneinander getrennten Molekülen zusammengequetscht wurde, zu Brei zerdrückt, ausgelöscht.
    Doch das Beben ging schnell wieder vorbei, und sie alle blieben intakt und lebendig. Sie setzten den Weg fort und stießen immer tiefer ins Eis der Wasserwelt vor.
    Vatueil sandte elektrochemische Signale aus, die den anderen mitteilten, dass alles in Ordnung war. Trotzdem, sie durften in ihrer Wachsamkeit nicht nachlassen, nur weil die kleine Episode zufälliger Gefahr vorbei war; sie näherten sich jetzt dem Bereich, in dem sie mit Verteidigungsvorrichtungen und Wächtern rechnen mussten.
    Vatueil fragte sich, wie man das nennen konnte, wo sie jetzt waren. Es gehörte nicht zur Hauptsimulation des Krieges. Es handelte sich auch nicht um eine weitere Simulation innerhalb der anderen. Dies war getrennt davon und betraf einen anderen Ort, eine Sim abseits der übrigen Sims.
    Byozuels plötzliches Signal blitzte durch das Netz der Einsatzgruppe und sprang von Marine zu Marine.… Etwas, Sir…
    Vatueil befahl seinen Leuten völlige Reglosigkeit. Sie alle hielten an so schnell sie konnten, ohne weitere Störungen zu verursachen.
    Er wartete einen Moment und sendete dann:… Was haben Sie entdeckt, Korporal?…
    …Bewegung voraus, Sir…
    Vatueil bewegte sich nicht und wartete. Sie alle warteten. Byozuel war kein Narr. Das war niemand von ihnen; man hatte sie sorgfältig ausgewählt. Er würde sich melden, wenn es etwas zu melden gab. Bis dahin war es besser, ihn lauschen und schnüffeln zu lassen, ihm Gelegenheit zu geben, nach Szintillationen in der glasigen Dunkelheit des Eises um sie herum Ausschau zu halten.
    Nicht, dass sie viel gesehen hätten, seit das U-Boot sie vor Stunden im Schlick am Grund des Ozeans abgesetzt hatte. Dort war überhaupt nichts zu sehen gewesen. Das Sonnenlicht reichte nur einen Viertelkilometer weit in die Tiefe, von hundert Kilometern ganz zu schweigen.
    Etwas später, im Eis, hatten einige kosmische Strahlen ferne Blitze geschaffen, und dann war es zu einem leichten Beben gekommen, das piezoelektrische Aktivität und auch ein schwaches Glühen verursacht hatte. Doch ihre Augen, sofern man noch von Augen sprechen konnte, waren hier unten die am wenigsten nützlichen

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