Krieg der Seelen: Roman (German Edition)
leidet. Ich fürchte, dass ich all die anderen Leidenden aufgeben würde, nur um meine Geliebte zurückzubekommen, und dass ich mich anschließend für den Rest meines Lebens wegen meiner Schwäche und Selbstsucht hassen würde.« Er holt tief Luft. » Deshalb habe ich bisher nicht von ihr gesprochen…«
Errun erkannte die gegen ihn gerichtete verhüllte Anschuldigung zu spät. Lautstark brachte er seine Empörung zum Ausdruck, und erst seine Anhänger und dann die ganze Traditionalistische Partei folgten seinem Beispiel. Plötzlich herrschte ein Lärm, wie ihn Filhyn nur von einem bis zum letzten Platz gefüllten Versammlungssaal kannte.
Wäre dies nicht mehr als eine Debatte in einem Debattiersaal gewesen, hätte sich Prin an dieser Stelle ein Lächeln erlauben können, fand sie. Aber er lächelte nicht, denn seine Worte, begriff Filhyn, waren vollkommen ernst gemeint; er fürchtete genau das, wovon er gerade gesprochen hatte.
Langsam drehte er sich um und sah sie an. Filhyn versuchte, trotz ihrer Tränen zu lächeln, und ihre Lippen formten ein » Gut gemacht«, bevor sie ihm bedeutete, sich zu setzen.
Er nickte dem Sprecher zu und nahm Platz.
Der würdige Senator, der das Amt des Sprechers bekleidete, merkte gar nichts davon, denn er war aufgesprungen und brüllte, winkte mit beiden Rüsseln und versuchte, die Ordnung im Saal wiederherzustellen. Filhyn begriff, dass die Versammelten Dampf ablassen mussten, nachdem sie lange Zeit einem Bericht zugehört hatten, den sie nicht hören wollten, und von jemandem, der nicht zu ihnen gehörte. Hinzu kam reichlich Ärger angesichts des Hinweises, dass es höhere und wichtigere Institutionen als die ihre gab.
» Das bringt Stolz in die Herde«, murmelte Kemracht hinter Filhyn. Unterdessen stellte sich der Sprecher zornig auf die Hinterbeine und schlug die Vorderfüße gegeneinander. So etwas Unerhörtes hatte er seit Jahren nicht erlebt!
Die Nachrichtenkanäle übertrugen alles– ah, die Wonnen eines ruhigen Nachrichtentages während der flauen Saison. Sie zeigten den Sprecher, wie er sich über die Etikette hinwegsetzte und einem streitlustigen Knecht gleich auf die Hinterbeine stieg. Sie zeigten Errun, in seinem Gesicht Schattierungen der Wut, zu denen Filhyn ihn nicht für fähig gehalten hätte. Und vor allem zeigten sie Prin: ruhig, untadelig und aufrichtig. Und seine Worte, all die grauenhaften, schrecklichen, unvorstellbaren Details!
Und sie selbst. Bei ihr konzentrierten sich die Journalistengruppen vor allem auf die Tränen.
Die Tränen– nicht Rhetorik, Offenheit, politisches Geschick oder ihre Prinzipien– hatten sie berühmt gemacht.
14
D er Flieger raste dicht über den Bäumen dahin, während Veppers hinten saß und auf Vögel schoss.
Sieben Bänder aus Bäumen gingen vom torusförmigen Haupthaus aus, sieben Bahnen aus dichtem Wald, nur vierzig oder fünfzig Meter breit, aber so lang, dass sie, nur von Flüssen unterbrochen, bis zur Grenze des Anwesens reichten. Der am meisten benutzte Hauptstreifen war fast neunzig Kilometer lang und führte in Richtung Ubruater, der Hauptstadt der Zentralwelt des ganzen Sichultianischen Enablement.
Die Waldstreifen dienten nur zu Veppers’ Unterhaltung. Einfach in einen Flieger zu springen und in hohem Bogen zur Hauptstadt geworfen zu werden, war ihm immer wie eine Vergeudung von Möglichkeiten erschienen, obwohl sich Ubruater auf diese Weise am schnellsten erreichen ließ. Wenn er Zeit hatte, und normalerweise konnte er sich die Zeit dafür nehmen, wählte er die langsamere, tiefere Route und wies einen seiner Piloten an, nur zehn Meter über den höchsten Baumwipfeln zu fliegen.
Die Idee bestand darin, den Flieger als Treiber einzusetzen, das Leben im Wald mit heulendem Triebwerk und dem Sog in Aufruhr zu versetzen und Vögel aufsteigen zu lassen. Veppers’ Flieger waren alle wie Pfeilspitzen geformt, mit einem breiten, flachen Heck, das einen vor dem Wind geschützten Balkon enthielt. Bis zu zehn Personen fanden darauf Platz und konnten mit Lasergewehren durchs ultraklare Glas auf die in Panik geratenen, krächzenden Vögel schießen, die aus dem Chaos aufgewirbelter Blätter und Zweige emporflogen.
Veppers saß zusammen mit Jasken, Lehktevi– ein weiteres Haremsmädchen– und Crederre, der Tochter von Sapultride und seiner ersten Frau, die auf dem Anwesen geblieben war, nachdem ihr Vater und die Stiefmutter des Mädchens, Jeussere, die Wochenendparty mit den Miniatur-Seeschlachten verlassen
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