Krieg der Seelen: Roman (German Edition)
außerhalb der Blase«, sagte Dvelner und hob ebenfalls die Stimme, als sie sich dem Eingang näherten und das Rauschen und Prasseln des Regens lauter wurde. Das aus dem Tor kommende gelbe Licht glänzte durch die dicken Regentropfen, die vor dem Zugang einen nassen Vorhang bildeten.
» Ich weiß«, erwiderte das Schiff. » Wie ich schon sagte: Ich bin ein Quietus-Schiff. Aber wenn der Bulbitianer möchte, dass ich außerhalb seiner Atmosphärenblase bleibe, so bin ich gern bereit, seinen Wünschen zu genügen.« Die Drohne drehte sich demonstrativ zu Yime um. » Ich lasse einen Shuttle zurück.«
Der Regen trommelte ein letztes Mal auf das braune Material der Schirme, und dann schritten sie durch den breiten Eingang. Ein großer junger Mann erwartete sie, ähnlich gekleidet wie Yime, aber nicht annähernd so elegant. Er versuchte vergeblich, einen weiteren Schirm zu öffnen, fluchte leise vor sich hin, hob den Blick, bemerkte die Neuankömmlinge, hörte auf zu fluchen und warf den Regenschirm beiseite.
» Danke, Ms. Dvelner«, sagte er und nickte der älteren Frau zu, die die Stirn runzelte und ihn argwöhnisch musterte. » Ms. Nsokyi, willkommen«, sagte er und nahm ihre Hand.
» Mr. Nopri?«, fragte Yime.
Er atmete tief durch. » Ja und nein.« Er schnitt eine Grimasse.
Yime sah Dvelner an, die die Augen geschlossen hatte und andeutungsweise den Kopf schüttelte, und wandte sich dann wieder an Nopri. » Was hat es mit dem › Nein‹ auf sich?«
» Eigentlich ist die Person, die Sie erwartet haben– das Ich, dem Sie hier begegnen wollten–, tot.«
Der Fernseher war alt. Sein Gehäuse bestand aus Holz, der dicke Glasschirm war gewölbt, das dargestellte Bild monochrom. Es zeigte sechs Gestalten wie lange, gezackte Speerspitzen, die aus einem schwarzen, von Blitzen durchzuckten Himmel fielen. Er streckte die Hand nach vorn und schaltete den Fernseher aus.
Die Ärztin klopfte mit ihrem Stift an die Seite des Klemmbretts. Sie war blass, hatte kurzes braunes Haar, trug eine Brille und schien halb so alt zu sein wie er. Ihre Kleidung bestand aus einem grauen Hosenanzug und dem für Ärzte typischen weißen Kittel. Als er an sich herabsah, erkannte er einen militärischen Tarnanzug.
» Sie sollten sich die Bilder bis zum Ende ansehen«, sagte die Ärztin.
Er richtete den Blick auf sie und seufzte, streckte dann erneut die Hand aus und schaltete den Fernseher wieder ein. Die dunklen Speerspitzen-Gestalten fielen und gaben ihre Formation auf, als sie den Weg durch etwas fortsetzten, das Luft sein mochte, oder auch nicht. Die Kamera erfasste eine der Speerspitzen und blieb bei ihr, nachdem die anderen verschwunden waren. Die dunkle Gestalt fiel an dem Ort vorbei, von dem aus die Kamera das Geschehen erfasste, und die Kamera schwenkte mit. Der Schirm füllte sich mit Licht.
Die Darstellung war nicht besonders gut. Das Bild war zu klein, zu körnig und zu verschmiert, und vermutlich hätte es selbst in Farbe kaum Einzelheiten gezeigt. Bei diesem grünlichen Schwarz-weiß war alles ein einziges Durcheinander. Inzwischen ließ sich selbst die Speerspitze kaum mehr erkennen; den einzigen Hinweis auf sie bot ein schnell schrumpfender Schatten, der über einige der Fackeln, Tümpel und Ströme aus Licht weiter unten huschte.
Dann löste sich ein Lichtpunkt von den anderen Lichtern tief unten und stieg auf, der Speerspitze entgegen, die flackerte, rollte und sich wie verzweifelt krümmte, bis der aufsteigende Lichtpunkt sowohl an der Speerspitze als auch an der Kamera vorbeiflog. Ein Dutzend weitere Lichtpunkte stiegen von der Lichtlandschaft auf, gefolgt von einer zweiten, größeren Salve, und dann noch einer. Am verschwommenen Rand des Schirms war zu sehen, wie sich Funkenschwärme ausbreiteten, offenbar mit der Absicht, die anderen Speerspitzen abzufangen. Die Speerspitze, der die Kamera folgte, wich drei der herankommenden Lichter aus, und dann verschwand eins von ihnen direkt hinter ihr. Einen Moment später gleißte es, und vor diesem jähen Strahlen, in dem sich die übrigen Lichter verloren, zeichnete sich die Silhouette der Speerspitzen-Gestalt ab.
Helles Leuchten kam vom Schirm des alten Fernsehers, überraschend für das Auge. Dann wurde er dunkel.
» Zufrieden?«, fragte Vatueil.
Die junge Ärztin schwieg und machte sich Notizen.
Sie befanden sich in einem anonymen Büro, das ebenso anonym eingerichtet war. Sie saßen auf zwei einfachen Stühlen vor einem Schreibtisch. Der antiquiert wirkende
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