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Krieg der Seelen: Roman (German Edition)

Krieg der Seelen: Roman (German Edition)

Titel: Krieg der Seelen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Banks
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ihre schrecklich ernsten Diskussionen zurück. Was konnte einen auf etwas so Entsetzliches vorbereiten? All die Tage der » Abhärtung«– das Ertragen leichter elektrischer Schläge, Erstickungsbeginn und jede Menge beleidigendes, entwürdigendes Gebrüll von den Ex-Soldaten, die sich bereit erklärt hatten, bei der Sache zu helfen– entsprachen nicht einmal einer Minute dessen, was sie in der Hölle vom ersten Tag an erfuhren.
    Trotz des entsetzlichen Strudels aus Gewalt und Hass, in den sie unmittelbar nach ihrer Ankunft in der Hölle geraten waren, blieben sie zusammen und schafften es sogar in gewisser Weise, ihre Mission zu einem erfolgreichen Abschluss zu bringen. Zwar hatte Chay den Verstand verloren, aber Prin war die Rückkehr gelungen und zu dem ernsten, glaubhaften Zeugen geworden, zu dem er hatte werden wollen, als sie zum ersten Mal über die Mission gesprochen hatten, zusammen mit den Programmierern, Hackern und Tippgebern aus Regierungskreisen, die ihrer kleinen Organisation geholfen hatten.
    Aber er hatte Chay zurücklassen müssen. Er hatte alles versucht, sie mitzunehmen, sie jedoch nicht zu seiner ersten, obersten Priorität gemacht. Als sie zum leuchtenden Tor geflogen waren, das in die Realität zurückführte und Befreiung von den Qualen versprach, hatte er sich gedreht, sodass sein Rücken zum Tor zeigte, damit er es als Erster passierte.
    Er hatte gehofft, dass sie es beide hindurchschaffen würden, aber ihm war sehr wohl klar gewesen, dass es mit hoher Wahrscheinlichkeit eine vergebliche Hoffnung bleiben musste.
    Seitdem stellte er sich immer wieder die Frage: Hätte er anders gehandelt, wenn Chay zum betreffenden Zeitpunkt bei Verstand gewesen wäre?
    Er hoffte inständig, dass die Antwort darauf » Ja« lautete.
    Prin zweifelte nicht daran, dass Chay ein ebenso guter Zeuge wie er gewesen wäre. Unter anderen Umständen, wenn sie nicht Opfer des Wahnsinns geworden wäre, hätte er die anständige, ritterliche, heldenhafte Wahl getroffen, sie durchs Tor geworfen und die zusätzlichen Strafen hingenommen, die ihn dafür in der Hölle erwarteten. Aber so etwas hätte nur dann einen Sinn gehabt, wenn er davon überzeugt gewesen wäre, dass sie nicht nur als gebrochenes, tränenüberströmtes Wrack ins Reale zurückkehrte.
    Um sich in der Hölle einen Rest von Verstand zu bewahren, hatte sie die Existenz des Realen geleugnet. Wie hatte er sicher sein können, dass sie nach ihrer Rückkehr ins Reale nicht die Existenz der Hölle leugnete? Vorausgesetzt natürlich, sie hätte sich gut genug erholt, um irgendetwas aussagen zu können.
    Wie auch immer, die Wahrheit lautete: Er, Prin, hatte die Hölle verlassen, und Chay war dort geblieben, was vermutlich noch mehr Entsetzen und Pein für sie bedeutete.
    Er litt natürlich an Albträumen, und natürlich versuchte er, nicht daran zu denken, was mit Chay in der Hölle geschah. Die Pro-Höllen-Fraktion in der pavuleanischen Gesellschaft, angeführt von Leuten wie dem Repräsentanten Errun, hatte alles Mögliche versucht, Prins Ruf zu zerstören und seine Aussagen als Lügen oder stark übertrieben darzustellen. Von einer Schulfreundin, die glaubte, rücksichtslos sitzengelassen worden zu sein, bis hin zu einer Strafe für Störungen in einer Universitätsbar, als er Student im ersten Studienjahr gewesen war– alles wurde hervorgekramt, um ihn als unzuverlässig zu brandmarken. Dass die Gegenseite nicht mehr aufzubieten hatte als solche geringfügigen Vergehen, hatte Repräsentantin Filhyn, die in den Monaten nach der ersten Aussage zu einer guten Freundin geworden war, für einen großen Sieg gehalten.
    Inzwischen sahen sie sich nur noch selten, um zu vermeiden, dass man seinen Aufenthaltsort feststellen konnte. Sie sprachen am Phon miteinander und hinterließen Nachrichten füreinander. An den meisten Abenden sah er sie auf dem Schirm, in Nachrichtensendungen, Magazin-Programmen und Dokumentationen: Immer verurteilte sie die Höllen und verteidigte ihn. Prin mochte sie und konnte sich sogar vorstellen, dass es mehr zwischen ihnen gab, wenn die Situation eine andere gewesen wäre und er nicht ständig an Chay gedacht hätte.
    Man nahm an, dass sich die pavuleanische Hölle in einem Substrat weit von Pavul entfernt befand. Jahrzehntelang hatte man auf dem Planeten nach irgendeinem Hinweis darauf gesucht, dass die Hölle in einem physischen Sinn auf dem Planeten existierte, oder in der Nähe von Pavul– die vergleichsweise anarchischen Habitate des

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