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Krieg der Seelen: Roman (German Edition)

Krieg der Seelen: Roman (German Edition)

Titel: Krieg der Seelen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Banks
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gekümmert hatten, heulend die Flucht ergriffen. Das blau glühende Tor glühte natürlich nicht. Es war nur eine einfache Tür aus grobem Holz, die schief in den Angeln hing, eine Tür, die nirgendwohin führte.
    Von sonderbarer Zufriedenheit erfüllt stieg Chay mit einem Flügelschlag auf und flog übers Tal. In den Klauen hielt sie ein großes Stück Holz, das der Oberbalken der Mühlentür gewesen war, und sie ließ es auf die fliehenden Dämonen fallen, verfehlte sie nur um einen Meter.
    Sie kreiste einmal über dem Tal, das ihr Erinnerungen an Schmerzen und entzweite Leben bot, glitt dann den Wolken entgegen und flog in Richtung ihres Schlafplatzes.
    Die Antworten des zitternden Mannes bedeuteten, wenn sie der Wahrheit entsprachen, dass der Dämonenkönig gelogen hatte.
    Kaum ein Vierteljahr war im Realen vergangen.
    Vatueil hing mit dem Kopf nach unten. Geistesabwesend fragte er sich, ob dies unter bestimmten Umständen ein gutes Zeichen sein konnte.
    Er schien einen physischen Körper zu bewohnen. Schwer zu sagen, ob er in einem echten steckte oder ob dies nur eine vollsensorische Virtualität war. Er fühlte keinen Schmerz, aber das Blut rauschte ihm in den Ohren, was er seiner gegenwärtigen Körperposition verdankte, und er fühlte sich ein wenig desorientiert, was sich vielleicht ebenfalls darauf zurückführen ließ.
    Er öffnete die Augen und sah ein Geschöpf, das wie ein großes fliegendes Etwas aussah und ihn anstarrte. Es hing ebenfalls mit dem Kopf nach unten, schien damit im Gegensatz zu ihm aber vollkommen zufrieden zu sein. Das Wesen war etwa menschengroß und hatte ein langes, intelligent wirkendes Gesicht mit großen gelben Augen. Goldgraues Fell bedeckte den Leib und seine vier langen Gliedmaßen.
    Das Geschöpf öffnete den Mund, und zum Vorschein kamen sehr kleine und sehr spitze Zähne. » Sie sind… Vatch-oy?«, fragte es mit schwerem Akzent.
    » Vatueil«, korrigierte er. Er wandte den Blick von dem Wesen ab und stellte fest, dass er offenbar im Geäst eines großen, hohen Baums hing. Etwas weiter entfernt bemerkte er die Stämme anderer Bäume. Dieser Baum war nichts im Vergleich mit dem Riesen, in dem er, mit Flügeln ausgestattet, so manchen glücklichen Urlaub verbracht hatte, aber er war trotzdem so groß, dass er den Boden nicht sehen konnte. Die Zweige, Äste und anderen Stämme machten einen sehr substanziellen Eindruck auf ihn. Seine Füße, stellte er fest, waren mit einer Art Seil zusammengebunden; ein zweites Seil führte durch die Schlinge, in der die Füße steckten, zum dicken Ast, an dem er hing.
    » Vatoy«, sagte das Wesen.
    » Kommt der Sache recht nahe«, erwiderte er und hatte das Gefühl, dass er wissen sollte, was es mit diesem Geschöpf auf sich hatte, zu welcher Spezies es gehörte, aber er hatte hier keinen internen Zugang zu irgendwelchen Netzwerken; er war einfach nur ein Mensch– nur Fleisch–, der an einem Ast hing. Ihm standen lediglich seine alles andere als zuverlässigen Erinnerungen zur Verfügung, die das Ergebnis von zahllosen Transkriptionen und Regenerationen über viele Jahre hinweg waren, und hinzu kam das Ereignis, das ihn hierhergebracht hatte. Seine Erinnerungen waren in jedem Fall suspekt, durcheinandergewürfelt von hundert verschiedenen Inkarnationen in ebenso vielen Welten, die meisten von ihnen virtuell, irreal und militärisch metaphorisch.
    » Lagoarn-na«, sagte das Wesen neben ihm und klopfte sich auf die Brust.
    » Ja, hallo«, entgegnete Vatueil vorsichtig. » Freut mich, Sie kennenzulernen.«
    » Es ist auch mir eine Freude«, sagte Lagoarn-na und nickte. Seine großen gelben Augen starrten Vatueil auch weiterhin ohne zu blinzeln an.
    Vatueil fühlte sich leicht benommen und versuchte, sich daran zu erinnern, wo er zuletzt gewesen war, beziehungsweise wo sich diese Version von ihm zuletzt befunden hatte. Man konnte den Überblick verlieren, wenn man immer wieder kopiert und kopiert wurde. Er erinnerte sich daran, an einem runden Tisch gesessen zu haben, zusammen mit Nichtmenschen… an Bord eines Schiffes? Ein Treffen. In einem Schiff. Keine Teilnahme an den Kämpfen im Krieg, keine Schufterei in Tunneln. Er hatte auch nicht in irgendwelchen Schützengräben gehockt oder tief im Bauch eines Land-, See- oder Luftschiffes in der Form einer riesigen Bombe. Er war auch nicht in einen smarten Panzer oder eine Mischung aus Mikroschiff und Rakete transferiert gewesen… Erinnerungsbilder huschten vor dem inneren Auge vorbei und

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