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Krieg der Seelen: Roman (German Edition)

Krieg der Seelen: Roman (German Edition)

Titel: Krieg der Seelen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Banks
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Gipfeln herab, die ledrigen Schwingen im kalten Wind um sich geschlungen, und beobachtete die Landschaften des Schreckens und der Pein mit so etwas wie entsetzter Erheiterung.
    Nach der Erlösung der tausendsten Seele hatte sie die halb gefressene Leiche genommen und dem großen laternenköpfigen Dämon vor die Füße geworfen. Der riesige Dämonenkönig saß wie üblich auf seinem rot glühenden Eisenthron und sah von dort aus über ein Tal voller Rauch und Schreie.
    » Was soll das?«, donnerte das gewaltige Wesen. Mit einem großen Fuß stieß es den Leichnam, den Chay mitgebracht hatte, zur Seite.
    » Tausend Seelen«, sagte sie, schlug mit den Flügeln und blieb auf einer Höhe mit dem Gesicht des Dämonenkönigs. Sie wahrte genug Abstand, damit er nicht einfach so mit einer seiner riesenhaften Pranken nach ihr schlagen konnte. » Tausend Tage, seit du mir gesagt hast, dass du mir von meinem Geliebten berichten würdest, von Prin, mit dem ich hierhergekommen bin, wenn ich zehnmal hundert Leben ausgelöscht habe.«
    » Ich habe gesagt, dass ich darüber nachdenken würde«, donnerte der Dämonenkönig.
    Chay blieb an Ort und Stelle. Ihre schwarzen Flügel wehten dem kolossalen Geschöpf einen Teil des beißenden Rauchs ins Gesicht. Sie sah in eine Fratze, die hinter den haushohen gläsernen Scheiben der Laterne aus wogendem Gas zu bestehen schien, versuchte dabei, nicht auf die vier dicken, tropfenden Kerzen an den Ecken zu achten; ihre warzigen, runzligen Oberflächen waren durchzogen von hunderten heulenden Nerven. Der Dämonenkönig erwiderte ihren Blick, und Chay wich ihm nicht aus.
    » Bitte«, sagte sie schließlich.
    » Dein Prin ist lange tot«, donnerte die Stimme. Sie hörte die Worte mit ihren Flügeln. » Die Zeit hier vergeht langsamer. Nicht schneller. Kaum jemand erinnert sich mehr an ihn. Er starb durch seine eigene Hand, voller Scham, verarmt, ehrlos und allein. Nichts deutet darauf hin, dass er am Schluss noch an dich dachte. Bedauerlicherweise entkam er dem Schicksal, hierhergeschickt zu werden. Bist du jetzt zufrieden?«
    Chay blieb noch etwas länger vor dem Gesicht des Dämonenkönigs, hielt sich aufrecht und bewegte die Flügel wie in einem spöttischen Applaus.
    » Ja«, sagte sie schließlich, ließ sich fallen, segelte in einem weiten Bogen und flog über den Talboden zum fernsten Grat.
    » Was machen die Schmerzen, Schlampe?«, rief ihr der Dämonenkönig nach. » Haben sie zugenommen?«
    Chay achtete nicht auf ihn.
    Sie wartete, bis sie aus der Mühle kamen: drei Dämonen und die eine unglückselige, heulende Seele, die nach der Tour durch die Hölle nicht freigelassen worden war. Die Dämonen hielten den heulenden, verzweifelt zappelnden Mann zwischen ihnen; einer hatte die beiden Vorderfüße gepackt und ein zweiter die hinteren. Sie lachten, sprachen miteinander und verspotteten den kreischenden Mann, als sie ihn zum wartenden, käferartigen Flieger trugen.
    Chay stürzte sich auf sie und zerfleischte die drei Dämonen mühelos, die beiden hinteren, indem sie einfach nur mit einer ihrer großen Klauen zudrückte. Der Mann sank zitternd zu Boden und beobachtete, wie das Blut der Dämonen aus drei verschiedenen Richtungen auf ihn zufloss. Der Käfer versuchte zu starten. Chay schrie ihn an, riss ihm mit beiden Klauen einen Flügel ab und stieß ihn dann auf den Rücken. So blieb er liegen, gab klickende und zirpende Geräusche von sich. Als der Pilot herauskroch, spielte Chay mit dem Gedanken, ihn ebenfalls zu töten, aber stattdessen ließ sie ihn entkommen.
    Mit einer Klaue hob sie den zitternden Mann hoch und sah ihm ins wie versteinert wirkende Gesicht. Er war so entsetzt, dass er seinen Darm entleerte.
    » Wann hast du das Reale verlassen?«, fragte Chay. » Nenn mir das Datum.«
    » Was?«
    Sie wiederholte die Frage. Er antwortete.
    Chay stellte ihm weitere Fragen, erkundigte sich unter anderem nach dem Stand der Dinge im Realen, nach den neuesten Entwicklungen, und dann ließ sie den Mann los. Er eilte über die Straße, die von der Mühle wegführte. Chay verzichtete darauf, ihn zu töten, denn an diesem Tag hatte sie bereits eine Seele von ihren Qualen befreit. Dies alles war ein plötzlicher Einfall gewesen, eine Idee, die ihr beim Erreichen der Mühle gekommen war.
    Sie machte sich daran, das Gebäude zu zerstören, verteilte die schreienden, protestierenden Komponenten am Talhang, warf Trümmer in Mühlbach und Blutteich, während die Dämonen, die sich um die Mühle

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