Krieg der Seelen: Roman (German Edition)
Botschafterin Huen handelte, aber es war jemand anders: hager, mit einem zu geraden Rücken und gekleidet in verschiedene Grautöne.
» Kann ich Ihnen helfen?«, fragte er, ließ die noch offene Tragetasche dort, wo er am Schreibtisch saß, zu Boden sinken, steckte eine Hand hinein und tastete nach etwas, während er mit der anderen Hand ablenkend gestikulierte. » Zum Beispiel bei Ihren Manieren? Bei uns wird zuerst angeklopft.«
» Mr. Joiler Veppers, ich bin Prebeign-Frultesa Yime Leutze Nsokyi dam Volsh«, sagte die Gestalt mit einem seltsamen Akzent. Die Lippenbewegungen schienen nicht zu den Worten zu passen. » Ich bin Bürger der Kultur und zu Ihnen gekommen, um Sie wegen Mordverdachts festzunehmen. Sind Sie bereit, mich zu begleiten?«
» Wie soll ich es ausdrücken?«, erwiderte Veppers, stand auf und schoss im selben Moment mit der fremden Waffe, die er der Tragetasche entnommen hatte. Sie verursachte ein lautes, schnappendes Geräusch, Licht blitzte im Arbeitszimmer, und die Gestalt verschwand in einem silbernen Schimmern. Die Tür hinter ihr platzte aus den Angeln und fiel in den Flur. Schwarzer Staub wogte, durchsetzt von gelbweißen Funken. Veppers sah auf die Waffe hinab – ein Geschenk des Jhlupianers Xingre –, richtete den Blick dann auf die schwelenden Reste der Tür und schließlich die Stelle, wo eben noch die Gestalt gestanden hatte. » Hmm«, sagte er.
Er zuckte die Schultern, steckte die Waffe hinter den Hosenbund, nahm die Tragetasche und wedelte Rauch beiseite, als er das Arbeitszimmer verließ und an den Überbleibseln der Tür vorbeitrat.
» Jasken.«
Er hörte die Stimme der Frau und wusste, dass sie es war. Vorsichtig legte er die Bilder auf den Boden und drehte sich um. Nolyen war in der Luke des Fliegers stehen geblieben und blickte über die Gemälde in seinen Armen hinweg zu der jungen Frau im Zugang der Pilotenkanzel. Vielleicht fühlte er sich eingeschüchtert vom Anblick der vielen, verschnörkelten Tätowierungslinien in ihrem Gesicht.
» Miss«, sagte Jasken und nickte ihr zu.
» Ich bin es, Jasken.«
» Ich weiß«, sagte er. Langsam drehte er den Kopf und sah Nolyen an. » Lass die Bilder hier und geh, Nolyen. Geh einfach, weg vom Haus, so weit wie möglich.«
Nolyen ließ die Gemälde sinken und zögerte.
» Geh, Nolyen«, sagte Jasken.
» Sir«, erwiderte der junge Mann, drehte sich um und ging.
Lededje sah ihm nach und wandte sich dann an Jasken.
» Du hast zugelassen, dass er mich tötet, Hib.«
Jasken seufzte. » Nein, ich habe versucht, ihn daran zu hindern. Aber letztendlich hätte ich mehr tun können. Und es wäre mir möglich gewesen, ihn nach deiner Ermordung zu töten. Also bin ich ebenso schlecht wie er. Hasse mich, wenn du möchtest. Ich behaupte nicht, eine besonders gute Person zu sein, Led. Aber es gibt so etwas wie die Pflicht.«
» Ich weiß. Ich dachte, du hättest dich mir gegenüber vielleicht ein bissen verpflichtet gefühlt.«
» Meine Loyalität gilt in erster Linie ihm, ob uns das gefällt oder nicht.«
» Weil er dich bezahlt, und weil du von mir die Erlaubnis bekommen hast, mich zu bumsen?«
» Nein. Weil ich mich ihm verpflichtet habe. Dir gegenüber habe ich nie etwas gesagt, das dem widerspricht.«
» Nein, das hast du nicht, oder?« Lededje lächelte matt. » Das hätte mir wohl auffallen müssen. Wie korrekt von dir, selbst als du sein… Eigentum geplündert hast. All die geflüsterten zärtlichen Worte, darüber, was ich dir bedeute und was wir uns von der Zukunft erhoffen könnten… Hast du deine Formulierungen vor dem Aussprechen überprüft? Hast du sie vielleicht einem inneren Rechtsanwalt vorgelegt, damit er nach eventuellen Widersprüchen Ausschau hält?«
» Etwas in der Art«, sagte Jasken und begegnete ihrem Blick. Er schüttelte den Kopf. » Es gab nie eine Zukunft für uns, Led. Nicht die Art, die du dir vorstellen wolltest. Ein paar schnelle Nummern hinter seinem Rücken, bis sich einer von uns langweilen oder er dahinterkommen würde. Ist dir nicht klar gewesen, dass du ihm für immer gehört hast? Wir hatten nie die Möglichkeit, zu fliehen und ein eigenes, unabhängiges Leben zu führen.« Er senkte den Kopf, hob ihn dann wieder und sah ihr in die Augen. » Oder willst du mir sagen, dass du mich geliebt hast? Ich habe immer geglaubt, dass du mich als Liebhaber genommen hast, um es ihm heimzuzahlen und mich beim nächsten Fluchtversuch auf deiner Seite zu haben.«
» Aber es hat nicht geklappt, wie?«,
Weitere Kostenlose Bücher