Krieg der Seelen: Roman (German Edition)
wirkende zwölfgliedrige Geschöpfe, wie große Landkrabben mit weichen Schalen, ihre Haut oder Schale hellgrün und glänzend. Drei Augenstängel ragten unter dem Zentralleib hervor, der etwas größer war als ein zur Kugel zusammengerollter Mensch. Anstatt ihre vielen spindeldürren Beine zu benutzen, schwebten sie auf etwas, das nach silbernen Kissen aussah, aus denen auch ihre übersetzten Stimmen drangen.
Jenes Ereignis lag zehn Jahre zurück. Lededje war damals sechzehn gewesen und hatte sich gerade an den Gedanken gewöhnt, dass sie sich in eine Frau verwandelte, die mit ihren fast ganz gereiften Intaglien überall Aufsehen erregte– worin der Sinn ihrer Existenz bestand, soweit es Veppers und den Rest der Welt betraf.
Erst seit kurzer Zeit wurde sie zu solchen Anlässen mitgenommen und zählte damit offiziell zu Veppers’ Gefolge. Es war ein ziemlich großes Gefolge. Abgesehen von diversen Gepäckträgern und Leibwächtern– Jasken war Teil der letzten Verteidigungslinie– gehörten auch ein Medienberater und der Loyalitätiker dazu; ohne sie schien Veppers sich nackt zu fühlen.
Lededje wusste noch immer nicht genau, was ein Loyalitätiker machte, aber wenigstens hatten solche Leute eine Aufgabe und waren nützlich. Sie selbst hingegen war nur Dekoration, jemand, der angestarrt und bewundert werden sollte, ein Objekt der Faszination und des Staunens. Ihre Pflicht bestand darin, die Großartigkeit und den enormen Reichtum von Mr. Joiler Veppers zu veranschaulichen, Präsident und Erster Geschäftsführer der Veprine Corporation– der reichste Mann auf der Welt, im ganzen Enablement, Leiter des mächtigsten und profitabelsten Unternehmens, das jemals existiert hatte.
Der Mann, der Lededje ansah, schien schrecklich alt zu sein. Entweder war er ein stark veränderter Sichultianer oder ein panmenschlicher Außenweltler– das humanoide Erscheinungsbild gehörte zu den am meisten in der Galaxis verbreiteten Körpermustern. Lededje hielt ihn für einen Fremden. Sich das Aussehen eines klapperdürren, gebrechlichen Alten zu geben, wäre abartig, sonderbar und schrullig gewesen. Heutzutage konnten sich selbst Arme jene Art von Behandlung leisten, die einen jung aussehen ließ, bis man starb. Es bedeutete, dass man von innen her verrottete, hatte Lededje gehört, aber das war ein geringer Preis dafür, bis fast zum Schluss nicht alt auszusehen. Außerdem gab es hier oben ohnehin keine armen Leute; dies war eine exklusive kleine Party, an der etwa zweihundert Personen teilnahmen.
Nur zehn Jhlupe waren zugegen. Bei den anderen handelte es sich um sichultianische Geschäftsleute, Politiker, Beamte und Medienvertreter, mit ihren jeweiligen Bediensteten, Beratern, Sekretären und Mitläufern. Lededje vermutete, dass sie ebenfalls eine Mitläuferin war.
Man erwartete von ihr, dass sie in Veppers’ Nähe blieb und alle mit der exklusiven menschlichen Exotik beeindruckte, die er sich leisten konnte, aber er und sein engster Kreis hatten sich von den anderen entfernt und sprachen in einem Alkoven mit zwei der großen Krabbenleute, abgeschirmt von drei Zei, Veppers’ riesigen, mit reichlich Erweiterungen ausgestatteten Klon-Leibwächtern. Lededje wusste inzwischen, dass der wichtigste Teil ihres Wertes darin bestand, für Ablenkung zu sorgen. Sie war beweglicher Besitz, hervorgeholt und herbeizitiert, um jene zu verblüffen und zu betören, die Veppers verblüffen und betören wollte, damit er etwas an ihnen vorbeischmuggeln konnte, oder um sie bei guter Laune zu halten, damit sie eher bereit waren, seinen Interessen nachzugeben. Die Jhlupe mochten erkennen, dass sie wesentlich anders aussah als alle anderen anwesenden Menschen, dass sie dunkle Haut und komplexe Tätowierungen hatte, aber die Sichultianer erschienen ihnen generell so fremdartig, dass Lededjes Besonderheiten für sie kaum eine Rolle spielten. Was bedeutete, dass Lededje nicht in der Nähe sein musste, wenn Veppers mit ihnen über irgendwelche wichtigen Dinge sprach.
Allerdings blieb sie nicht sich selbst überlassen. Einer der Zei und Dr. Sulbazghi blieben bei ihr.
» Der Mann sieht dich an«, sagte Sulbazghi und nickte in Richtung eines gebückten, kahlköpfigen Menschen einige Meter entfernt. Der Mann wirkte irgendwie unecht: zu dünn und selbst gebückt zu groß für einen normalen Menschen. Sein Gesicht hatte etwas Leichenhaftes. Auch die Kleidung war seltsam: zu eng, zu schlicht und zu farblos, um modisch zu sein.
» Alle sehen mich an, Dr.
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