Krieg der Seelen: Roman (German Edition)
war auf Lededje gerichtet gewesen, als sich der Zei und Dr. S entschuldigt hatten. Jetzt war sie mit ihm allein.
Die Wahrheit dämmerte ihr. » Sie stecken dahinter?«, fragte Lededje, sah erst dem breiten, entschwindenden Rücken des Zei nach und schaute dann in die Richtung, in die Dr. S verschwunden war. Sie versuchte nicht mehr, in einem ruhigen, freundlichen Ton zu sprechen. Ihre Augen waren größer geworden.
» Gut erkannt«, sagte Himerance mit einem anerkennenden Lächeln. » Eine von mir stammende dringende Nachricht, ins Komm-System des Leibwächters übermittelt, und der gute Doktor hat einen leichten Schwindelanfall erlitten. Beide werden nur für kurze Zeit abgelenkt sein, aber lange genug, um mir Gelegenheit zu geben, Sie um einen Gefallen zu bitten.« Himerance lächelte erneut. » Ich würde gern privat mit Ihnen reden, Ms. Y’breq. Darf ich?«
» Jetzt?«, fragte sie und sah sich um. Es würde ein kurzes Gespräch sein. Bei solchen Empfängen blieb sie höchstens eine Minute allein.
» Später«, sagte Himerance. » Heute Abend. In Ihrem Gemach in Mr. Veppers Stadthaus in Ubruater City.«
Lededje hätte fast laut gelacht. » Glauben Sie vielleicht, eine Einladung zu bekommen?« Sie wusste, dass für diesen Abend nicht mehr geplant war als ein Essen mit dem ganzen Gefolge in irgendeinem Restaurant, und dann, für sie, Musik und Benimmlektionen. Anschließend ging es ins Bett, vielleicht, wenn sie Glück hatte, nach einer halben Stunde vor dem Bildschirm. Sie durfte nicht mit Leibwächtern oder anderen Begleitern ausgehen, und die Vorstellung, dass man einen Mann in ihrem Schlafzimmer dulden würde, ob er nun ein Außenweltler war und alt oder nicht, war schlichtweg absurd.
Himerance zeigte erneut sein ruhiges, leichtes Lächeln. » Nein«, sagte er. » Ich kann mir selbst Zugang verschaffen. Allerdings möchte ich vermeiden, Sie zu beunruhigen, und deshalb hielt ich es für besser, zuerst um Erlaubnis zu fragen.«
Lededje brachte sich unter Kontrolle. » Worum geht es, Mr. Himerance?«, fragte sie, ihre Stimme wieder gefasst und freundlich.
» Ich habe einen bescheidenen Vorschlag für Sie. Er wird Ihnen keine Unannehmlichkeiten oder gar Schmerzen bereiten. Und er nähme Ihnen nichts, das Sie vermissen würden.«
Lededje änderte ihre Taktik und versuchte, den seltsamen alten Kauz aus der Ruhe zu bringen. Schärfe ersetzte die Freundlichkeit in ihrer Stimme, als sie fragte: » Und was ist dabei für mich drin?«
» Vielleicht eine gewisse Befriedigung, nachdem ich Ihnen erklärt habe, worum es mir geht. Obwohl eine andere Art von Bezahlung durchaus möglich wäre.« Himerance wandte nicht den Blick von ihr ab, als er hinzufügte: » Ich fürchte, ich muss Sie um eine schnelle Antwort bitten. Einer von Mr. Veppers’ Leibwächtern scheint gerade bemerkt zu haben, dass wir allein sind. Er kommt recht schnell hierher.«
Aufregung prickelte in Lededje, und auch ein wenig Furcht. Ihr Leben unterlag einer zu strengen Kontrolle. » Wann passt es Ihnen?«, fragte sie.
Lededje war eingeschlafen. Sie hatte nicht einschlafen wollen, und sie hätte nicht geglaubt, dazu imstande zu sein, so aufgeregt wie sie war angesichts der Vorstellung, sich auf etwas Verbotenes einzulassen. Als sie erwachte, wusste sie plötzlich, dass er da war.
Ihr Quartier befand sich im zweiten Stock des großen, hohen Stadthauses, das besser bewacht wurde als die meisten Militärstützpunkte. Sie verfügte über ein großes Schlafzimmer, einen Ankleideraum und ein eigenes Bad. Zwei Fenster gewährten Ausblick auf das sanft erhellte Parterre und die Skulpturen im Garten. Vor den Fenstern, zum Teil vom matten Licht der Stadt erfasst, das von den Wolken gespiegelt durch die Fensterläden drang, befand sich eine Sitzecke mit einem niedrigen Tisch, einer Couch und zwei Sesseln.
Lededje stützte sich zwischen den Kissen auf die Ellenbogen.
Der Mann saß in einem der Sessel. Sie sah, wie er den Kopf drehte.
» Ms. Y’breq«, sagte er sanft. » So sieht man sich wieder.«
Sie schüttelte den Kopf, hob den Finger an die Lippen und deutete durchs Zimmer.
Das Licht reichte gerade aus, sein Lächeln zu erkennen. » Nein«, erwiderte er ruhig. » Die verschiedenen Überwachungsgeräte werden uns nicht stören.«
Na schön, dachte Lededje. Also funktionierte der Alarm wahrscheinlich nicht. Darauf hatte sie sich verlassen, gewissermaßen als letztes Mittel, falls es brenzlig wurde. Beziehungsweise als vorletztes Mittel. Sie konnte
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