Krieg der Seelen: Roman (German Edition)
Jetzt, da ich hier bin, muss ich feststellen, dass man sich Veppers beugt, weil er reich und mächtig ist.« Lededje holte tief Luft. » Und ich stelle fest, dass ich zurückmuss, weil Sichult meine Heimat ist, ob es mir gefällt oder nicht. Damit muss ich mich irgendwie abfinden.« Sie sah Sensia an. » Anschließend könnte ich hierher zurück. Darf ich hierher zurückkehren?«
» Ja.«
Lededje nickte einmal und wandte den Blick wieder ab.
Sie schwiegen einige Sekunden. Dann sagte Sensia: » Nörgeldrohnen können recht nützliche Begleiter sein. Sie sind bereitwillige, gehorsame Diener und auch Leibwächter, solange man nicht versucht, jemanden zu töten oder zu verletzen. Ich wähle eine gute für Sie aus.«
» Wir kommen bestimmt gut miteinander zurecht«, sagte Lededje.
Sie fragte sich, wie schwer es sein mochte, eine Nörgeldrohne loszuwerden. Oder sie ebenfalls zu töten.
Yime Nsokyi stand im Hauptraum ihres Apartments, aufrecht, die gestiefelten Füße dicht beisammen, den Kopf leicht nach hinten geneigt, die Hände auf dem Rücken. Sie trug förmliche Kleidung: hohe dunkelgraue Stiefel, graue Hose, helle Bluse, eine schlichte graue Jacke mit einem steifen hohen Kragen. In der Brusttasche der Jacke steckte ein Stift-Terminal, und hinzu kam ein Back-up-Terminal in Form eines Clips am linken Ohrläppchen. Ihr Haar war sorgfältig gekämmt.
» Hallo, Ms. Nsokyi.«
» Guten Tag.«
» Sie sehen sehr… souverän aus. Möchten Sie nicht lieber Platz nehmen?«
» Ich ziehe es vor zu stehen.«
» Wie Sie wünschen.« Der Avatar der Allgemeinen Kontakteinheit AKE Bodhisattva, IAQD war erschienen. Er hatte sich direkt vor ihr positioniert, und seine Ankunft eine halbe Stunde zuvor mit einer kurzen Mitteilung angekündigt. Yime war Zeit genug geblieben, sich anzuziehen und innerlich vorzubereiten. Der Avatar zeigte sich in Gestalt einer alt wirkenden Drohne, fast einen Meter lang, einen halben dick und ungefähr fünfundzwanzig Zentimeter hoch. Er schwebte in Augenhöhe. » Ich nehme an, wir können auf alle Höflichkeitsfloskeln verzichten«, sagte er.
» Das wäre auch meine Wahl«, erwiderte Yime.
» Ich verstehe. In dem Fall, wenn Sie bereit sind…?«
Yime beugte die Knie, nahm eine kleine Tasche, die neben ihren Füßen stand, und richtete sich wieder auf.
» Ich bin so weit.«
Der Avatar und die Menschenfrau verwandelten sich in zwei silberne Ellipsoide, die sofort auf Punktgröße schrumpften und verschwanden, schnell genug, um einen Luftzug entstehen zu lassen, der die Blätter einiger naher Pflanzen bewegte.
Prin erwachte aus seinem langen und schrecklich realen Albtraum von seiner Zeit in der Hölle und begegnete dem Blick von Chay, seiner wahren Liebe, während er blinzelnd im Krankenhausbett lag. Er lag auf der Seite und sah sie an, wie sie dort im nächsten Bett lag, nur einen Meter entfernt und ihm zugewandt. Ihre Lider hoben und senkten sich langsam.
Es hatte eine Weile gedauert, bis ihm klar geworden war, wo er sich befand und wer die Person dort im anderen Bett war. Selbst die eigene Identität war ihm nicht sofort klar gewesen. Zuerst hatte er nur begriffen, dass er an irgendeinem medizinischen Ort zu sich gekommen war, dass er ganz besondere Gefühle für die weibliche Person im anderen Bett hegte und dass etwas Wichtiges und Schreckliches geschehen war.
Hölle. Er hatte sich in der Hölle aufgehalten. Sie waren beide in der Hölle gewesen, Chay und er. Sie hatten sie aufgesucht, um zu beweisen, dass sie existierte und kein Mythos war, und dass es sich um eine ekelhafte, abartige Version des Jenseits handelte, um einen Ort unerhörter Grausamkeit; in einer zivilisierten Gesellschaft konnte nichts diesen Ort rechtfertigen.
Sie hatten es mit eigenen Augen sehen und dann mit Beweisen zurückkehren wollen, um an die Öffentlichkeit zu gehen und dafür zu sorgen, dass alles bekannt wurde. Sie hatten den Staat herausfordern wollen, die Regierung, das politisch-ökonomische Establishment und all die verschiedenen Interessengruppen, die ihre Hölle– alle Höllen– behalten wollten.
Jetzt waren sie beide wieder im Realen.
Prin konnte noch nicht sprechen. Offenbar befand er sich in der Klinik, von der aus sie zu ihrer höllischen Reise aufgebrochen waren, mit Chay an seiner Seite. Sie hatten ihre Persönlichkeiten in elektronischer oder photonischer Form– was auch immer– transferiert und auf diese Weise gemeinsam das Inferno erreicht.
Er hörte leises Piepen und sah verschiedene
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