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Krieg der Seelen: Roman (German Edition)

Krieg der Seelen: Roman (German Edition)

Titel: Krieg der Seelen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Banks
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medizinische Instrumente in der Nähe ihrer Betten.
    » Prin! Sie sind zurück!«, erklang eine Stimme. Er erkannte sie– oder wusste zumindest, dass er den Sprecher kannte. Ein Mann trat in sein Blickfeld.
    Er kannte ihn tatsächlich. Irkun. Er hieß Irkun und war der Medo-Komm-Zauberer, der den Transfer ihrer Persönlichkeiten, ihrer Selbstsphären, beaufsichtigt, durch das Kommunikationswerk zum Link der Hölle– wo auch immer das sich befand– geleitet und dann in die Hölle transferiert hatte. Und natürlich auch wieder zurück. Das war ja der Sinn der Sache. Sie mussten zurückkehren, und um ihre Rückkehr zu gewährleisten, waren sie mit Programmcodes aufgebrochen, in der Hölle getarnt als Halsketten aus Stacheldraht. Sie erlaubten es dem Träger, sich in einen der mächtigen und privilegierten Dämonen der Hölle zu verwandeln, und boten damit die Chance, die virtuelle Welt zu verlassen und ins Reale zurückzukehren.
    Prin erinnerte sich an das blau glühende Tor, die Mühle und den Hang des Tales, mit den x-förmigen Vorrichtungen und den verwesenden Leichen daran.
    Ein blau glühendes Tor, sein verzweifelter Sprung, Chay fest an sich gedrückt…
    Der Flug, die Drehung, damit er das Tor zuerst passierte, sie in seinen Armen, damit sie mit ihm zurückkehrte, wenn das möglich war.
    » Sie haben es geschafft!«, wiederholte Irkun und schlug beide Rüssel aneinander. Er war wie ein Mediziner gekleidet: weiße Weste, den Schweif gebunden und zusammengesteckt, die Hufe in kleinen Halbstiefeln. » Sie sind zurück! Sie haben es geschafft! Und Chay, ist sie…?«
    Irkun drehte den Kopf und sah zum anderen Bett. Chay blickte noch immer geradeaus. Prin hatte gedacht, dass sie ihn ansah, aber das war nicht der Fall. Wieder blinzelte sie langsam, auf die gleiche Weise wie zuvor.
    » …direkt hinter Ihnen?«, fragte Irkun und sah auf die Anzeigen der medizinischen und kommunikationstechnischen Geräte in der Nähe. Er holte ein Tablet hervor, und seine Rüsselfinger huschten über Zeichen, Buchstaben und Zahlen. » Ist sie…?«, fragte er, brachte den Satz aber nicht zu Ende. Die Rüsselfinger verharrten, und er richtete einen betroffenen Blick auf Prin.
    Irkun, Chay, das Bett, in dem sie lag, das ganze Klinikzimmer, auf einem Hausboot in einer Lagune, am Rand eines seichten Meers… Alles verschwamm, als Tränen Prins Augen füllten.
    Es gab noch drei andere außer Prin und Irkun. Sie hatten das Kernteam so klein wie möglich gehalten, um zu verhindern, dass die Pro-Hölle-Leute dahinterkamen.
    Ihre Couchen standen auf einem Deck, das Blick über die Lagune bis zu den fernen Dünen und dem Meer gewährte. Vögel flogen im Licht der untergehenden Sonne, dunkle Silhouetten vor den bunten Streifen des bewölkten Himmels. Andere Boote oder Hausboote waren nicht zu sehen. Das, auf dem sie sich befanden, wirkte harmlos und unschuldig, verbarg aber eine Hightech-Ausrüstung, und ein Lichtwellenleiter verband es mit den Satellitenanlagen im nächsten Ort, einige Kilometer entfernt. Prin war vor einem halben Tag erwacht. Sie mussten entscheiden, was sie jetzt unternehmen sollten, vor allem in Bezug auf Chay.
    » Wenn wir sie zurücklassen, können wir sie bei ihrer Rückkehr reintegrieren«, sagte Biath. Er war der Bewusstseinsexperte.
    » Selbst mit gebrochenem Geist?«, fragte Prin.
    » Ja«, sagte Biath, und es klang, als wäre dies eine besondere Leistung.
    » Wir nehmen also ein vollkommen gesundes schlafendes Bewusstsein und werfen einen gebrochenen Geist hinein, und es ist der gebrochene, der dann zum Vorschein kommt?«, fragte Yolerre. Sie war die Hauptprogrammiererin, das Genie, dem die Sache mit dem Stacheldrahtcode eingefallen war, um Prin und Chay Gelegenheit zu geben, die Hölle wieder zu verlassen.
    Biath zuckte die Schultern. » Das Neue überschreibt das Alte«, sagte er. » Das ist normal.«
    » Aber wenn wir sie wecken…«, begann Prin.
    » Wenn wir sie wecken, ist sie so, wie sie vor Ihrer Reise durch die Hölle war«, sagte Sulte.
    Er war der Einsatzleiter, ein Ex-Regierungsmitglied und damit eine wichtige Informationsquelle sowie ein weiterer Kommunikationsspezialist. » Aber je länger sie wach ist und eine Art normales Leben führt, desto schwerer wird es, ihre beiden Persönlichkeiten zu reintegrieren: die unwissende hier, ohne die in der Hölle gesammelten Erfahrungen, und die andere, virtuelle, die über alles Bescheid weiß, wo immer sie sich auch aufhalten mag.« Er sah Biath an, der seine

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