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Krieg der Seelen: Roman (German Edition)

Krieg der Seelen: Roman (German Edition)

Titel: Krieg der Seelen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Banks
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unsympathisch fanden.
    » Demeisen, ich möchte Ihnen Ms. Lededje Y’breq vorstellen«, sagte Jolicci zu dem Mann, der an einem Tisch in der Mitte des Raums saß.
    Der Ort wirkte wie eine sonderbare Art von Restaurant, mit runden Tischen, jeder von ihnen mit drei oder mehr Schirmen beziehungsweise einem Holo-Display ausgestattet. Die Gäste der Bar waren hauptsächlich Menschen, die an den Tischen saßen oder halb lagen, vor ihnen in den meisten Fällen Drogennäpfe, Trinkgläser, Chill-Pfeifen und kleine Tabletts mit Speisen. Die Schirme und Holos zeigten Kriegsszenen. Zuerst dachte Lededje, dass es Bilder aus Filmen waren, aber nach einigen Momenten und mehreren scheußlichen Sequenzen gelangte sie zu dem Schluss, dass es sich vielleicht um reale Szenen handelte.
    Die meisten Leute in dem Raum achteten nicht auf die Schirme und Holos, sahen stattdessen Lededje und Jolicci an. Der Mann, den Jolicci angesprochen hatte, befand sich in der Gesellschaft einiger anderer junger Männer, und sie alle schienen sich nach ihren Maßstäben für ausgesprochen attraktiv zu halten.
    Demeisen stand auf. Er wirkte leichenhaft, ausgezehrt und hohlwangig: dunkle Augen ohne Weiß, zwei Höcker anstelle von Augenbrauen, eine flache Nase und mitteldunkle Haut, an einigen Stellen vernarbt. Er war nur durchschnittlich groß, doch seine hagere Gestalt schien ihn etwas größer zu machen. Wenn sich seine Physiologie mit der sichultianischen vergleichen ließ, so deutete eine gewisse Schlaffheit in seinem Gesicht darauf hin, dass er vor kurzer Zeit sehr schnell an Gewicht verloren hatte. Demeisens Kleidung war dunkel, vielleicht schwarz: eine dünne Hose, das Hemd oder die Jacke sehr knapp sitzend, oben zusammengehalten von einem daumengroßen, blutrot glänzenden Edelstein an einem lockeren Halsband.
    Lededje bemerkte, wie sein Blick zu ihrer rechten Hand ging, und deshalb streckte sie sie aus. Seine Hand schloss sich um ihre, und dünne Finger mit zu vielen Gelenken formten eine Art Knochenkäfig. Die Berührung fühlte sich warm an, fast fiebrig heiß, aber die Hand war vollkommen trocken, wie Papier. Lededje sah, wie der dürre Mann zusammenzuckte, und sie stellte fest, dass zwei der Finger eine primitive, improvisiert anmutende Schiene aus einem kleinen Stück Holz oder Plastik trugen, von einem Stofffetzen umwickelt. Irgendwie schaffte es das Zusammenzucken nicht ganz bis zu seinem Gesicht, das ohne deutbaren Ausdruck blieb.
    » Guten Abend«, sagte Lededje.
    » Ms. Y’breq.« Demeisens Stimme klang trocken und kalt. Er nickte Jolicci zu und deutete dann auf die Sitze rechts und links von ihm. » Wheloube, Emmis, wenn ich bitten darf.«
    Die beiden jungen Männer schienen protestieren zu wollen, überlegten es sich dann aber anders. Mit so etwas wie forscher Verachtung standen sie beide auf und gingen stolz davon. Lededje und Jolicci nahmen ihre Plätze ein. Die anderen attraktiven jungen Männer gafften sie an. Demeisen winkte mit einer Hand, und diese knappe Geste ließ die Bilder aus dem Holo-Display verschwinden, das eine besonders grausige Szene gezeigt hatte, den Kampf zwischen einigen Reitern und einer größeren Streitmacht aus Bogenschützen und Fußsoldaten.
    » Ein seltenes Privileg«, sagte Demeisen zu Jolicci. » Wie laufen die Geschäfte des Allgemeinen Kontakts?«
    » Allgemein gut. Wie ist das Leben als Sicherheitsmann?«
    Demeisen lächelte. » Der Nachtdienst ist sehr erleuchtend.«
    Vor ihm befand sich ein kleiner Schlauch, von dem Lededje angenommen hatte, dass es sich um das Mundstück einer Chill- oder Wasserpfeife unterm Tisch handelte– es lagen mehrere andere Mundstücke auf dem Tisch–, aber das Objekt erwies sich als Stab mit glühendem Ende, ohne Verbindung mit anderen Objekten. Demeisen setzte ihn an die Lippen und saugte. Der goldene Stab knisterte, wurde kürzer und hinterließ eine feuerrote Spitze unter einer Wolke aus silbergrauem Rauch.
    Demeisen musterte sie und bot ihr den Stab an. » Eine Droge. Von Sudalle. Narthaque genannt. Die Wirkung ähnelt der von Winnow, aber dies ist herber, weniger angenehm. Der Kater kann schlimm sein.«
    » Winnow?«, fragte Lededje. Offenbar erwartete Demeisen von ihr, dass sie darüber Bescheid wusste.
    Der dürre Mann wirkte überrascht.
    » Ms. Y’breq hat keine Drogendrüsen«, erklärte Jolicci.
    » Tatsächlich?«, erwiderte Demeisen und runzelte die Stirn. » Ist das eine Art Strafe, Ms. Y’breq? Oder gehören Sie zu den verrückten Leuten, die glauben,

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