Krieg der Wächter - Green, S: Krieg der Wächter - Daemons Are forever
dich selbst in die Vergangenheit«, sagte ich entschlossen. »Und finde mir den besten Krieger, den besten Strategen, um mir im kommenden Krieg zu helfen. Finde mir einen guten und loyalen Mann, jemanden, dem ich vertrauen kann. Finde mir das perfekte Individuum, um zu tun, was ich brauche.«
Der Spiegel fokussierte sich im Bruchteil einer Sekunde und zeigte mir ein klares Bild von - Jacob Drood. Zuerst dachte ich, der Spiegel hätte mich missverstanden und einfach nur den Geist von Jacob gezeigt, weil er mir im Kopf herumspukte. Aber je länger ich in das Bild sah, desto deutlicher wurde, dass das Bild, das ich sah, nicht irgendein Geist war. Das war der wirkliche Jacob, der Lebendige - vor langer, langer Zeit. Er sah so viel jünger aus, und weniger kompliziert.
Während ich das Bild anstarrte, brach es mit einem Mal in Bewegung aus und ich sah durch ein Fenster in eine Vergangenheit, in der der lebende Jacob eine kichernde junge Frau in der Kapelle herumscheuchte. Er grinste breit, jagte sie in die korrekt aufgestellten Kirchenbänke hinein und wieder hinaus und das Mädchen blieb ihm sorgfältig nur gerade so viel voraus, dass er ermutigt wurde. Ihre Kleidung suggerierte, dass es sich um das späte achtzehnte Jahrhundert handelte, auch wenn ich noch nie gut in Geschichten und Daten gewesen war.
Ich musste irgendein Geräusch verursacht haben, weil sie beide mit einem Mal innehielten und scharf in meine Richtung sahen. Sie schrien nicht auf oder schienen besonders erschrocken oder verwirrt, immerhin waren sie Droods. Ich konnte die goldenen Reifen um ihren Hals sehen.
Trotzdem stellte Jacob sich schnell zwischen die junge Frau und den Mann, der sie durch ein Loch in der Luft hindurch anstarrte. Ich hielt meine Hände hoch, um zu zeigen, dass sie leer waren, und schenkte ihnen mein beruhigendstes Lächeln.
»Ist schon in Ordnung, Jacob«, sagte ich schnell. »Es ist in Ordnung, ich bin von der Familie. Ich bin Edwin Drood und spreche aus der Zukunft mit dir. Dem einundzwanzigsten Jahrhundert, um genau zu sein. Die Familie braucht dich, Jacob.«
»Wenn Ihr von der Familie seid, so zeigt mir Euren Torques!«, meinte er.
Ich zog mein Hemd auf, um ihm meinen Reifen um den Hals zu zeigen. Jacob hob eine Augenbraue.
»Ein silberner Torques, kein goldener. Hat der Familieneifer so nachgelassen, in Eurer zukünftigen Zeit?«
»Es gab einige Änderungen«, sagte ich. »Aber die Familie besteht immer noch. Du würdest immer noch erkennen, wer wir sind und was wir tun. Die Welt muss immer noch vor vielen Gefahren beschützt werden.«
Jacob nickte langsam, dann drehte er sich zu der jungen Frau um, klatschte ihr fest aufs Hinterteil und bugsierte sie zur Kapellentür hinaus. »Fort mit dir, Jungfer. Das ist eine Sache für Männer.«
Sie kicherte, gab ihm ein letztes keckes Winken und eilte einigermaßen glücklich aus der Kapelle. Ich machte mir eine gedankliche Notiz darüber, Jacob zu sagen, dass er das in meiner Zeit besser nicht versuchte.
»Das hübscheste Hinterteil im ganzen Herrenhaus«, sagte Jacob fröhlich.
»Kann sein«, sagte ich. »Aber warum die Kapelle?«
»Weil die Familie mich aller anderen Gemächer verwiesen hat«, sagte Jacob. »Mir scheint, als sei die Moral deiner Zeit doch sehr geändert und Vergnügen nicht mehr in Mode.« Jacob sah mich augenzwinkernd an. »Aus der Zukunft, sagt Ihr. Darf meine Wenigkeit fragen, wie es kömmt, dass Ihr hier seid und vermögt, mit mir zu sprechen?«
»Merlins Spiegel«, sagte ich und Jacob nickte sofort.
»Ich hatte gedacht, dass dieses tückische und gefährliche Objekt bereits lange verloren sei und dies zu Recht. Die Euren müssen in der Tat verzweifelt sein, auf ein solches Ding zu vertrauen.« Jacob sah mich nachdenklich an. »Wie kommt es, dass ein Mann aus solch zukünftigen Zeiten mein Gesicht kennt und mich beim Namen ruft? Bin ich wohl berühmt und eine Legende in unserer Familie?«
»So in der Art«, sagte ich. »Du musst mit mir in die Zukunft kommen, Jacob, um der Familie zu helfen. Wirst du mitkommen?«
»Zeitreisen sind verboten, nur die Matriarchin kann es ausdrücklich erlauben«, sagte Jacob langsam. »Aber sagt mir, junger Herr, wie geht es in der Welt Eurer Zeit zu? Was gibt es Neues an Wundern und Mirakeln?«
»Komm und find's raus.«
»Ein Verführer!«, meinte Jacob lächelnd. »Ich sollte gestehen, dass die Familie in dieser Zeit nicht recht glücklich ist mit mir. Ich fühle mich in meiner Zeit nicht wohl platziert.
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