Krieg der Wächter - Green, S: Krieg der Wächter - Daemons Are forever
empfangen zu können. Aber das war ein alter Trick der Matriarchin, den sie anwandte, wenn sie mit niemandem sprechen wollte. Also machte ich mich auf den Weg zu ihrer privaten Suite im obersten Stock, und war überhaupt nicht überrascht, als ich dort zwei weitere von Harrys muskelstrotzenden Schlägern die Tür bewachen sah. Sie sahen mich kommen und beide rüsteten sofort hoch. Es schien, als sei auch schon zu ihnen gedrungen, was ich mit den anderen Dumpfbacken angestellt hatte. Ich schlenderte auf sie zu und tat mein Bestes, um beiläufige Sorglosigkeit auszustrahlen. Beide bewegten sich minimal, aber deutlich, um sich mir in den Weg zu stellen.
»Tut mir leid«, sagte der Linke. »Die Matriarchin darf nicht gestört werden. Wir haben unsere Befehle.«
»Sie darf überhaupt nicht gestört werden«, sagte der Rechte. »Unter keinen Umständen.«
»Das habe ich doch gesagt, Jeffrey«, sagte der Erste.
»Naja, ich darf nie was sagen«, sagte der Zweite. »Du übergehst mich immer, Earnest.«
»Hör zu«, meinte Earnest. »Können wir später darüber reden?«
»Du willst nie über etwas reden«, sagte Jeffrey.
Earnest seufzte laut hinter seiner goldenen Maske. »Du bist doch nicht immer noch sauer wegen der Party, oder?«
»Party? Welche Party?«
»Du bist sauer, du bist immer noch stinkig deshalb.«
»Du bist einfach abgehauen und hast mich allein stehen lassen!«, meinte Jeffrey hitzig. »Du weißt doch, dass ich da keinen kannte!«
»Ich hab doch gesagt, dass es mir leid tut, oder? Was soll ich sonst sagen?«
»Lass mich den Leuten drohen. Ich darf ihnen nie drohen.«
»Das liegt daran, dass du das nicht richtig machst«, sagte Earnest.
»Ich könnte es aber! Ein bisschen Übung und ich wäre fantastisch darin!«
»Okay, okay! In Ordnung. Also, du drohst demnächst. Ich stehe hier und sehe zu. Vielleicht lerne ich ja noch was dabei.«
»Entschuldigung«, sagte ich.
Jeffrey drehte sich um und sah seinen Partner an. »Du wirst Bemerkungen machen, oder? Laute und sarkastische Bemerkungen.«
»Nein, werde ich nicht!«
»Doch, wirst du! Du kritisierst mich immer. Du lässt mich überhaupt keinen Spaß haben!«
»Ich überlass dir doch die Drohungen, oder? Hör zu, du darfst ihn sogar als Erster schlagen. Wie wär das?«
»Wirklich?«, fragte Jeffrey. »Ich darf ihn als Erster hauen?«
»Natürlich darfst du! Na los, viel Spaß!«
»Danke, Earnest! Das bedeutet mir wirklich viel! Du bist echt ein guter Freund ...«
»Oh, Mann, mach schon, du großes Weichei. Tritt ihm den Schädel ein.«
Ich entschied, dass ich davon jetzt so viel gehört hatte, wie ich ertragen konnte. Ich nahm Merlins Spiegel aus der Tasche, schüttelte ihn zu voller Größe aus, aktivierte die Transportfunktion und klappte dann den Spiegel erst über den einen, dann den anderen Türsteher und schickte den einen so in die Arktis, den anderen in die Antarktis. Dann ließ ich den Spiegel wieder schrumpfen und lächelte in den leeren Korridor hinein. »Wenn ihr in die Vodyanoi-Brüder lauft, dann bestellt ihnen einen schönen Gruß von mir«, sagte ich.
Ich klopfte höflich an die Tür der Matriarchin und drückte die Klinke, aber es war abgeschlossen. Ich wartete eine Weile, doch niemand öffnete. Ich klopfte wieder, diesmal mit etwas mehr Nachdruck. Jetzt hörte ich auf einmal die Stimme der Matriarchin von der anderen Seite.
»Ja bitte? Wer ist da?«
»Ich bin's, Eddie, Großmutter. Ich bin zurück. Kann ich hereinkommen und mit dir reden?«
»Die Tür ist abgeschlossen. Und ich habe keinen Schlüssel.«
Ich hob eine Augenbraue. »Okay, Großmutter. Ich krieg die Tür schon auf. Du solltest zurücktreten.«
»Wag es nur nicht, meine Tür einzutreten, Edwin Drood! Sie ist eine wertvolle Antiquität!«
Ich seufzte leise in mich hinein. »In Ordnung, Großmutter. Gib mir einen Augenblick.«
Ich kniete nieder und sah mir das Schloss an. Altmodisch, plump und überhaupt kein Problem. Ich rüstete meine rechte Hand auf, konzentrierte mich und eine dünne Verlängerung der seltsamen Materie verschwand im Schloss. Sie passte sich genau den Gegebenheiten an und wurde zu einem Schlüssel. Die Aufgaben und Fähigkeiten eines Droodschen Frontagenten sind zahlreich und vielfältig. Ich schloss die Tür auf, rüstete ab, schubste die Tür auf und ging ins Wartezimmer der Matriarchin.
Sie stand genau in der Mitte des Wartezimmers, ganz allein. Ohne die übliche Anzahl von wartenden Familienmitgliedern, Freunden und Speichelleckern
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