Krieg im Himmel
Es sah aus, als hätte ihn etwas Hartes am Kopf getroffen, so dass ein Teil seiner subkutanen Panzerung eingedellt war. Außerdem war sein Brustkorb aufgerissen.
» Na sdorowje «, sagte er verbittert.
Er nahm einen tiefen Schluck aus der Flasche, zuckte zusammen und spuckte dann einen Zahn aus.
Ich sah mir die Vucari an, die ich getötet hatte. Jetzt erinnerte ich mich an ihren Namen. Es war Andrea. Als wir sie zum Saufen mitgenommen hatten, nachdem sie unsere Ärsche gerettet hatten, hatte sie mit Bibs Oralsexwitze ausgetauscht. Diese Leute hatten sich IHNEN gestellt, obwohl sie kaum noch Munition gehabt hatten, um uns herauszuholen, und das war der Dank, den sie dafür bekamen? Warum zum Henker hatten sie das getan?
Den Heiden hatte ich zwischenzeitlich fast vergessen. Ich blickte zum Flachschirm auf. Der Dämonenwolf rührte sich nicht mehr. Er schien an einem Dornenbaum zu hängen, der durch seinen Körper gewachsen war. Für einen kurzen Moment sah ich den Avatar des Heiden auf dem Bildschirm. Er wirkte mächtig ramponiert. Ich fragte mich, warum virtuelle Verletzungen in dieser Scheinwelt so blutig aussehen mussten. Der Avatar des Heiden verschwand. Mit schwarzem Feuer brennende Tentakel überfluteten die Stelle, wo er gestanden hatte. Das weiße Licht, das ich mit Gott assoziierte, verblasste und erlosch schließlich ganz.
»Mann, tut das weh! Wann hat man auf mich geschossen?«, fragte der Heide mit schmerzerfüllter Stimme. Der reale Heide sah nicht wesentlich besser aus als der virtuelle. Er lag am Boden. Sein Sessel war im Railgun-Feuer vernichtet worden. Er hatte Glück gehabt, dass er nicht ebenfalls zerfetzt worden war. Sein Bart war mit dem Blut getränkt, das ihm aus Mund und Nase gelaufen war. Auch seine Ohren bluteten. Mir war klar, dass eine kräftige Portion Biofeedback nötig war, um so etwas zu bewirken. Dann kamen noch die Schussverletzungen hinzu.
»Hat Demiurg die Station übernommen?«, fragte ich. Meine Stimme klang sogar in meinen eigenen Ohren tot. Als wäre es mir völlig gleichgültig. Ich blickte zu Morag hinüber: immer noch bewusstlos.
Der Heide schüttelte den Kopf. »Noch nicht, aber er wird es tun.« Dann redete er in schnellem Japanisch auf die Yakuza ein. Die chirurgischen Klone glotzten ihren Chef an. Er zögerte lange genug, um das Gesicht zu wahren, bis er nickte. Die Schützen rannten aus dem Bordell.
»Du sprichst Japanisch?«
Der Heide ging nicht auf meine blöde Frage ein. Später erzählte er mir, dass er intensiv mit der japanischen Spezialeinheit auf Barney zusammengearbeitet hatte. »Woher hat er die nötige Prozessor- und Speicherkapazität?«
Der Heide blickte zu mir auf. Er wirkte müde und war von den Schmerzen gezeichnet. »Gute Frage. Sie kamen mit einem Langstrecken-Kampfschiff. In den Systemen eines solchen Schiffs hat nur ein gewisser Teil von Demiurg Platz. Gottes Präsenz in diesem Lager hätte ihm um Längen überlegen sein müssen. Sobald es losging, trennten alle angedockten Schiffe ihre Netzverbindungen zur Station. Alle schiffsinternen Systeme dürften von Gott erfüllt sein. Wenn sie ihre Kapazitäten zusammenschalten, müssten wir es schaffen, Demiurg zu besiegen.«
»Müssten?«, fragte ich nach.
Er zuckte nur mit den Schultern.
»Dürften nicht die meisten abgeflogen sein, als sie merkten, dass hier etwas nicht stimmt?«
»Mehrere haben es versucht. Als Erstes hat Demiurg die Kontrolle über die externen Waffen des Camps übernommen. Zwei Trampfrachter und ein Fabrikschiff wurden zerstört.«
Ich versuchte es, ich gab mir wirklich Mühe, aber diese Nachricht löste in mir nichts anderes als ein stärker werdendes taubes Gefühl aus.
»Die Kapitäne dieser Schiffe haben eine Menge zu verlieren, wenn sie ihre Kommunikation aktivieren und Demiurg siegt.«
»Deshalb werden Itakis Leute« – er nickte in Richtung des Yakuza-Chefs, der mitten im Gemetzel stand und versuchte, es zu verstehen – »die nötige Überzeugungsarbeit leisten, notfalls mit vorgehaltener Waffe.«
»Gibt es irgendwas, das wir tun können?«, fragte ich.
Er wollte den Kopf schütteln, zuckte jedoch im nächsten Moment schmerzhaft zusammen. »Nein. Ich kann nicht gegen dieses Ding kämpfen, und Morag kann es auch nicht.« Für einen Moment nahm sein Gesicht einen panischen Ausdruck an. »Wo ist Morag?«
Ich zeigte dorthin, wo sie auf dem Boden lag, zwischen dem Metall-Kleinholz, das zuvor eine provisorische Barrikade gewesen war.
»Geht es ihr gut?«, fragte
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