Krieg im Himmel
meinen Bauch schützte. Dann hob sie mich auf, trug mich zur Theke und warf mich gegen die Rückwand. Mein Schulterlaser feuerte ihr ununterbrochen ins Gesicht, doch ihr verstärkter Schädel hielt dem Strahl stand, brannte allerdings die Maske aus toter Haut weg. Nun sah ich ihre blutbeschmierten, wutverzerrten Züge und ihre verdammt scharfen Zähne. Sie riss ein Stück Fleisch aus meinem linken Unterarm. Mir wurde klar, dass ich sowieso sterben würde, also machte ich etwas ziemlich Dummes. Ich packte ihre Schnauze mit der linken Hand und setzte meine gesamte verstärkte Muskelkraft ein, um ihren Kopf zurückzudrücken. Sie öffnete das Maul, um mich erneut anzugreifen, und ich rammte ihr den rechten Arm in den Rachen. Sie biss zu, und ihre Zähne drohten die Panzerung meines kybernetischen Arms zu durchdringen. Ich fuhr alle Klingen der Hand aus. Die vier rasiermesserscharfen Klingen drangen mühelos in ihr Gehirn ein. Sie schüttelte sich, zitterte und sackte dann zusammen. Ihre Krallen wurden aus meinem Bauch gerissen, und ich schrie noch lauter als zuvor.
Mudge ritt auf einem anderen Vucari, der im Raum herumtobte und fast jeden tötete, den er mit seinen Krallen erreichte. Ein Schütze neben mir hob seine MP . Er würde Mudge treffen. Irgendwie brachte ich die Energie auf, ihm die Waffe aus der Hand zu schlagen. Mudge prügelte mit bloßer Hand auf den Kopf des Wolf-Cyborgs ein. Ich fragte mich, ob der Vucari überhaupt bemerkte, dass er da war. Cat hob den Laser und brachte sich für einen gezielten Schuss in Stellung, aber Mudge und der Yakuza kamen ihr immer wieder in die Quere.
Ich sah den Gauß-Karabiner, den ich Mudge gegeben hatte, am Boden liegen, stürzte mich darauf, griff nach der Waffe und rollte mich ab.
»Mudge, runter von ihm!«, brüllte ich.
Mudge ließ sich fallen und kauerte sich zu den Füßen des Vucari zu einer schützenden Kugel zusammen. Ich feuerte den Gauß-Karabiner ab und Cat ihren Laser. Die panzerbrechenden, elektromagnetisch angetriebenen Pfeilgeschosse schlugen in den monströsen Cyborg, richteten aber nicht genug Schaden an. Cat überhitzte die Panzerung und den Körper des Vucari, von dem kleine Stücke abgerissen wurden, doch das Ding blieb auf den Beinen. Sein tierisches Schmerzgeheul vermischte sich mit den Schreien vom Flachschirm.
Der Vucari machte einen Satz und stürmte durch das zerstörte Fenster auf die Straße hinaus. Cat nahm die Verfolgung auf. Sie war verrückt. Ich folgte ihr. Ich glaube, ihre Einsatzbereitschaft beschämte mich. Cat feuerte eine Salve nach der anderen auf das Wesen ab, als es einen Turm aus Straßenkojen hinaufkletterte. Die Metallrahmen der Kojen bogen sich unter dem Gewicht des Monsters durch. Ich legte das Gauß-Gewehr an die Schulter. Der SmartLink zeigte mir die Granaten im unteren Lauf des Karabiners. Die Vucari spielten nicht mit Plastikgeschossen herum. Zum Glück übersetzte der SmartLink alles vom Russischen ins Englische.
Ich feuerte die erste Granate ab. Sie raste mit hoher Geschwindigkeit durch die Kojen bis zur Felswand, wo sie explodierte. Trümmer regneten auf Cat und mich, als die Wucht der Detonation den Wolf-Cyborg über die Straße und gegen die Wand auf der anderen Seite schleuderte. Er prallte ab und landete vor uns auf der Straße.
Ich versuchte mich zu erheben. Jetzt war ich richtig wütend. Warum hatten sie das getan? Warum zwangen sie uns, Freunde zu töten? Genau das hatte ich nie gewollt. Es waren gute Leute, auch wenn sie allesamt psychotische Borderliner waren. Aber es waren gute Leute. Und eigentlich waren sie gar nicht borderline. Ich feuerte die zweite Granate ab. Die Nadelgeschosse schlugen ein, doch die meisten glitten funkensprühend von der inzwischen schwer beschädigten Panzerung ab. Er fiel wieder in den Sand, bewegte sich immer noch. Die dritte Granate feuerte ich aus der Hüfte ab. Das Fadenkreuz meines SmartLinks sagte mir, wo sie ihn treffen würde. Die hochexplosive, panzerbrechende 30-mm-Granate drang in seinen Brustkorb ein und explodierte. Ich war zu nahe. Die Druckwelle warf mich zu Boden, meine Zähne schlugen schmerzhaft aufeinander, und ein Vucari-Splitter riss die Seite meines Kopfes auf. Ich hätte fast ein Ohr verloren.
Cat trat zu mir. Ich saß auf der Leiche eines Belt-Zombies. Sie blickte sich um.
»Stehst du auf?«, fragte sie.
Cat und ich kehrten ins Bordell zurück. Mudge lehnte sich gegen die Theke. In der einen Hand hielt er die M-19 und in der anderen eine Flasche Wodka.
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