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Krieg im Himmel

Krieg im Himmel

Titel: Krieg im Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gavin Smith
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wurden, und die Decke bildete ein sehr stabiles und dickes Titanschott. Der Heide bewies erneut seine klassische Bildung, indem er das Ganze als Verlies bezeichnete. Für mich sah es einfach nur wie ein Loch im Boden aus. Und das Loch war leer.
    In diesem Teil der Station flackerte die Beleuchtung immer noch, und wir hatten schon seit längerer Zeit keine Toten mehr gesehen. Wir sahen nur große Mengen Blut, Fleischfetzen und Schleifspuren. Ich glaube, wir waren in der Nähe der verschiedenen Lebenserhaltungssysteme. Das einzige Geräusch war das laute Summen vieler Maschinen.
    Cat, die mit Andreas Railgun bewaffnet war, und ich gaben Deckung, während der Heide das Loch mit der altertümlichen Bezeichnung untersuchte.
    »Er ist tot«, sagte ich zu Cat. Ich konnte mir nicht vorstellen, wie er hier lebend herausgekommen sein sollte. Jemand musste die Luke geöffnet haben. Und dieser Jemand war vermutlich ein sehr gefährlicher, aufgerüsteter russischer Cyborg gewesen.
    »Nicht Merle«, sagte sie mit großer Überzeugung.
    »Selbst wenn er sich befreien konnte, dürfte er nach einem längeren Aufenthalt in diesem Verlies in keiner guten körperlichen Verfassung sein und wäre uns keine große Hilfe«, erklärte der Heide ihr behutsam.
    »Wenn er eine wertvolle Geisel ist, könnte die BPIC ihn woanders hingebracht haben«, sagte Cat, aber ich hörte den Zweifel in ihrem Tonfall.
    »Ich glaube kaum, dass er heute eine hohe Priorität für die Firma hatte. Ich glaube sogar, dass sie gar nicht auf die heutigen Ereignisse vorbereitet war«, sagte der Heide.
    »Hier ist kein guter Platz für ein ausführliches Gespräch«, zischte ich. Hier hatte ich überhaupt kein gutes Gefühl. Im selben Moment, als mir dieser Gedanke durch den Kopf ging, hallte ein unheimliches Heulen durch die steinernen Korridore. Wir alle erstarrten.
    Ich kannte das Geheul von Wölfen, von echten Wölfen. Während meiner Jugend hatte ich es ein paarmal gehört. Das Heulen der Vucari diente in erster Linie der Einschüchterung. Schließlich konnten sie wahrscheinlich problemlos über das von Demiurg kontrollierte Netz kommunizieren. Dieses Heulen jedoch war etwas anderes. Es hatte etwas Trauriges und Verzweifeltes.
    »Ich glaube, wir sollten gehen«, sagte der Heide.
    »Er ist hier und am Leben …«, begann Cat.
    »Ist das nur Intuition?«, wollte der Heide wissen. »Weil wir ein hohes Risiko eingehen und Ärger heraufbeschwören würden.«
    Mir war klar, dass sie auf meine Entscheidung warteten. Ich wusste selbst nicht genau, warum ich beschloss weiterzumachen. Ich wollte weg von hier und ich war mir nicht sicher, ob es sich wirklich lohnte, weiter nach Merle zu suchen. Aber Merle war anscheinend gar nicht der Grund, warum ich weitermachen wollte. Es hatte irgendetwas mit dem Geheul zu tun.
    »Wir gehen weiter.«
    Der Heide widersprach nicht. Er wusste, dass er in einer solchen Situation lieber darauf verzichten sollte.
    Ich hatte keine Ahnung, welchem Zweck die Kammer, in der wir Wladimir fanden, ursprünglich gedient hatte. Ich glaube, unter dem Leichenhaufen waren irgendwelche Maschinen verborgen. Als wir vorbeigegangen waren, hatte ein weiteres trauriges Heulen uns auf seine Anwesenheit aufmerksam gemacht. Ich hatte den Raum als Erster betreten, hatte mich gründlich umgesehen, ob noch mehr von ihnen da waren. Vielleicht versteckten sich einige unter den Leichen, aber die Thermografie zeigte mir nichts Ungewöhnliches. Ich richtete den Gauß-Karabiner auf die Gestalt, die ganz oben auf dem Leichenhaufen hockte. Der Heide und Cat folgten mir. Sie waren zu sehr Profis, um etwas zu sagen, aber ich wusste, dass sie entsetzt auf diesen Anblick reagierten. Der Heide hatte die Geistesgegenwart, den Blick von dem Gräuel abzuwenden und die Tür zu sichern. Man brauchte schon eine Menge Mumm, einer Sache, von der man wusste, dass sie gefährlich war, den Rücken zuzukehren.
    »Was tust du da, Wladimir?«, fragte ich ruhig, während ich versuchte, meine Übelkeit zu unterdrücken.
    Er saß auf den Leichen und riss Fleischstücke heraus, die er sich in den Mund steckte und zerkaute. Sein Gesichtsausdruck zeigte Schmerz, wie ein verwöhntes Mittelklassekind, das gezwungen wurde, etwas zu essen, das es nicht mochte. Ein Teil fiel ihm halb zerkaut wieder aus dem Mund. Ich glaube, es war das Geräusch, das Reißen von Haut und Fleisch, das meinen ohnehin beanspruchten Nerven am meisten zusetzte.
    Als er sich zu mir umdrehte, sah ich, dass er das Gesicht von

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