Krieg im Himmel
jemand anderem trug. Er war von Kopf bis Fuß mit dem Blut anderer Leute besudelt. Im Grunde war der Anblick einfach nur widerlich und entsetzlich, aber gleichzeitig hatte er etwas Mitleiderregendes. Endlich war sein Wunsch, Menschenfleisch zu essen, erfüllt worden, aber es machte nicht den Eindruck, als würde es ihm schmecken. Er war ein Warewolf, der jetzt nur noch ein Ghul war, ein bloßer Aasfresser. Er wirkte müde, als er das Gesicht abnahm.
»Mein Freund«, sagte er traurig, während er weiterhin Fleisch von einer Leiche riss. Die Tätigkeit hatte etwas Zwanghaftes. »Ich habe alles verraten.« Er kaute weiter.
»Warum?«, war die beste Entgegnung, die mir einfiel. Ich war mir nicht sicher, wie viel Zeit uns noch blieb, bevor Cat versuchte, ihn zu erledigen. Wieder riss er ein Stück Fleisch ab.
»Wenn er das noch einmal tut …«, knurrte Cat.
»Das bist nicht du«, sagte ich.
Er hörte auf zu kauen und sah mich an. »Wir beide wissen, wie es ist. Wir staunen immer wieder, wozu wir fähig sind …« Dann klopfte er sich mit der Spitze einer blutigen Kralle gegen den gepanzerten Schädel. »Wenn wir einer größeren Sache dienen.«
»Wurdest du durch etwas gezwungen, das zu tun?«, fragte der Heide. Er sah Wladimir nicht an, sondern bewachte weiterhin die Tür.
»Da ich dich nicht kenne, solltest du mich nicht so vertraulich anreden«, gab Wladimir mit einem Raubtiergrinsen zurück. Seine gespielte Überheblichkeit war wie ein Geist seiner ehemaligen Persönlichkeit. »Ich wollte schon immer ein Monster sein. Es ist viel einfacher, als ein Gott zu sein.«
»Bist du versklavt?«, fragte ich, obwohl offenbar nichts in den Nackenanschlüssen des Vucari steckte.
Er starrte mich nur an. Ich konnte nur zurückstarren.
»Bist du mir etwas schuldig?«, fragte er schließlich.
Darauf wollte ich nicht antworten. Es wäre nicht gut, ganz gleich, in welcher Form ich meine Schulden zurückzahlte. Ich schluckte mühsam und versuchte, den sauren Gallegeschmack zu ignorieren, der in meiner Kehle brannte.
»Ja«, stieß ich nach einer Weile hervor.
»Ich kann es nicht selber tun«, sagte er. Es klang beinahe feierlich.
Als er sprang, sah ich für einen kurzen Moment sein Gesicht. Es war eine Maske aus Hass und wahnsinniger Wut. Wir alle feuerten. Die Railgun wirbelte einen Sturm aus totem Fleisch auf. Trotz der schweren Geschütze dauerte es eine ganze Weile, bis er starb.
Ich empfand nichts, als wir tiefer in den Komplex vorstießen. Der Heide war völlig fertig, aber mich kümmerte es nicht mehr. Ich konnte nur daran denken, dass irgendjemand Wladmir etwas Schlimmes angetan hatte. Ich war mir nicht ganz sicher, aber doch ziemlich sicher, wer das gewesen war.
Wir überquerten eine Metallbrücke über einem tiefen Wasserteich, der in das Gestein des Asteroiden geschnitten worden war. Das Becken war ein Teil der Wasserversorgung. Ein dicker Algenteppich überzog die Oberfläche, zur Unterstützung der Sauerstoffregeneration. Die flackernden Lampen in dieser Sektion leuchteten ultraviolett, um das Algenwachstum zu stimulieren.
Im UV -Licht wirkte der blutüberströmte Vucari, der von der Decke fiel und ein fremdes Gesicht trug, irgendwie surreal. Ich glaube, Mudge hätte es genossen. Mir kam es sehr unwirklich vor. Der Vucari landete zwischen Cat und mir. Cats Blut sah im UV -Licht schwarz aus, als er eine Kralle über ihren Rücken zog. Der Schlag riss sie von den Beinen und warf sie auf den Metallsteg. Als er sich zu mir umdrehte, sprang ich zurück und versuchte das Gauß-Gewehr in Schussposition zu bringen. Mir war klar, dass der Heide hinter mir ebenfalls auf das Wesen anlegte. Doch dann erstarrte der Vucari plötzlich. Blut, sein eigenes Blut, rann ihm aus dem Maul, dann kippte er vorwärts um. Ein scharfkantiges Stück Metall ragte ihm aus dem Nacken, wo die Panzerplatte seines Schädels an die Rückenplatte stieß. Selbst wenn man berücksichtigte, dass die behelfsmäßige Waffe zwischen die zwei Platten gestoßen worden war, musste es mit großer Kraft geschehen sein, um die subkutane Panzerung zu durchdringen. Trotz allem war ich beeindruckt.
Hinter dem am Boden liegenden Vucari stand ein nackter Mann von ungefähr meiner Größe. Ich hatte keine Ahnung, woher er gekommen war. Er atmete schwer, und seine rechte Hand blutete stark. Er hatte kein bisschen Fett am Körper und sah unterernährt aus. Ich bemerkte die hohen Wangenknochen, die einem Gesicht wie seinem einen brutalen Ausdruck verleihen
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